»Anonabox« - Box für anonyme Internetnutzung nun bei Indiegogo

Gedankenspielereien zur Umgehung von Internet-Filtern führten zur Idee der »Anonabox«.

Die Anonabox wird einfach zwischen Rechner und Internetverbindung gesteckt. (Bildquelle: Kickstarter) Die Anonabox wird einfach zwischen Rechner und Internetverbindung gesteckt. (Bildquelle: Kickstarter)

Update: Die Anonabox hat nun ihrem Weg zur alternativen Crowdfunding-Webseite Indiegogo gefunden. Die Kampagne soll dort 13.370 US-Dollar sammeln, hat den Betrag aber schon 27 Tage vor Ende deutlich überschritten. Die »neue« Anonabox soll nun speziell gebaut worden sein und nicht mehr auf einem chinesischen Billig-Router für 20 US-Dollar basieren. Auch die Software auf Basis des Open-Source-Betriebssystems OpenWrt soll nun sicherer sein. Die Kampagne bei Kickstarter, die dort wegen vieler falscher Angaben von Kickstarter selbst gestoppt wurde, habe viele Kontakte und Tipps von Entwicklern gebracht, die nun in das neue Projekt einfließen sollen. Die Gründe der Einstellung der Kampagne verschweigt die neue Indiegogo-Seite.

Entsprechend gibt es bereits erneut Kritik, beispielsweise von Steve Lord von IT Security Guru. Demnach macht August Germar, der Starter des Projekts, auch dieses Mal falsche Angaben, in dem er behauptet, in das Tor-Projekt als Mitarbeiter im Support-Forum involviert und sogar der Admin der entsprechenden Linked-In-Webseite zu sein. Der neue Anlauf der Anonabox hat also schon wieder die ersten Probleme. Viele Kritiker sahen schon im ersten Anlauf einen Betrugsversuch und vermuten auch jetzt Ähnliches.

Update: Wie von vielen Kritikern gefordert, wurde die die Kampagne von Kickstarter eingestellt. August Germar hatte zwar bis dahin weitere Updates veröffentlicht, darunter kurz vor der Einstellung auch ein grober Schaltplan der Platine und ein Datenblatt des darauf eingesetzten „Router-on-a-Chip“, dem Ralink MT7620, doch die zuvor gemachten falschen Angaben waren ein Verstoß gegen die Regeln bei Kickstarter.

Auch wenn sich dieses Projekt durch diese Angaben selbst in den Fuß geschossen hat, zeigt die enorme Summe, die in wenigen Tagen zusammenkam, wie erfolgreich ein solches Produkt sein könnte - wenn es denn so wie beschrieben funktionieren würde.

Update: Inzwischen gibt es viel Kritik und Zweifel an dem Projekt. Zwar scheint die Anonabox nicht wirklich ein Fake zu sein, doch einige der Aussagen und Versprechen erscheinen zumindest fragwürdig oder waren schlicht falsch. So wurde die nun angebotene kleine Box nicht wirklich vier Jahre lang von den Startern des Projekts entwickelt. Es handelt sich um einen kleinen Router, der von einem chinesischen Hersteller namens Gainstrong angeboten wird und dort nur 20 US-Dollar kostet. Laut dem Projektleiter August Germar wurde die Platine allerdings auf seine Wünsche hin durch den Hersteller beispielsweise mit mehr Flash-Speicher modifiziert.

Andererseits bedeutet diese Erkenntnis auch, dass die Hardware des Routers definitiv kein Problem darstellen sollte und bereits in großen Mengen günstig hergestellt wird. Laut einem Update bei Kickstarter sind auch 2.000 Stück pro Tag kein Problem. Allerdings dürfte dann die Hardware wohl kaum auf einem Open-Source-Design basieren wie zunächst erklärt. Die Software selbst soll Open-Source sein und auf OpenWrt basieren, einer Linux-Variante. Laut Wired hat auch der CEO des Tor-Projekt Andrew Lewman »ein Auge« auf die Anonabox, die zumindest »vielversprechend« aussähe. Auf Reddit wird jedenfalls weiter kontrovers diskutiert und wegen der vielen falschen Aussagen eine Einstellung des Projekt durch Kickstarter erwartet.

Originalmeldung: Eine Schule hatte einigen IT-Beratern den Auftrag gegeben, den Internetzugang für Schüler zu filtern. Die Überlegungen zu diesem Thema führten auch zu dem Gedanken, dass es einem technisch begabten Schüler möglich wäre, solche Filter durch eine spezielle Hardware zu umgehen. Als dann der »Arabische Frühling« mit Protesten und Twitter-Zensur ausbrach, wurde klar, dass eine solche Hardware auch für Journalisten oder Protestbewegungen sehr nützlich sein könnte und die Idee zur »Anonabox« war geboren.

Diese Box soll die Nutzung des Anonymisierungs-Netzwerks Tor automatisieren und wird einfach nur zwischen Rechner und Internetanschluss gesteckt. Laut den Entwicklern sind solche Verbindungen sogar schneller als beispielsweise mit dem auf Firefox basierenden Tor-Bundle. Die Anonabox ermöglicht die Nutzung von Tor auch mit Diensten, bei denen das bislang nicht möglich oder zumindest sehr kompliziert war, da jegliche Datenübertragung verschlüsselt wird. Als Beispiele nennen die Entwickler Skype, Safari oder auch Filezilla. Eine integrierte Firewall sorgt außerdem für Schutz vor Zugriffen von außen. Durch den Open-Source-Ansatz für Hardware und Firmware sollen auch Backdoors unmöglich sein und Nachbauten der Anonabox sind ausdrücklich erlaubt.

Von der ersten Idee bis zur nun gestarteten Kickstarter-Kampagne dauerte es allerdings vier Jahre, auch wenn die in dieser Zeit hergestellten Prototypen grundsätzlich funktionierten. Doch das Ziel war es, ein möglichst kleines und leicht versteckbares Gerät herzustellen, das zudem so günstig wie möglich ist. Dieses Ziel wurde nun erreicht und die Kickstarter.Kampagne mit dem Ziel von nur 7.500 US-Dollar sollte eine erste Produktion ermöglichen - allerdings hat die erst gestern gestartete Kampagne innerhalb weniger Stunden mehr als 175.000 US-Dollar erreicht und die Summe steigt ständig weiter an.

Die Anonabox selbst kostet mindestens 51 US-Dollar plus 15 US-Dollar Versand außerhalb der USA. Das Team hat auch viele Anfragen von Entwicklern erhalten, die das Projekt unterstützen wollen. Eine unzensierte und verschlüsselte Internetverbindung per Hardware, die keine komplizierte Konfiguration oder spezielle Software benötigt, scheint im Zeitalter der Massenüberwachung viele Menschen zu interessieren. Die Kampagne läuft noch bis zum 12. November 2014.

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