Seite 2: Alan Wake im Test - Alans PC-Erwachen

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Alans Anstrengung

Wie auch in David Lynchs Vorlage lauert eine unbekannte Macht irgendwo in den Wäldern um Bright Falls. Und genau dahin muss Alan, um Alice wiederzubekommen und um dem ganzen Spuk (vielleicht) ein Ende zu bereiten. Die Action-Abschnitte des Spiels stellen uns vor mehrere Herausforderungen. Zu Beginn ist es die Angst, die wir verspüren, wenn wir uns nur mit Taschenlampe und einem Revolver bewaffnet in die Dunkelheit wagen. Später im Spiel kämpfen wir mit Verschleißerscheinungen. Die linearen Wege von A nach B werden lang und länger, die Gegner nerven, Grusel weicht nach und nach Anstrengung.

Dabei ist die Spielmechanik grundsätzlich nicht falsch. Sie passt zum Rest. Schreibtischsportler Alan ist kein Supermann, der sich wie Tarzan durch die Wälder schwingt und reihenweise Gegner umnietet. Alans Bewegungsspektrum bleibt klein, er kann beispielsweise nur wenige Sekunden lang sprinten. Seine Taschenlampe frisst Batterien wie Kaninchen Löwenzahn und seine Waffen leiden oft unter Munitionsmangel.

Unter diesen Voraussetzungen tritt er unter anderem gegen von der Finsternis befallene Menschen an, die er erst durch Licht (Taschenlampe!) verwundbar machen kann. Die Kameraführung, die so nah an Alan dran ist, dass man von hinten anrückende Gegner oft nicht rechtzeitig ausmachen kann, ist dabei zwar Absicht, aber führt im Ergebnis bei uns mehr zu Frust als zu gesteigerter Furcht.

Licht bedeutet für Alan nicht nur Sicherheit, sondern auch Heilung. Licht bedeutet für Alan nicht nur Sicherheit, sondern auch Heilung.

Wie gesagt: Zu Anfang ist es in bester Survival-Horror-Manier die Angst und die Anspannung, die diesen Spielteil bestimmen - und das in Zeiten, in denen sich selbst die Großen des Genres wie Resident Evil und Silent Hill der Action zuwenden. Später verkommen die Lauf- und Kampf-Abschnitte in Alan Wake allerdings zur Fleißarbeit, weil sie zu lang und zäh geraten sind.

Daran können auch nützliche Leuchtfackeln, feindzersetzende Blendgranaten und gelegentliche Minirätsel kaum etwas ändern. Remedy hätte gut daran getan, die Ausflüge in die Wälder mehr zu staffeln, sie in kleinere Häppchen zu unterteilen, um Abnutzungserscheinungen zu vermeiden.

Die Versionen
Alan Wake gibt's ab dem 16. Februar via Steam und ab dem 2. März auch im Laden. Der Publisher Nordic Games bietet zwei Versionen an, einmal die normale (knapp 40 Euro) und einmal die so genannten Limited Edition (knapp 50 Euro).

Schon in der normalen Ausgabe stecken einige Goodies: der Soundtrack (ohne Popsongs), Postkarten, ein Poster und Aufkleber. In der Limited Edition finden sich überdies noch die 145 Seiten starken »Alan Wake Files« (auf Englisch), eine Making-of-DVD und zuschaltbare Audio-Kommentare der Entwickler.

Veraltet und trotzdem schön

Stichwort »Abnutzungserscheinungen«: Remedy kündigte Alan Wake bereits 2005 an, für die Xbox 360 erschien es dann 2010 und jetzt erst taucht es auf dem PC auf. Dass die Grafik folglich nicht mit aktuellen Top-Titeln des Genres mithalten kann, liegt auf der Hand. Alles wirkt ein wenig angestaubt, ein wenig altbacken: Texturmatsch hier und dort, undynamische Schatten, hölzerne Animationen, Shader-Mangel.

Das alles stört allerdings überraschenderweise kaum, denn Bright Falls und Umgebung sind teuflisch stimmungsvoll eingefangen. Allein die Bergkulisse, die sich immer wieder über Szenen spannt, entschädigt für die Grafikmacken und schafft eine imposant-bedrohliche Atmosphäre.

Alan landet zeitweise in der Klapsmühle von Dr. Hartman. Alan landet zeitweise in der Klapsmühle von Dr. Hartman.

Dass die zentralen Figuren obendrein so nachvollziehbar in der Welt verortet sind, trägt sein Übriges zur dichten Stimmung bei. Wir fühlen mit Alan, auch und nicht zuletzt, weil er das Geschehen und sein Innenleben stets aus dem Off kommentiert. Mit einer auch in der deutschen Version sehr passend gewählten Stimme. Auch der Rest der Vertoner-Riege macht einen guten Job, also keine Angst vor Fremdschäm-Wortmeldungen.

Blöd nur, dass Remedy gerade beim an sich exzellenten Sound ein wenig geschlampt hat: Die handlungstreibenden Zwischensequenzen laufen hörbar lauter ab als der Rest des Spiels. Da hätten wir ganz gerne dringend einen Patch. An den bald mühsam werdenden Action-Abschnitten wird man wohl nichts mehr drehen können, aber die grandiose Handlung ist ohnehin das zentrale Element von Alan Wake. Und bei der hat Remedy nun wirklich alles richtig gemacht.

Die Addons

In Der Schriftsteller werden Worte mit Hilfe von Licht zu Gegenständen. In Der Schriftsteller werden Worte mit Hilfe von Licht zu Gegenständen.

In der PC-Version stecken bereits die beiden Addons Das Signal und Der Schriftsteller, die die Story von Alan Wake spannend erweitern. Das Signal schließt direkt ans Hauptspiel an, deswegen können wir an dieser Stelle auch nichts weiter darüber verraten, ohne Sie böse zu spoilern.

Hübsch: In Der Schriftsteller können Sie über den Strahl der Taschenlampe aus (englischen) Wörtern die entsprechenden Ereignisse und Gegenstände herbeizaubern. Die beiden Addons kann man gleich starten, auch ohne Alan Wake durchgespielt zu haben. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie allerdings mit dem Hauptspiel starten.

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