Seite 3: Battlefield 3 - Test der Solo-Kampagne

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

An Bord von Jet und Panzer: ärgerlich leicht

Im krassen Gegensatz zu den fordernden Zu-Fuß-Kapiteln stehen die Fahr- beziehungsweise Flugabschnitte. Die Panzereinsätze mit Sergeant Miller sind zwar spektakulär in Szene gesetzt, aber ungefähr so gefährlich wie der Angriff eines mit einer matschigen Banane bewaffneten Kleinkinds.

Im zweiten Panzereinsatz mit Sergeant Miller geht's in die zerstörten Straßen von Teheran. Im zweiten Panzereinsatz mit Sergeant Miller geht's in die zerstörten Straßen von Teheran.

So rumpeln wir über freies Feld, schrotten erstaunlich wehrlose feindliche Panzer, rumpeln in eine Feindbasis, schrotten erstaunlich wehrlose Artilleriestellungen, wir rumpeln über die Zufahrtsstraße nach Teheran und schrotten erstaunlich wehrlose Rebellen, die erstaunlich schlecht mit ihren Raketenwerfern umgehen können.

Ähnlich unser Einsatz an der Bordkanone eines Kampfjets in der Rolle der Schützin Hawkins. Die Aufgabe beschränkt sich nur aufs Schießen, den Jet dürfen wir nicht steuern. Wir dürfen nicht mal selbst aus dem Bauch des Flugzeugträgers an Deck gehen, das erledigt das Spiel für uns. Die Jetmission ist von vorne bis hinten eine klassische Schienen-Mission, in der wir lediglich über die Maus unsere Blickrichtung verändern und den Feuerknopf drücken.

Beziehungsweise Ziele vorgeben, denn der zweite Abschnitt von »Auf der Jagd« erinnert frappierend an eine der besten Missionen aus dem ersten Modern Warfare: den Einsatz »Tod von oben«, in dem wir aus einem hoch fliegenden Gunship Terroristen aufs Korn genommen haben. In der Rolle von Hawkins geben wir indes Ziele für andere Jäger vor, die Wärmebildperspektive ist aber die gleiche.

Start Bis zum Jet laufen wir automatisch. Und steigen auch automatisch ein.

Dogfights Im ersten Teil des Flugs müssen wir feindliche Jets abschießen. Der KI-Pilot steuert dabei unseren Vogel.

Bodenangriff Im zweiten Teil markieren wir Ziele auf einer feindlichen Basis.

Warum uns Battlefield 3 in der Jet-Mission so sehr die Kontrolle über unsere Spielfigur entreißt, können wir auch nicht genau sagen. Als ob wir erstmal stundenlang über den Flugzeugträger stromern würden, um uns an den Wettereffekten (Regen!) zu ergötzen. Immerhin sind wir im Krieg, Soldatin und obendrein mit einem Auftrag ausgestattet.

Ebenso schleierhaft bleibt uns, warum wir beim schon legendären Schuss aufs Hotel nicht selbstständig aus der Deckung aufstehen dürfen, um die Rakete abzufeuern. Stattdessen müssen wir warten, bis unser Soldat sich automatisch erhebt, automatisch die Rakete schultert und … okay, immerhin dürfen wir dann noch selbst den Feuerknopf drücken. Trotzdem fühlen wir uns durch solche unflexiblen Skripsequenzen gegängelt.

Viel weniger wie eine Bevormundung wirken hingegen die zuweilen eingestreuten Quicktime-Events. Hin und wieder müssen sich Blackburn und Dima in Prügeleien behaupten. Wir schlagen dabei nicht aktiv zu, sondern drücken vorgegebene Tasten, um die Kloppereien auf den Monitor zu zaubern. Unterm Strich fallen die Reaktionsspielchen aber zu leicht und recht unbefriedigend aus. Während wir etwa lediglich dreimal drücken, steigert sich die Prügelei auf dem Bildschirm zum regelrechten Fratzengeballer – das wirkt seltsam.

Quicktime-Events 1 Wir müssen nur auf »E« drücken ...

Quicktime-Events 2 ... und schon entreißt Dima einem Terroristen dessen Gasmaske.

Die Technik: mal hui, mal pfui

Wer sich nach dem Durchspielen der Kampagne fragen sollte, wo denn die Frostbite-Engine geblieben ist, der fragt sich ähnliches wie wir. Oder anders: Die Zerstörung von ganzen Gebäuden spielt im Solo-Einsatz von Battlefield 3 nur eine verschwindend geringe Rolle. Es geht zwar hin und wieder etwas kaputt (Häuser fallen um), aber dass man selbst signifikant Einfluss auf die Levelarchitektur nehmen könnte – Pustekuchen! Zumal uns auch die meiste Zeit die entsprechende Bewaffnung dafür fehlt. Immerhin dürfen wir Säulen bis aufs Stahlträgerinnenleben zerbröseln.

Battlefield 3 schickt uns nicht nur durch Wüste und Städte, sondern auch mal in den Wald. Battlefield 3 schickt uns nicht nur durch Wüste und Städte, sondern auch mal in den Wald.

Auch in Sachen Beleuchtung müssten wir minimal meckern. Die Lichtstimmungen des Spiels sind über weite Strecken über jeden Zweifel erhaben, aber wenn sich unser Squad dann hin und wieder durch kunstvoll beleuchtete Abschnitte bewegt, dabei jedoch keine Schatten wirft, dann werfen wir den Entwicklern für diese Passagen grobe Schlamperei vor. Wieder gut macht es Dice beispielsweise in einer Schleichmission, in der wir uns nachts durch ein von Regen und Blitzen verschönertes Teheran bewegen.

Für Sound-Fetischisten bietet Battlefield 3 auch im Soloeinsatz die serientypische Qualität. Wer empfindliche Lauscher hat, sollte den Ton schön leise drehen oder gleich etwas anderes spielen. Allerdings verpasst man so auch die stellenweise unglaublich gute Musikuntermalung, die gerade in wichtigen Szenen gekonnt die Wirkung verstärkt. Übrigens ohne die für Kriegsspiele typischen Posaunen-Trommeln-Streicher-Orgien. Auch die deutsche Sprachausgabe kann sich hören lassen, auch wenn die Wortmeldungen im englischen Original insgesamt geschmeidiger und deswegen lebensechter rüberkommen.

Audio-Tipp
Tipp: Wer Battlefield 3 auf dem PC auf Deutsch installiert hat, irgendwann aber dann doch lieber die englische Sprachausgabe genießen will, muss nichts neu installieren, sondern nur in den Audio-Optionen auf einen Pfeil klicken und schon kommt das Original aus den Boxen, die Bildschirmtexte aber bleiben auf Deutsch. Wer gleich auf Englisch installiert, dem fehlt eine weitere Sprachauswahl in den Einstellungen.

Unterm Strich: (Fast) wie die anderen

Dice hat sich die Experimente verkniffen und sich ziemlich genau an dem orientiert, was Infinity Ward und Treyarch üblicherweise machen. Kein Fehler, denn uns hat die Solo-Kampagne von Battlefield 3 ausgezeichnet unterhalten. Sogar bis zum gelungenen Schluss, der uns trotz eines überraschenden Perspektivenwechsels (Nein, wir verraten nichts!) befriedigt und angenehm melancholisch aus dem Spiel entlassen hat. Und das ist etwas, was wir bei einem Call of Duty bisher so noch nicht erlebt haben.

3 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (108)

Kommentare(103)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.