Schnell & teuer
Denn das geht in Anno Online natürlich auch: Keinen Bock auf Wartezeit, der Nebel soll sofort weg? Kein Problem, kostet halt echte Euro. Der erste Sektor einer Insel liegt bei rund 3,70 Euro, der letzte auf unserer Hauptinsel bei happigen 25 Euro.
Doch wir können noch viel mehr Geld im Shop lassen: zehn Euro für ein großes Transportschiff etwa, 20 für eine komplett aufgedeckte mittlere Insel, unglaublich dreiste 57 Euro für eine große Insel mit Bienenwachs- und Trauben-Vorkommen, aber ohne Nebel. Bitte rechnen Sie unbedingt dreimal nach, bevor Sie im Shop etwas kaufen - und überlegen Sie dann noch mal genau, ob Ihnen die umgangene Wartezeit das Geld wirklich wert ist.
Ganz wichtig ist aber: Sie müssen nichts kaufen. Anno Online lässt sich komplett (!) gratis spielen. Ein Euro-Transportschiff ist nicht besser als das selbstgebaute, und ein Kontor-Upgrade ist ein Kontor-Upgrade, egal ob selbstgebaut oder per Sofortkauf. Auch die obligatorischen »Das ist ja Pay- 2Win!«-Schreie sind unberechtigt - weil's gar kein »Win« gibt. Denn Anno Online ist dermaßen friedlich, dass es schon weh tut: Es gibt keine Kämpfe, keine Kriegsschiffe, keine Bodentruppen, keine Erdbeben oder Tornados, nicht mal eine klitzekleine Totenkopfflagge ist zu sehen. Abgesehen von Kühen, Schweinen, pelztragenden Wildtieren und Siegfrieds Bäumen sind keine Opfer zu beklagen.
Friedlich & freundlich
Anno Online ist pures Bauen, Produzieren, Schippern und Handeln. Trotz des »Online« im Namen spielt im Prinzip jeder für sich allein, man kann zwar indirekt mit anderen Spielern handeln, befreundete »besuchen« und seit kurzem ihre Produktionsstätten mittels Fisch, Salat und so weiter kurzfristig schneller arbeiten lassen - das war's aber auch. Im öffentlichen Chat wird wild geknuddelt und geherzt.
Zum Glück lässt sich der Chat beiseiteschieben - um ihn wieder vorzuholen, wenn man eine Frage hat. Denn die Mitspieler und Moderatoren beantworten Fragen schnell, freundlich und kompetent. Und Fragen gibt es viele, denn Anno Online ist komplex. Da kann sogar mehr schiefgehen als in normalen Annos, die wir immer im Blick haben - bei Anno Online hingegen pendeln die Schiffe ja auch nachts, wenn wir schlafen. Dadurch braucht das Spiel deutlich mehr Planung. Bei einem normalen Anno können wir ja schnell eingreifen, wenn etwas schiefläuft: Die Druckerei hat kein Papier mehr? Schiff anklicken, zur Papierinsel schicken, beladen, heimfahren, abladen, fertig. Dauert zwei Minuten oder so. Bei Anno Online dauert's eine halbe Stunde, weil ein Transportschiff ja 15 Minuten für den einfachen Weg braucht. Für Gelegenheitsspieler ist das Browser-Anno nichts.
Der wichtigste Unterschied in Anno Online: Wir können alle Gebäude einer Insel nachträglich verschieben. Klingt lapidar, ist aber bitter nötig. Denn wie im klassischen Spiel werden nach und nach mehr Gebäude freigeschaltet - eine Kirche ersetzt die Kapelle, Kaufleute wollen einen Turnierplatz, zu den Fischerhütten gesellen sich Getreidefarmen, Mühlen, Bäckereien. Kennt man ja. Weil der Bauplatz aber irgendwann alle ist, können wir entweder tagelang auf die nächste Sektor- Entnebelung warten - oder eine Tetris-artige Umbauaktion starten, Platz für die Kirche freischaufeln, Handwerkerhäuser heranschieben, die Kornfelder an den Rand pfriemeln. Oder doch lieber per Erkundungsschiff eine Getreideinsel suchen und mit einem Kolonieschiff besiedeln, was zusammen locker einen Tag kostet?
Trotz all seiner Lahmarschigkeit: Die freien Entscheidungsmöglichkeiten, verschiedenen Taktiken und prima verzahnten Elemente machen Anno Online zu einem echten Anno, bei dem immer was zu tun ist. Auch für Holzfäller Siegfried.
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