Armleuchter
Wo Ed Carnby einst Rätsel gelöst und nach Hinweisen geforscht hat, ballern wir reihenweise immer gleiche Monsterhorden weg und sammeln Batterien und Elektrokabel. Unsere Feinde sind nur dann verwundbar, wenn sie nahe an einer Lichtquelle stehen - darum entzünden wir im Vorbeigehen Öltonnen, drücken Lichtschalter und führen Kämpfe nur dort, wo es hell ist. Zur Not tut's auch eine Spezialfähigkeit - wenn ein Monster partout nicht ins Licht gehen will, wird's kurz mit dem Flammenwerfer angeknuspert und dann über den Haufen geschossen.
Je nach Schwierigkeitsgrad erscheinen die Monster wieder und wieder. Ansonsten glänzen die drei Kampagnen zu je vier Levels durch Monotonie - mal sollen wir drei Batterien für einen Lift einsammeln, dann sammeln wir Elektrokabel, danach zur Abwechslung ganze vier Batterien, dann mal zwei Hälften eines heiligen Siegels, von dem wir immer nur eine Hälfte gleichzeitig tragen dürfen.
Mangels Mitspieler gibt es hier die doppelte Latscherei. Und das in Zeitlupe, denn die Helden sind ungefähr so ausdauernd und flott unterwegs wie Jabba der Hutte in Holzschuhen. Für unsere Mühen gibt's Erfahrungspunkte, mit denen wir grandiose Passivboni wie fünf Prozent schnelleres Nachladen oder zehn Prozent mehr Reichweite für den Flammenwerfer freischalten. Ja, das ist genauso motivierend, wie es sich anhört.
Kaputter als eine durchgebrannte Birne
Alone in the Dark: Illumination ist aber nicht einfach nur eintönig, sondern schlicht unfertig und kaputt. Gegner beschießen uns durch Wände mit Giftattacken, manche Feinde explodieren auch einfach mal spontan. Eine Ausweichrolle oder ähnliche Manöver gibt es derweil nicht, weshalb wir solchen Angriffen schutzlos ausgeliefert sind. Andere Gegner stehen dumm in der Gegend rum und reagieren überhaupt nicht oder hüpfen sinnlos auf der Stelle auf und ab. Ab und zu hält uns eine unsichtbare Wand davon ab, vorschnell ein Missionsgebiet zu verlassen.
Die Waffensounds klingen, als pupse jemand mit nacktem Gesäß in ein Ledersofa. Explosionen sind nicht einfach nur völlig geräuschlos, sondern bringen zudem sämtliche Umgebungsgeräusche vollständig zum Verstummen. Als wir nach gerade mal einer Stunde den Endkampf der ersten Kampagne abschließen, läuft dieser praktisch geräuschlos ab. Kaum Soundeffekte, keine Musik, keine Zwischensequenz - Kampagne beendet, zurück zum Hauptmenü.
Der Urvater des Survival-Horror-Genres
Das ursprüngliche Alone in the Dark wurde von Infogrames entwickelt und erschien 1992 als erstes von zwei Spielen, das Polygon-Charaktere in vorgerenderten Umgebungen verwendete. Die Spieler lösten Rätsel und suchten nach Hinweisen zum Besiegen übermächtiger Monster. Alone in the Dark hält den Guinness-Weltrekord als erstes 3D Survival Horror Game und inspirierte Spieleserien wie Resident Evil.
Finger weg!
Alone in the Dark: Illumination ist in etwa das spielerische Äquivalent eines Tabasco-Einlaufs. Ohne Karte quälen wir uns im Schneckentempo durch enge Korridore auf der Suche nach Batterien und Kabeln und werden von Gegnern in die Luft gesprengt, die aus dem Nichts auftauchen. Unsere grauen Zellen werden anhand der immer gleichen Schnarchrätsel allenfalls abgetötet und niemals gefordert. Zugegeben: Auf Dauer könnte das Spiel durchaus wahnsinnig machen.
Ob so der lovecraftsche Horror rübergebracht werden soll? Illumination frustet nicht nur langjährige Fans der Reihe, sondern auch virtuelle Actionhelden, die gerne mit Freunden in Teamgefechte ziehen. Die sind mit Left 4 Dead 2 oder Killing Floor 2 deutlich besser beraten - und zahlen für diese Titel weniger als für dieses unfertige, schamlos überteuerte Ding (auf der Schwelle zum Unding).
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