Seite 2: Amoklauf in Winnenden: Drill durch Ego-Shooter? - Interview mit einem Bundeswehr-Offizier

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Der Taktik-Shooter Full Spectrum Warrior soll in abgewandelter Form zum Soldatentraining verwendet werden. Der Taktik-Shooter Full Spectrum Warrior soll in abgewandelter Form zum Soldatentraining verwendet werden.

GameStar: Es wird aber immer wieder behauptet, die US Army setze Computerspiele wie Marine Doom oder Full Spectrum Warrior ein, um ihre Soldaten zu desensibilisieren und aufs Töten vorzubereiten. Was ist da dran?

Hauptmann M.: Ich habe in meiner Laufbahn nie erlebt, dass die Army tatsächlich PC-Spiele für Ausbildungszwecke einsetzt, meine Frau hat ebenfalls nie davon gehört. Auch meine britischen und kanadischen Kameraden kennen diese Spiele nicht. Das werden also nur Feldversuche gewesen sein. Was die Army und die Bundeswehr aber sehr wohl einsetzen, sind Schießkinos. Das sind begehbare Computersimulationen, in denen auf Leinwänden Feinde dargestellt werden, auf die die Soldaten dann schießen. Mit echten Waffen, aber nur mit Lasern anstatt mit scharfer Munition. Die Übungen sind für Gruppen ausgelegt, nicht für Einzelkämpfer. Und das Ausbildungsziel ist es auch nicht, die Soldaten zu desensibilisieren.

GameStar: Sondern?

Hauptmann M.: In Schießkinos übt man »Procedures«, also standardisierte militärische Vorgehensweisen und die dazugehörige Kommunikation innerhalb des Teams. Wer glaubt, dass die computergestützte Ausbildung dazu dienen soll, dass der Soldat abstumpft, ist falsch informiert.

GameStar: Was sind das für Vorgehensweisen, die man in so einer Computersimulation lernen kann?

Hauptmann M.: Ein Szenario heißt etwa »Gruppe in der Verteidigung«. Dabei beobachten die Soldaten das vor ihnen simulierte Gebiet und melden dem Gruppenführer alles, was nötig ist: Welche Gegner sie erspähen, welche Zivilfahrzeuge, wie’s um ihre Munition steht. Keine Gefechtsfeld-Lyrik, sondern kurze, klare Meldungen. Kommunikation und gutes Teamverhalten ist hier alles, es geht also nicht um wildes Geballer.

Kommunikation ist in Counterstrike enorm wichtig. Kommunikation ist in Counterstrike enorm wichtig.

GameStar: Team-Taktiken, Absprachen: Darin besteht für viele Computerspieler auch der Reiz von Taktik-Shootern.

Hauptmann M.: Es gibt wahrscheinlich durchaus Parallelen zwischen dem, was Soldaten trainieren, und dem, was erfahrene Shooter-Profis trainieren. Counterstrike-Clans haben sicherlich auch ihre eigenen standardisierten Vorgehensweisen. Da stellt sich nur die Frage, was zuerst da war: das Huhn oder das Ei? Bildet das Militär Soldaten am Computer aus, weil Ego-Shooter heutzutage angeblich so realistisch sind, oder nutzen Spieler militärische Taktiken, weil die funktionieren?

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