Seite 2: Battle Chasers: Nightwar im Test - Darksiders küsst Final Fantasy

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Taktisch und vielschichtig

Genrekenner fühlen sich in den rundenbasierten Scharmützeln sofort heimisch: Links stehen unsere drei Helden, rechts die Gegner - und alle warten brav auf ihren Zug. Aus einer Auswahlliste wählen wir Angriffe, Fähigkeiten und Spezialattacken sowie Stärkungs- und Heiltränke aus. Die Entwickler greifen das über Jahrzehnte erprobte System auf, drücken ihm aber gekonnt ihren eigenen Stempel auf. Dadurch fühlt sich das Spiel vertraut und doch erfrischend neu an.

Final Fantasy trifft auf Darksiders. Im Mittelpunkt des Spiels stehen die rundenbasierten Kämpfe, die wie in klassischen JRPGs funktionieren. Final Fantasy trifft auf Darksiders. Im Mittelpunkt des Spiels stehen die rundenbasierten Kämpfe, die wie in klassischen JRPGs funktionieren.

Die Figuren haben unterschiedliche Schwerpunkte und Kampfstile, aber eins haben sie gemeinsam: Ihre mächtigen Spezialattacken verbrauchen Mana. Das steht zwar jederzeit, aber in endlicher Menge zur Verfügung und erneuert sich nur bei einem Levelaufstieg, mit Tränken oder durch Bettruhe in einem Dorf. Der Clou: Schwache Standardangriffe lassen uns temporäre Kraftreserven ansammeln, die sich auf den bestehenden Manapool addieren. Diese Mechanik sorgt für fortlaufend spannende und facettenreiche Entscheidungen im Kampf: Greifen wir Gegner direkt mit unseren stärksten Spezialfähigkeiten an und verbrauchen so kostbare Manavorräte? Oder versuchen wir erst ein paar Standardattacken zu landen, um mehr kostenlose Energiereserven zu horten?

Da reguläre Attacken deutlich weniger Schaden austeilen, kommen die Feinde unweigerlich öfter zum Zug, um ihrerseits Angriffe zu starten. Das Timing und die Reihenfolge der Aktionen spielen dabei eine entscheidende Rolle in den taktischen Überlegungen. Starke Hiebe, die mehrere Feinde auf einmal schwächen oder mit Elementarschäden belegen, benötigen Vorbereitungszeit. Weniger starke Angriffe werden dagegen unmittelbar ausgeführt und generieren obendrein kostenlos Bonus-Mana. Das System kann dazu führen, dass ein Charakter in der Vorbereitungsphase eines alles erschütternden Großangriffs durch zwei simple Standarattacken kampfunfähig gemacht wird. Nicht immer sind die stärksten Angriffe deshalb die richtige Entscheidung.

Aus den nach und nach freispielbaren Charakteren stellen wir uns ein schlagkräftiges Team aus drei Personen zusammen. Aus den nach und nach freispielbaren Charakteren stellen wir uns ein schlagkräftiges Team aus drei Personen zusammen.

Nach dem Kampf gibt's Erfahrungspunkte und Crafting-Materialien. Erstere lassen uns im Level aufsteigen und ermöglichen immer neue Fertigkeiten, die wir in zwei Pfaden ausbauen können. Letztere brauchen wir, um Ausrüstung für die Truppe zu schmieden bzw. Tränke zu brauen. Gegenstände kann man zwar auch in Läden kaufen, aber das ist verhältnismäßig teuer.

Moderner Remix

Sich kumulierende und aufeinander aufbauende Status-Effekte und ein kontinuierlich ansteigender Schwierigkeitsgrad halten das per se eher behäbige Kampfgeschehen spannend und fordernd. Die insgesamt acht Dungeons können zusätzlich in höheren Schwierigkeitsgraden jederzeit erneut betreten werden. Dank der 153 unterschiedlichen Gegnertypen und beeindruckenden Kampfanimationen ist auch optisch sehr viel Abwechslung geboten. Sind wir stark genug, nerven uns auch kleine Standardmobs auf der Karte nicht mehr unnötig. Das Spiel fragt uns dann, ob wir diese »unwürdigen Gegner« überhaupt angreifen wollen.

Was lange währt ...
Die Entstehungsgeschichte des Rollenspiels Battle Chasers: Nightwar beginnt mit dem Ende der eingestellten Comic-Reihe Battle Chasers aus dem Jahr 1998 von Joe Madureira. Der als »Joe Mad« bekannt gewordene Zeichner ist nach seinem Ausstieg aus der Comic-Branche auch in Videospielkreisen kein Unbekannter mehr. Nach einer ersten Station bei NCSoft gründete Madureira die Firma Vigil Games. Das Studio wurde im März 2006 von THQ übernommen und 2010 erschien das erste Darksiders, das Madureira als künstlerischer Leiter verantwortete. Nach der Insolvenz von THQ musste auch Vigil Games 2013 schließen, also gründete Madureira und ehemalige Kollegen 2015 das Nachfolge-Studio Airship Syndicate. Über Kickstarter schließlich wurde daraufhin die Entwicklung des Spiels Battle Chasers: Nightwar auf Basis seines Comics erneut aufgegriffen und auch erfolgreich mit 856.354 US-Dollar von 14.175 Unterstützern finanziert. Nun erscheint das Spiel passenderweise mit Hilfe des Publishers THQ Nordic, die übrigens auch die Rechte an Darksiders aus der THQ-Konkursmasse übernommen haben.

Besonders gut gefallen hat uns der selbstbewusste Umgang der Entwickler mit Genrekonventionen und wie diese mit neuen Ideen und Konzepten sinnvoll ergänzt und verbessert wurden. Auch der Bruch mit den Erwartungshaltungen der Spieler macht Spaß: Gully, das junge Teenager-Mädchen mit dem grünen Umhang, trägt Kampfhandschuhe, die fast größer sind als sie selbst und ist der unangefochtene »Tank« der Gruppe. Der riesige, mechanische Kampfgolem Calibretto dagegen zeigt seine weiche Seite und ist der naturverbundene Heiler, auf dessen Schulter nach jedem Kampf drei Vögel landen. Lediglich das für Kämpfe völlig ungeeignete Klischee-Bikini-Outfit und die jedem Gesetz der Schwerkraft widerstehenden Brüste der Roten Monika hätten gerne in den 90er Jahren bleiben dürfen.

Die Dialoge und die Chemie zwischen den Comic-Helden ist sehr gelungen und sorgen für den ein oder anderen Schmunzler. Die Dialoge und die Chemie zwischen den Comic-Helden ist sehr gelungen und sorgen für den ein oder anderen Schmunzler.

Wer Rundenstrategie-Kämpfen bisher wenig abgewinnen konnte, wird sicherlich auch mit Battle Chasers kein Fan dieser Mechanik mehr. Wen dagegen die actionlastige Weiterentwicklung moderner JRPGs wenig anspricht, wird in diesem Rollenspiel-Geheimtipp viele alte Tugenden vorfinden, die mit cleveren Neuerungen und Variationen angereichert wurden und die sich sehr harmonisch mit der wunderschönen Comic-Welt von Joe Madureiras verbinden.

2 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (19)

Kommentare(15)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.