Eine schwache Form von Autismus macht dem jugendlichen Ben das Leben schwer. Er redet kaum, zeigt keine Gefühle und versteht seine Umwelt nicht. Einfacher ist es im Computerspiel: Als Online-Rollenspiel-Held hat er alles geschafft. Er ist auf Level 80 und hat mit Scarlite einen weiblichen Charakter an seiner Seite, mit dem er alle Abenteuer besteht. Doch nicht alle Probleme lassen sich virtuell lösen: Im Alltag wird Ben von seinen Mitschülern schikaniert. Die Ausweglosigkeit, nicht aus der eigenen Haut rausgehen zu können, lässt ihn an Selbstmord denken. Ben X beschreibt den Teufelskreis aus Mobbing und innerer Vereinsamung, der schließlich zu einem radikalen Ende führen muss.
Die Geschichte vom jungen Außenseiter, der gegen den Rest der Welt kämpft, wurde schon oft verfilmt. Der belgische Regisseur Nic Balthazar fügt diesem eingängigen Gefüge noch ein Puzzleteil hinzu, das Ben X ungewöhnlich macht: das Online-Rollenspiel Archlord. In Bens Kopf ist die Grenze zwischen Realität und Fiktion oftmals verschwommen. Viele Alltagssituation projiziert Ben auf das Spiel. So stellt er sich vor, dass er während der Morgentoilette seinem Charakter ein anderes Aussehen verpasst. Auf dem Schulweg verläuft er sich nicht, da er sich anhand seiner Minimap orientiert. Die Rabauken in der Schule sind zwei Bossgegner, die ein großes Tor bewachen.
Der Vermischung aus Computerspiel und echtem Leben wird im Film durch Einblendungen passender Szenen aus Archlord in die Realszenen erreicht. Damit kein Bruch entsteht, arbeitet der Regisseur mit verschiedenen Stilmitteln. Es fällt auf, dass Balthazar die kühle Ästhetik von Archlord für den gesamten Film aufnimmt. Er arbeitet dafür unter anderem mit doppelter Beleuchtung, Überzeichnung der Farben und schnellen Schnittfolgen. Gerade Einfälle wie der Archlord-Charakter-Erstellungsbildschirm neben dem Kopf des Hauptdarstellers im Spiegel wirken dann wie aus einem Guss.
Nicht nur rein technisch überschneiden sich Film und Spiel in Ben X. Als sein Computer kaputt geht, kommt Bens Internet-Freundin auch im realen Leben ins Spiel. Da wird aus Bens Leidensweg eine Archlord-Quest jenseits der Bits und Bytes. In den meisten Spielen wird ein Abenteuer durch den Tod des Hauptcharakters beendet -- das ist in Ben X nicht anders. Dass die Handlung darauf hinausläuft, weiß der Zuschauer bereits in den ersten fünf Minuten des Films. Regisseur Nic Balthazar erzählt nämlich ohne die übliche zeitliche Chronologie. Interviews von betroffenen Menschen in Bens Umfeld wie seinen Lehrern und Eltern unterbrechen die Handlung. Rückblickend ziehen sie ein Fazit aus den Ereignissen.
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