Seite 2: 22 Bullets - Jean Renos eiskalte Rache

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Tödliche Taugenichtse

Wem Renos Gegenspieler Kad Merad bekannt vorkommt, ihn aber nicht gleich zuordnen kann, der darf an die Hitkomödie Willkommen bei den Sch’tis erinnert werden. Merad spielte darin den trotteligen Büroarbeiter, der sich der ulkigen Dorfsippe mit ihrem lustigen Akzent ausgeliefert sah. Hier gibt er den gefährlichen Klischee-Gangsterboss Tony, der so hart ist, dass seine eigenen Handlanger Angst vor ihm haben. Merad verleiht ihm einige Ticks, so hat er ständig Migräne und nervt als anstrengender Hypochonder, doch die Mischung aus gefährlichem Anführer und Charakter mit amüsantem Spleen will nicht so wirklich funktionieren. Auch sein Finale mit Mattei enttäuscht und ist einem Bösewicht eines solchen Films nicht würdig.

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Richtig schlecht sind Tonys Handlanger, die zur dümmsten Sorte ihrer Art gehören. Es sind zwar sadistische Mistkerle, doch sie sind idiotisch, und was noch schlimmer ist, ständig unvorbereitet. Mattei besucht Tonys Truppe gegen Mitte des Films und gibt es ihnen fast schriftlich, dass er sie alle nacheinander töten wird. Doch selbst als die ersten unfreiwillig ins Gras beißen, bleiben die anderen unachtsam und lassen sich leicht übertölpeln. Dadurch, dass die Gegenseite eher schwach ausstaffiert ist, bleibt Renos Rachefeldzug leider recht einseitig, zuweilen sogar spannungsarm. Als zusätzlicher Störfaktor wird noch die ältere Polizistin involviert, doch als Repräsentantin des Gesetzes bleibt sie relativ irrelevant und spielt auch im Verlauf der Filmhandlung keine größere Rolle.

Tolle Topfpflanzen

Das 22 Bullets als trübe, traurige und harte Gangstergeschichte intendiert ist und Dramencharakter hat, stört nicht, doch der Film bleibt dafür insgesamt zu anspruchslos. Im Vergleich zum Meisterwerk Léon – Der Profi hat 22 Bullets keinen spürbaren emotionalen Hintergrund. Das Attentat auf Mattei ist schlimm, doch es wird insgesamt verharmlost, da er zu schnell wieder auf den Beinen ist. Seine Familie bedeutet ihm alles, doch dem Regisseur bedeutete sie offenbar nur wenig. Verglichen mit Renos Klassiker hatte Profi Léon eine engere Bindung zu seinen Topfpflanzen als Mattei zu seinem Spross.

Der Film basiert zum Teil auf Franz-Oliver Giesberts Buch L’immortel. Der Film basiert zum Teil auf Franz-Oliver Giesberts Buch L’immortel.

Die circa 115 Minuten fallen lang aus, da immer wieder Rückblicke eingestreut sind, die Matteis frühen Werdegang als Killer beleuchten sollen. All diese Szenen hätte man sich jedoch sparen können, da sie von den jungen Pendants schwach gespielt sind und letzten Endes auch für die Handlung und das Verstehen der Figur nicht wichtig sind. Regisseur Richard Berry fängt seinen Film in düsteren Bildern ein und macht viel aus Renos Präsenz, es fehlt jedoch Feingefühl für die Action, die aufregender sein könnte und ein Gespür für die übrigen Darsteller, die mehr leisten könnten.

Fazit

Christian Mester (bereitsgesehen.de): 22 Bullets könnte ein bisschen kürzer, spannender und emotionaler sein, aber im Großen und Ganzen ist der Film ein solider Genre-Beitrag. Ins Kino muss man für diesen Streifen aber nicht und wer sich für französische Großkriminelle interessiert, leiht sich lieber den Zweiteiler Public Enemy No. 1 mit Vincent Cassell aus. Der ist zwar nicht ganz so düster, dafür interessanter und packender.

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