Was die Versoftung der ureigenen Nerd-Hobbys angeht, ist das von Ubisoft überraschend angekündigte Might & Magic Showdown nur der nächste logische Schritt: Kartenspiele haben bereits den PC erobert, warum sollte nicht als nächstes die Stunde der Tabletop-Spiele schlagen?
Miniaturen sammeln, nach Lust und Laune anpinseln und seine selbstgemachten Meisterwerke dann in epische Schlachten führen - das könnte auch als Videospiel faszinieren! Im Zuge der Ankündigung ist Showdown ab sofort im Early Access auf Steam verfügbar. Wir hatten einen Vorab-Zugang und konnten bereits reinspielen.
Schöne Überraschung für Künstler
In Showdown gibt es über 50 Miniaturen aus den Might & Magic-Spielen zu sammeln, von Inquisitoren bis zu Ork-Kriegern. Und keine Sorge: »Sammeln« heißt hier überraschenderweise nicht, haufenweise Free2Play-Moneten hinzublättern! Das würde sich ganz klar anbieten, sind doch auch echte Tabletop-Spiele ein recht teures Hobby, aber in Showndown zahlen wir nur einmal den Festpreis und spielen uns die Figuren dann ingame durch erfolgreiche Schlachten frei. Klasse!
Jeder Charakter bietet mehrere vorgefertigte Skins, aber deutlich spannender ist es doch, seine Figuren selbst zu bemalen! Dazu enthält Showdown ein eigenes Tool. Wir färben entweder bestimmte Flächen der Figur mit einem Klick um oder pinseln sogar völlig frei mit der Maus. Zur Wahl stehen verschiedenste Farben in Leder-, Plastik-, Metall- oder Leuchtausführung. Das ganze funktioniert richtig gut, wir hatten viel Spaß dabei, unsere Recken nach unserem Geschmack zu gestalten.
Böse Überraschung für Taktiker
Aber Showdown schwächelt, sobald es tatsächlich aufs Schlachtfeld geht. Wo es bislang die Faszination eines Tabletop-Miniaturenspiels richtig gut eingefangen hat, schießt es hier komplett daran vorbei. Denn Spiele wie Warhammer leben von Schlachten mit teils dutzenden Figuren und einem komplexen, strategisch anspruchsvollen Regelwerk - in Showdown dagegen führen wir lediglich eine Handvoll Miniaturen in simple Echtzeitschlachten, die höchstens ein paar Minuten dauern.
Might & Magic Showdown - Screenshots ansehen
Direkt steuern dürfen wir dabei nur unseren Helden, allen anderen Figuren können wir nicht einmal direkte Befehle geben. Wir stellen ihnen vorher festgelegte Taktiken ein, zum Beispiel soll unser Heiler immer den am schwersten verwundeten Verbündeten zusammenflicken. Auf überraschende Wendungen können wir also nur mit dem aktiv steuerbaren Helden reagieren - und der fühlt sich dafür arg dumm an. Haben wir ein Ziel ausgewählt, klicken wir in einer Leiste an, welche Spezialfähigkeiten er dagegen nutzen soll.
Nur: Lassen wir ihn zum Beispiel einen Flammenschlag ausführen, läuft danach dessen Cooldown, aber die Feuerklinge bleibt die ausgewählte Fähigkeit - was bedeutet, dass unser Held von sich aus einfach gar nichts macht, bis wir er sie erneut schwingen kann oder wir ihm einen anderen Befehl geben. Sogar der ganz normale Standardangriff ist eine »Fähigkeit«, die wir manuell anklicken müssen, wenn alle anderen noch abklingen, sonst steht unser Held tatenlos herum. Das fühlt sich nach sinnloser Beschäftigungstherapie an, die kaschieren soll, dass wir mit nur einer steuerbaren Figur eigentlich recht wenig zu tun haben.
Der Fairness halber haben wir noch nicht alle 30 Missionen der Kampagne gespielt (die übrigens keine Story erzählt, sondern mehr ein langes Tutorial für die Multiplayer-Duelle sein will) und auch noch nicht alle Figuren gesammelt. Möglicherweise wird das Spiel also noch komplexer, auf uns machte es aber einen übermäßig simplen Eindruck - und das steht einem Tabletopspiel nicht gut zu Gesicht.
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