Wenn das unwahrscheinliche Zusammenspiel mehrerer Faktoren eine Situation drastisch verschlimmert, spricht man im Englischen ehrfürchtig vom »perfect storm«, dem perfekten Sturm. Auch das Twitter-Hashtag #GamerGate verschmilzt mehrere Faktoren, mehrere Strömungen und Meinungen zu einem Sturm der Entrüstung, der binnen zwei Wochen über 615.000 Tweets aufgewirbelt hat. Was als Schlammschlacht zwischen einer Indie-Entwicklerin und ihrem Ex-Freund begann, hat sich zur wilden Diskussion um Feminismus und Presseethik entwickelt, in die sich selbst Schauspieler und Politaktivisten einmischen.
Diesen Sturm der Entrüstung perfekt zu nennen, wäre jedoch unpassend. Die Geschehnisse rund um #GamerGate verdienen keine Ehrfurcht, sie verdienen Kopfschütteln. Denn das Twitter-Hashtag (nicht zu verwechseln mit der Download-Plattform GamersGate) überschreibt einen bizarren Tornado aus Pressekritik und Frauenfeindlichkeit, aus Homophobie und Verschwörungstheorien, aus Hackerangriffen, Vergewaltigungsdrohungen, wütenden Retourkutschen und, ja, auch Auseinandersetzungen mit Missständen der Spielebranche, die im Hassgetöse aber fast untergehen.
Die Anhänger von #GamerGate betrachten sich als Bewegung, die gehört, die ernst genommen werden möchte, die berechtigte Kritik vorbringt und Antworten erwartet. Dass sie dabei mit Radikalen paktieren - oder die Radikalen sie zumindest als Deckmäntelchen nutzen -, schadet jedoch nicht nur ihnen, sondern dem Image aller Spieler. Genauso übrigens wie die nicht minder hasserfüllten Antworten ihrer Gegner. Ja, #GamerGate geht uns alle an, schadet uns allen, lehrt uns aber auch vieles über unsere eigene Branche.
Doch treten wir mal kurz einen Schritt zurück, holen tief Luft, zählen bis zehn und unterdrücken den Impuls, eine Brandrede zu verfassen. Stattdessen ergründen wir die Ursprünge des Unmuts, umreißen die Positionen und fassen zusammen, woran das Thema letztlich krankt.
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