Hoggart the Weasel ist ein ziemlich ausgekochter Bandit. Da wird er per Kopfgeld quer durch die Welt gejagt und schafft es dennoch, seinen Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen: Statt sich einen fairen Kampf mit der auf ihn angesetzten Söldnerkompanie zu liefern, lockt er sie in einen Hinterhalt und macht fast alle Leute platt.
Nun müssen wir mit den Überlebenden drei Söldnern die Scherben aufkehren und die Kompanie wieder zu alter Stärke führen. Schon kurz darauf jagen wir Hoggart erneut, mit ein paar frischen Rekruten an der Seite und bringen ihn diesmal fachmännisch um die Ecke. Wir sacken das Kopfgeld ein und ziehen unserer Wege.
Das sind die ersten Minuten von Battle Brothers, einem rundenbasierten Taktik-Rollenspiel und dem Erstlingswerk des Hamburger Studios Overhype Games, das auf Steam bereits mit 94 Prozent positiven Bewertungen gefeiert wird. Im Test versuchen wir herauszufinden, ob der Name des Entwicklers nicht vielleicht auch auf das Spiel zutrifft.
Wir schreiben unsere Geschichte selbst
Battle Brothers verlässt sich auf zufällig generierte Inhalte, nicht nur bei der Erstellung der Welt- oder Kampfkarten. Auch die (ausschließlich englischen) Texte sind modular und werden zusammengewürfelt, was abgesehen vom teils sperrigen Schreibstil gut funktioniert.
Allerdings überfliegen wir deshalb die Quest-Texte bloß, da sie schlicht zu beliebig sind. Der rote Faden des Spiels ist der Aufbau unserer Kompanie: So dünn die narrative Unterlage auch ist, so motivierend ist der Aufbau einer namhaften Söldnertruppe.
Battle Brothers - Screenshots ansehen
Auf der zufällig generierten Weltkarte reisen wir durch die Dörfer auf der Suche nach Arbeit. Im Stadt-Bildschirm finden wir Aufträge, die beispielsweise daraus bestehen Banditen zu erledigen oder Handelskarawanen zu eskortieren. Vor dem Marktplatz lungern kampfwillige Männer herum, die wir anheuern können. Ausrüstung für unsere Bande kaufen wir entweder auf dem Markt oder bei spezialisierten Waffen- und Rüstungshändlern.
Auf dem Team-Bildschirm unserer Truppe finden wir neben dem Inventar die Ausrüstung der Soldaten und Werte wie Rüstung, Moral oder Angriff. Die (bis zu vier) Kampffähigkeiten eines Söldners werden durch Waffen verliehen: Ein Schildträger kann beispielsweise die defensive Fähigkeit Schildwall einsetzen, während ein Bogenschütze mit gezieltem Schuss etwas weiter schießt.
Armbrustschützen machen sich wiederum schlecht in der Frontreihe, deshalb weisen wir unsere Leute den passenden Kampfreihen oder der Reserve zu. Hat ein Söldner genug Erfahrung gesammelt, dürfen wir seine Werte steigern. Pro Stufe (bis einschließlich Stufe Elf) erhalten wir außerdem einen Talentpunkt für passive Boni.
Das System ist simpel, aber darüber spezialisieren wir unsere Söldner für die teils extrem harten Kämpfe.
Brettspielkampf mit Würfeln
Haben wir einen Auftrag angenommen, suchen wir entweder nach dem Ziel, beispielsweise indem wir Fußspuren auf der Karte folgen, oder indem wir direkt zum angegebenen Ort reisen. Werden wir auf dem Weg überfallen, erfahren wir erst im Kampf, mit wem wir es zu tun haben.
Greifen wir selbst an, bekommen wir vorher Informationen über die Gegner und ihre Anzahl. Allerdings beschränkt sich das nur auf Redewendungen wie »ein paar Räuber« oder »viele Werwölfe«. Die genauen Zahlen finden wir im Wiki, nicht aber im Spiel.
Das Geschehen wechselt auf eine ebenfalls zufällig generierte 2D-Kampfkarte, die einem Brettspiel mit Hexfeldern ähnelt. Unterschiedliches Terrain (bspw. Schnee oder Sumpf) modifiziert neben den Höhenunterschieden die Bewegungsweite und verleiht Vor- und Nachteile in Zweikämpfen.
Schnell lernen wir, dass bergauf zu kämpfen ungesund ist, von erhöhter Position herunter zu schlagen oder schießen einen knappen Kampf aber zu entscheiden vermag. Unsere Söldner und die Feinde werden zu Beginn zufällig platziert - eine große Schwäche des taktisch ansonsten anspruchsvollen Spiels.
Wäre es nicht logischer, wenn sich eine Söldnertruppe (vor allem, wenn sie vorher die Lage ausgekundschaftet hat) sinnvoll positioniert? Battle Brothers sieht das anders, weshalb es schon mal vorkommen kann, dass wir in ziemlich aussichtsloser Lage (beispielsweise unterhalb eines feindlich besetzten Bergs) aufgestellt werden und unsere ersten Züge unter feindlichem Beschuss machen müssen. Überraschungsangriffe oder Hinterhalte sind unmöglich, hier hat Battle Brothers eine große Chance auf strategische Tiefe vergeben.
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