Was macht der angesichts eines unerwartet weitläufigen Themas erst mal ratlose Autor? Er konsultiert die Wikipedia. Was sind Fabelwesen eigentlich? Die Online-Enzyklopädie sagt: »Fabelwesen sind Geschöpfe, deren äußere Erscheinung durch die Fantasie der Menschen geprägt ist und deren Existenz nicht belegt werden konnte.« Obwohl die Bezeichnung eher altertümlich klingt und meist im Zusammenhang mit Mythologien oder Märchen fällt, deckt sie laut dieser Definition nahezu alle erfundenen Wesen ab.
Mehr noch: Fabelwesen sind ein praktisches Stilmittel, um eine erfundene Geschichte mit fiktiven Figuren auszuschmücken - und so Lücken in der Handlung zu füllen. frei von jeglichen Zwängen der Realität, mit un- oder übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet und verkörpern in Videospielen ungewöhnliche Helden, übermächtige Monster oder fungieren als skurrile Sidekicks. Wenn die reale Menschen-, Tier- oder Pflanzenwelt nichts Passendes hergibt, erfinden Entwickler einfach irgendwas.
Zudem möchten wir in einem Spiel oft wenig von der Realität sehen und uns stattdessen in eine Welt der Fantasie, Utopie oder Dystopie begeben. Im Idealfall ist die Umgebung fremdartig und vertraut zugleich, was am einfachsten mit bekannten Fabelwesen aus der Literatur zu bewerkstelligen ist.
So sind zahlreiche Rollenspiele mehr oder weniger von J.R.R. Tolkiens Romantrilogie »Der Herr der Ringe« beeinflusst: Schon in Genre-Frühwerken der 80er-Jahre wie Ultima, The Bard's Tale und Wizardry tummeln sich Klassiker wie Elfen, Zwerge oder Orks. Auch Oger, Gnome und Goblins sind allesamt vertraute Fantasy-Figuren, die zur typischen Atmosphäre eines solchen Rollenspiels maßgeblich beitragen.
Vertraut sind sie vor allem deshalb, weil sie uralter Folklore entspringen. Elfen, Zwerge und Riesen traten bereits in den skandinavischen Götter- und Heldensagen des 10. und 11. Jahrhunderts auf, aus denen auch Tolkien seine Inspiration schöpfte. Wenn das mal keine alten Bekannten sind.
Ihren Ursprung finden viele Fabelwesen in der Fantasie der Menschen. Beispielsweise gibt es die Theorie, dass frühe Seefahrer erspähte Seekühe für Meerjungfrauen hielten. Der Glaube an Vampire und Untote wiederum leitet sich vermutlich davon ab, dass Menschen nicht verweste Leichname in Gräbern fanden, weil der wasserreiche Boden (etwa in der Nähe von Flüssen) das Grab versiegelt und keinen Sauerstoff hineingelassen hatte. Und ohne Sauerstoff keine Verwesung, es entstanden die so genannten »Wachsleichen« mit ihrer eigentümlich glatten Haut.
Prompt dachten die Nachkommen, dass die Toten noch lebten - und töteten sie sicherheitshalber noch mal. Vielleicht ja mit einem Pflock durchs Herz. Warum? Seuchen, Missernte, Tod von Kindern - es gab immer etwas Schlimmes, für das man einen Schuldigen suchte. Und das war eben manchmal eine alte Frau, die man für seltsam hielt, oder eben der nicht zerfallende Bäcker im Grab da drüben. Vermutlich trinkt der das Blut von Jungfrauen oder so. Aus denselben Quellen speist sich der Glaube an Geister: Irgendjemand muss doch an Seuchen & Co. schuld sein. Muss!
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.