Strategie im Stile der 90er
Abgesehen vom Online-Part erinnert Age of Empires Online vornehmlich an einen Mix aus den bisher erschienen Age-of-Empires-Teilen. Er versprüht daher auch leichten Retro-Charme, zumal wir es hier mit ganz, ganz klassischer Aufbau-Strategie zu tun haben. Wer an den Strategie-Klassikern der 90er-Jahre besonders den Basenbau mochte, kommt hier voll auf seine Kosten.
Der läuft nach dem klassischen Schema ab: Man lässt seine Arbeiter erst mal was zu futtern besorgen, was AoE-typisch auf vielerlei Arten passieren kann: Beeren pflücken, Wild erlegen, Fische fangen oder sich mit herumstreunenden Wölfen und Wildschweinen anlegen. Ab und an weiden auch ein paar besonders ergiebige Kühe in der Nachbarschaft.
Den steigenden Nahrungsvorrat investiert man in zusätzliche Arbeiter, die sich dann dem Abbau der weiteren Rohstoffe Holz, Gold und Stein widmen können. Mit diesen wiederum lassen sich allerlei Gebäude wie Türme oder Militäreinrichtungen hinstellen. Mitunter haben es die Entwickler mit Schema F übertrieben: Oft ist auch dann der komplette Basenbau möglich, wo es von der Mission her gar nicht nötig ist.
Erst mit einer funktionierenden Infrastruktur lassen sich in der Regel die eigentlichen Missionsziele angehen. Die sind zwar durchaus abwechslungsreich, aber zumeist wenig innovativ. Abgefeiert wird hier die ganze Strategie-Palette von Standard-Angriffsmissionen über die Befreiung von Leuten oder die Zerstörung bestimmter Gebäude bis hin zu Durchhalteaufträgen (»Dein Dorfzentrum muss zehn Minuten überleben«).
Auf Dauer fehlt es dabei etwas an frischen Wind, zumal die Missionen nicht dynamisch gestaltet sind. Alle zu erfüllenden Ziele stehen von Anfang an fest, während eines Einsatzes ergeben sich keine neuen Aufträge, es fehlt an Spannung und auch mal einer überraschenden Wendung. Eine durchgehende Story existiert erst gar nicht.
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Siedeln der gemütlichen Art
Trotz dieser Mängel vermittelte das charmante, locker-leichte Age of Empires Online während unserer Beta-Testphase sehr viel Spielspaß. Vor allem dann, wenn man es etwas gemütlicher mag: Das Siedeln und Sich-entwickeln steht im Vordergrund.
Militär und die damit bestrittenen Scharmützel nehmen zwar einen wichtigen Part ein, sorgen aber zumindest im Singleplayer-Modus nur selten für einen erhöhten Stresslevel. Meist lassen sich zumindest untergeordnete Ziele schon mit einem überschaubaren Trüppchen einnehmen oder zerstören. Eine richtig große Armee ist selten nötig, zumal die Computer-KI mehr von der sanften und auch nicht überschlauen Sorte ist.
Überfällen muss man sich eher selten erwehren, die Gefahr ist dank einer meist eigenen Überlegenheit schnell abgewendet. Selbst in Verteidigungsszenarien kommt die KI eher schwerfällig und oft nur mit einzelnen Leutchen angetröpfelt. Grundsätzlich widmet sie sich lieber dem Ausbau der eigenen Siedlungen, weshalb der Schwierigkeitsgrad von Age of Empires Online lange sehr niedrig angesiedelt ist und auch im späteren Verlauf nur langsam anzieht. Das haben wohl auch die Entwickler gemerkt: Mitunter gibt es bei Missionen einen »Expert«-Button, wodurch der Anspruch zumindest etwas anzieht.
Als indirekte Folge ist eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den einzelnen Truppentypen weitgehend überflüssig. Im Zweifelsfalle gelten die althergebrachten Strategie-Devisen »Viel hilft viel« und »Je stärker, desto besser«. Sprich: Soweit man es sich leisten kann, baut man am besten große Armeen mit gemischten und dabei möglichst durchschlagskräftigen Einheitentypen. Für Vielfalt ist immerhin gesorgt, jedes der Völker kommt auf Dutzende verschiedene Krieger.
Schießendes HQ
Dass hier Entwickler am Werk sind, die teilweise schon bei den älteren Teilen zugange waren, merkt man an einigen für die Serie typischen Details. Etwa das selbst schießende Dorfzentrum, das besonders in Multiplayer-Partien allzu frühe Rush-Blitzangriffe erfolgreich verhindert. Oder die frei auf der Karte platzierbaren Gebäude. Besonders praktisch ist das bei den militärischen Einrichtungen, da die eigenen Einheiten bei einem geplanten Angriff nicht jedes Mal über die komplette Karte schlappen müssen.
Die größte Abwechslung im Missions-Allerlei bieten die so genannten »Challenges«. Zwar handelt es sich auch dabei um typische Strategie-Aufgaben. Allerdings kann man sie mehrmals unter immer schärfer werdenden Rahmenbedingungen wiederholen - eine höchst motivierende und spaßige Idee.
In der ersten Challenge müssen wir beispielsweise eine kleine Siedlung soweit entwickeln und Rohstoffe einsammeln, bis zehn Farmen gebaut worden sind. Und das innerhalb von zehn Minuten, was kein großes Problem darstellt. Auch noch nicht bei neun oder acht Minuten. Bei der Vorgabe sieben Minuten wird’s dann schon kniffliger, bei sechs Minuten muss schließlich jeder Handgriff sitzen, und fünf Minuten erscheinen unschaffbar - bis man sich selbst doch das Gegenteil bewiesen hat.
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