20 Jahre GameStar: Petra Schmitz - Mit dem Stellvi in einer WG

Die erste Zeit bei GameStar war ein bisschen so, als wäre Petra vom stellvertretenden Chefredakteur und dessen Frau adoptiert worden.

Würdet ihr bei diesem Mann einziehen? Würdet ihr bei diesem Mann einziehen?

Eigentlich hätte ich - wenn ich mich richtig erinnere - schon anderthalb oder zwei Wochen nach dem Vorstellungsgespräch bei der GameStar anfangen sollen, aber hey, ein Umzug und der ganze andere Orgakram (kopflos in Wäschebergen sitzen, eine gebrauchte Waschmaschine organisieren, der Mutter die Töpfe aus dem Schrank klauen etc.pp.) in nur zwei Wochen? Keine Chance! Außerdem - wo sollte ich denn überhaupt wohnen? Schon im Jahr 2000 waren Unterkünfte in München nicht gerade preiswert, außerdem wollte ich auch gar nicht in der Stadt leben. Ich mag es, nachts die Fenster offen zu lassen, ohne Oropax benutzen zu müssen. Ich mag es, aus dem Haus zu gehen und nicht zwischen lauter mir unbekannten Menschen zu stehen. Ich wollte also aufs Land, hatte ja ein Auto. Und so geschah es, dass Martin Deppe eines Tages im Laufe eines unserer »Bis Anfang April biste aber hier, nä?!«-Telefonate anmerkte, dass die kleine 50-Quadratmeter-Wohnung neben seiner gerade frei geworden wäre. Und dass die ganz süß und auf dem Land sei. Und dass die eine Küche hätte. Und dass man dann ja Fahrtkosten sparen könne, weil man natürlich gemeinsam ins Büro brausen würde.

Ich kann mich gar nicht daran erinnern, ob ich mir die Bude überhaupt mal vorher angeschaut habe, aber ich hab' sie genommen. Und nicht bereut. Nicht nur, dass es wirklich schnuckelige 50 Quadratmeter waren, sie hatten auch eine Geschichte. Die Vormieterin war darin gestorben und ihr Dahinscheiden war eine Woche lang nicht bemerkt worden. Das erzählte mir Martin allerdings erst, nachdem ich eingezogen war. Besser so!

Die Autorin
Als Petra nach dem Bewerbungsgespräch zuhause wieder aufschlug, wartete bereits eine Mail in ihrem Postfach. Betreff: »Ruf mich an!«, Absender: Martin Deppe. Und der erste Satz, den Martin dann am Telefon zu ihr sagte, lautete: »Hast du ein Dirndl?« Petras Antwort so in etwa: »Hä?« Von der Reise im wahnsinnig kalten Nachtzug von München nach Köln und einer anschließenden Schunkelei im Bus über die Dörfer war sie völlig durch den Wind. Dann die Erklärung, dann Verstehen, dann Jubel. Ein Dirndl hat sie bis heute nicht.

Wie auch immer, ich wohnte also gleich von Beginn an Tür an Tür mit meinem stellvertretenden Chefredakteur. Und seiner damaligen Frau. Das hatte fantastische Vorteile. Martins Frau war - obwohl die beiden keine Kinder hatten - ein bisschen der Mamatyp. Und ich war stets zum Frühstück eingeladen. Morgens früh fiel ich also nur aus dem Bett ins Bad und dann gleich in die Bude der Deppes, um mich dort an den gedeckten Tisch zu setzen. Was das Kohle gespart hat! Danach ging's mit Martins ollem Golf und später mit seinem neuen PT Cruiser ins Büro. Dabei hörten wir Radio und kreischten um die Wette, wenn mal wieder die schreckliche Seitenbacher-Leckerleckerlecker-Werbung lief. Was das Kohle gespart hat! Abends fuhren wir gemeinsam heim und fuhren uns vielleicht noch eine Tiefkühlpizza auf dem deppeschen Sofa rein. Was das Kohle gespart hat! Dann schluffte ich rüber zu mir, ins Bad, dann ins Bett und am nächsten Tag wiederholte sich alles. Meine Wohnung war für eine ganze Weile eigentlich nur so eine Art großes Kinderzimmer.

Arbeit, Arbeit, Arbeit! Echt! Arbeit, Arbeit, Arbeit! Echt!

Direkt neben den Deppes zu wohnen, hatte aber auch Nachteile. So musste ich immer ganz ernst nicken, wenn Martin gegenüber seiner Frau behauptete, wir kämen nur deswegen so spät aus dem Büro, weil Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und nicht etwa, weil wir bis halb 11 abends mit den Kollegen den gerade angesagten Shooter im Büro-LAN gespielt hatten. Und ich musste die Unterhaltungsdame für Frau Deppe spielen, wenn Martin sich mal wieder mit Heroes in sein Arbeitszimmer verkrümelt hatte - was ziemlich oft vorkam. Trotzdem war es eine tolle Zeit. Und hey, wer kann schon von einem LAN quer über den Hausflur, um mit und gegen den Chef Quake zu spielen, erzählen? Fun Fact: Martin kann nicht strafen. Trifft dafür aber umso besser.

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