Age of Empires Online – Interview mit Chris Taylor und Danan Davis - »Wir werfen Mikrotransaktionen raus«

Im GameStar-Interview sprechen Chris Taylor vom Entwickler Gas Powered Games und Danan Davis von Microsoft über das Geschäftsmodell von Age of Empires Online und die Arbeit an einer neuen Form von Echtzeit-Strategiespiel.

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Age of Empires Onlinewurde bis Anfang 2011 von Robot Entertainment entwickelt, dann übernahm Gas Powered Games. Wir sprachen mit dessen Chef Chris Taylor und Danan Davis, Executive Producer für Age of Empires Online bei den Microsoft Game Studios, über den Entwicklerwechsel, Makrotransaktionen statt Mikrotransaktionen und die Erkenntnis, dass Spieleentwicklung wie der Bau eines Rummelplatzes ist.

Danan, seit dem letzten Age of Empires sind sechs Jahre vergangen. Warum hat das so lange gedauert?

Danan Davis: Die Age-of-Empires-Teile haben jeweils über einen größeren Zeitraum Erfolge gefeiert, und so haben wir auch zu Age of Empires 3noch zwei Erweiterungen (Asian Dynastiesund War Chiefs) heraus gebracht. Zudem hatten sich die Ensemble Studios [mittlerweile aufgelöster Entwickler der Age-of-Empires-Spiele; Anm. d. Red.] damals Halo Wars zugewandt. Sie waren übersättigt von Age of Empires und brauchten erst mal eine Verschnaufpause. Andererseits hat sich die Industrie aber auch vom Echtzeit-Strategie-Genre wegbewegt.

Erst vor drei Jahren haben wir uns erneut zusammengesetzt und darüber nachgedacht, was man mit dieser Marke noch anfangen könnte, wie wir sie weiterentwickeln und etwas Neues schaffen könnten. Erst danach konnten wir das Projekt angehen. Wir haben diese Zeit gebraucht, um die Entwicklung der Spieleindustrie abzuwarten und zu sehen, wie man heutzutage Echtzeit-Strategiespiele wieder zu einem echten Erfolg verhilft.

Danan Davis (links) und Chris Taylor (rechts) haben sich ausgezeichnete Lektüre ausgesucht. Und sprachen nebenbei mit uns über Age of Empires Online. Danan Davis (links) und Chris Taylor (rechts) haben sich ausgezeichnete Lektüre ausgesucht. Und sprachen nebenbei mit uns über Age of Empires Online.

Chris, wie sind du und Gas Powered Games dann in die Entwicklung eingebunden worden?

Chris Taylor: Mit Microsoft verbindet uns eine sehr enge Beziehung, die mittlerweile 12 bis 13 Jahre zurückreicht, bis zu Dungeon Siege. Letzten Herbst sind sie auf uns zugetreten und haben gefragt: Seid ihr daran interessiert, mit uns an diesem Spiel zu arbeiten und dafür Inhalte zu erstellen? Sowas wie die Booster-Packs und die ganzen Empire-Extras und das ganze Zeug. Wir sagten: Klar! Lasst uns das probieren! Es hat so gut funktioniert, dass ich nun hier sitze und mit euch darüber rede. Das ist das Ergebnis einer großartigen Partnerschaft und der Synergien, die wir darauf verwenden, die Marke Age of Empires zukunftsfähig zu machen.

Age of Empires ist eine klassische Echtzeit-Strategie-Serie, während deine Strategie-Spiele eher für ihre gewaltige Anzahl an Truppen bekannt sind. Wie groß war für dich die Umstellung?

Chris Taylor: Um ehrlich zu sein war das ein echtes Vergnügen, denn wir konnten uns auf ganz andere Teile der Spielmechanik konzentrieren, als uns mit Fragen zu beschäftigen wie: Wie kommen wir von 200 Einheiten auf 500 und dann auf 1.000? Ebenso bei Karten: Noch größer, noch größer – nur die Größe zählt!
Mit der Technologie Schritt zu halten und zu wachsen ist wichtig, aber es ist nicht alles. Es ist toll, mit dem Spiel neue Bereiche zu betreten wie die persistente Online-Welt, die Kontakte, die du mit deinen Freunden pflegen kannst oder die unterschiedlichen Spielmodi wie PvP oder das Booster-Pack »Verteidigung Kretas«, das man sowohl im Koop als auch einzeln bestreiten kann. Das ist sehr erfrischend.

Age of Empires Online - Screenshots ansehen

Die ersten drei Age of Empires hatten einen sehr naturalistisches und realistisches Aussehen. Warum nun der Wechsel zu einer Comic-Grafik?

Danan Davis: Aus einigen Gründen. Wir wollten bei der Wiederbelebung der Serie etwas Frisches machen, ohne uns von der Essenz des Age-of-Empires-Looks zu verabschieden. Die Welt von Age of Empires war immer eine sehr helle und einladende, ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. So scheint bei Age of Empires zum Beispiel immer die Sonne!

Chris Taylor: (lacht) … das ist gut. Und so wahr!

Danan Davis: Ja, es ist wahr. Genau das wollten wir beibehalten, ohne den realistischen Look zurückzubringen. Denn würden wir es realistisch gestalten, sähe das Spiel im Laufe der Jahre mit den ganzen neuen Grafikkarten irgendwann alt aus. Wir wollen sozusagen dem Lauf der Zeit widerstehen.

Überhaupt, was war wirklich das Stilbildende an Age of Empires? Da läuft ein Dorfarbeiter herum, schießt einen Elefanten und trägt einen gewaltigen Fleischbrocken nach Hause. Daran ist so gar nichts Realistisches. Dafür hat es einen Touch von Humor, und das ist der wahre stilbildende Moment. Das wollten wir mit der Comic-Grafik noch besser herausarbeiten.

Ein anderer, eher praktischer Grund ist, dass das Spiel auf so gut wie allen Rechnern laufen soll, auch die mit schwächerer Hardware. Dafür wird es in einigen Jahren noch ansprechend und einzigartig aussehen. Das funktioniert mit realistischer Grafik nicht so gut.

Age of Empires Online übernimmt zahlreiche Spielmechaniken aus Online-Rollenspielen. Woher stammt diese Idee?

Danan Davis: Das Genre der Echtzeit-Strategie trat auf der Stelle. Wir mussten uns fragen, wie wir das Genre hin zu einer neuartigen Spielerfahrung weiterentwickeln konnten. Wir schauten uns also an, was Spieler in anderen Bereichen und im Internet so trieben.

Gerade bei den Web-Games dominieren die Rollenspiel-Elemente. Hunderte von Millionen Spieler beschäftigen sich damit. Offensichtlich mögen sie die Level-Aufstiege und den Zuwachs an Macht und Fähigkeiten mit fortschreitender Spieldauer. Jetzt mussten wir uns Gedanken darüber machen, wie wir das so ein Echtzeit-Strategiespiel implementieren, dass es im Kern trotz allem noch ein reinrassiges Echtzeit-Strategiespiel bleibt, was uns sehr wichtig ist.

Man spielt den Echtzeit-Part und führt darin seine Strategien aus, aber man wird dafür nun noch zusätzlich belohnt. Man erhält Erfahrungspunkte und Ausrüstungsgegenstände und wird von Mal zu Mal besser. Das ist sozusagen eine natürliche Paarung von Echtzeit-Strategie und Rollenspiel.

Man kann Age of Empires Online komplett als Einzelspieler-Titel angehen und die ganze Zeit für sich selbst spielen. Ist das so beabsichtigt?

Danan Davis: Ja, das ist Absicht. Es gibt viele Wege, Age of Empires Online zu spielen, und natürlich kannst du dich auch ganz auf das Einzelspieler-Erlebnis konzentrieren und alles andere ignorieren. Dir entgehen dann zwar einige gute Teile des Spiels, aber du kannst trotzdem eine tolle Spielerfahrung machen.

Wenn dir danach sein sollte, dann lade einfach einen Freund dazu ein und startet eine Koop-Party. 90 Prozent unserer Quests können auch im Koop-Modus absolviert werden. Wir gestalten das sehr zugänglich, sodass man ohne Umschweife sofort in ein Koop-Spiel springen kann. Das Gleiche gilt auch für die PvP-Region Sparta, die den Spielern ab Level 6 offen steht. Hüpf rein, mach ein paar Minuten PvP, und danach spielst du wieder für dich weiter. Der Spieler ist da nicht festgelegt und kann jederzeit zwischen den unterschiedlichen Spielerfahrungen hin und her springen.

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