Wiederholungstäter
Der erste Auftrag führt Altair nach Damaskus, vor dessen Toren er einen Gelehrten vor ein paar streitsüchtigen Soldaten rettet. Aus Dankbarkeit schmuggeln ihn weitere weise Männer an den Wachen vorbei in die Stadt. Dort nimmt Altair Kontakt zum örtlichen Verbindungsmann auf, sammelt Informationen über seine Zielperson, erklettert Türme, um sich zu orientieren, stürzt sich in atemberaubenden Sequenzen von den Gebäuden in Heuhaufen, klaut zurück am Boden einen wichtigen Brief aus der Tasche eines Passanten, trifft einen Informanten, der ihm mehr über das Attentatsopfer verrät, stellt schließlich den Bösewicht auf einem öffentlichen Platz in einem dramatischen Kampf und rammt ihm seine Klinge in den Hals.
Das klingt spannend - und ist es auch. Ungefähr dreimal, nämlich das erste Mal in Damaskus, das erste Mal in Jerusalem, das erste Mal in Akkon. Dort machen Sie nämlich im Wesentlichen jeweils das Gleiche: siehe oben. Und dann nochmals bei den sechs weiteren Attentatszielen, in den gleichen Städten. So wird Altairs Einsatz schnell Routine.
Vor jedem Attentat müssen Sie mindestens zwei von sechs Aufgaben in der Stadt erfüllen; weil es insgesamt nur neun Auftragsvarianten gibt, wiederholen sich die Ziele ständig. Sie können - wie schon erwähnt - Briefe stehlen oder Gespräche belauschen. Sie können Fanatikern so lange auf die Nase hauen, bis die mit Auskunft rausrücken, oder unter Zeitdruck verstreute Flaggen aufsammeln. Sie können im Auftrag anderer Meuchelmörder meuchelmorden und sich so Infos verdienen.
Ändert aber nichts, alle neun Hauptaufträge laufen immer nach dem gleichen Schema ab: in der Stadt ankommen, Türme erklimmen, Nachforschungen anstellen, Bösewichtstellen und töten. Zwischendurch darf Altair zwar noch Bürger retten, die ihm später Verfolger vom Hals halten, aber das trägt nur wenig zur Abwechslung bei. Dennoch: Trotz der immergleichen Spielmechanismen fesselt Assassin's Creed nachhaltig an den Monitor. Und das liegt an drei Faktoren: der Akrobatik, der Atmosphäre und der Handlung.
Die Akrobatik
Wir wollen der Dame und dem Herrn nichts unterstellen, aber hätten Lara Croft und der Prinz von Persien einen Sohn, so wäre das wohl Altair. Der Assassine klettert in einer Art über die Dächer des Morgenlands, dass es einem ganz schummerig wird. Er überspringt breiteste Abgründe. Ist der Satz zu knapp, krallt er sich an Kanten. Überhänge anTürmen nimmt er in bester Freeclimber-Manier. Ein paar flinkeTrippler eine Wand hinauf lassen ihn unerreichbar scheinende Simse greifen. Auf dünnsten Balken steht er nicht nur sicher, sondern hüpft gewandt von einem zum anderen. Und jedes noch so hohe Gebäude, jeden Kirchturm, jedes Dach kann er meistern. Dabei helfen ihm Vorsprünge, Gitter, dickeSteine, einfach das, was er greifen kann. Und der Mann kann nahezu alles greifen.
Wird ein besonders halsbrecherischer Weg nach oben mit einem der für das Spiel typischen Panoramen und einem anschließenden Sprung in die Tiefe belohnt, vergisst man vor Staunen für ein paar Sekunden sogar den Grund für die Kletterei. So große Bewegungsfreiheit gab es vor Assassin's Creed in noch keinem Spiel, und allein das Toben über die Dächer ist lange Faszinosum genug. Einziger Wermutstropfen bei der Sache: Viel zu selten müssen Sie den Weg nach oben ertüfteln, beispielsweise bei der Kathedrale zum Heiligen Kreuz in Akkon. Die meisten Türme sind dagegen schnell und einfach genommen.«
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