Bus-Simulator 16 im Test - Beruflicher Erfolg garantiert!

Für den Test vom Bus Simulator 16 klemmen wir uns nicht nur selbst hinter das Steuer eines Nahverkehrs-Monsters, sondern führen auch unser eigenes Busunternehmen. Langweiliger Beamtenjob oder spannende Alltagssimulation?

Bus Simulator 16 - Teaser-Trailer Video starten 0:36 Bus Simulator 16 - Teaser-Trailer

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Arbeits- und damit auch Spielalltag im Bus-Simulator 16: Blinker setzen, bremsen, in die Haltebucht einfahren, zum Stillstand kommen, Parkbremse einlegen, Bus neigen, Türen öffnen, Tante Erna ein Seniorenticket verkaufen, einer Frau (die genauso aussieht wie Tante Erna) ein Studententicket verkaufen, Türen schließen, Bus in die Waagerechte zurückholen, Bremse lösen, blinken und wieder in den Verkehr einfädeln … puh.

Manch einer mag diese Authentizität langweilig finden, für Fans von Alltagssimulationen ist die aber ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Allerdings hapert's beim Bus-Simulator mit der Umsetzung, denn vieles wirkt nicht zu Ende gedacht.

Managerfahrer

Beginnen wir mit der eigentlich coolsten Idee: Neben dem Fahren eines Busses managen wir auch das dazugehörige Busunternehmen. Im beschaulichen Sunny Springs legen wir mehrere Busstrecken an und versuchen dabei, möglichst alle Haltestelle anzusteuern. Damit wir nicht alles allein abfahren müssen, heuern wir weitere Fahrer an und kaufen neue Busse, um mehrere Routen gleichzeitig bedienen zu können. Jede angelegte Strecke müssen wir mindestens einmal selbst fahren, bevor anschließend ein KI-Fahrer auf dieser Route Umsatz generieren kann. Abhängig von unserem Ergebnis und ihrem Fähigkeitenlevel erzielt die KI dann ihre Einnahmen.

Bus Simulator 16 - Screenshots ansehen

Wir planen also und schwingen uns dann hinters Steuer. Doch wonach planen wir eigentlich? Nach Kundennachfrage? Mitnichten. Der Bus-Simulator gibt uns vorgefertigte Missionen an die Hand, die wir erfüllen müssen, um die fünf Distrikte von Sunny Springs freizuschalten. Ein dynamisches System, das unser Streckennetz bewertet und mit einer simulierten Nachfrage der Bevölkerung abgleicht, existiert nicht. Demnach ist es egal, welche Strecken wir anlegen, solange die Missionen erfüllt werden.

Klar, in unseren Aufträgen steckt eine gewisse Fahrgast-Logik drin, denn wenn wir ein neues Gebiet freischalten, sollte das natürlich auch mit den anderen Arealen verbunden werden. Das System ist aber rein statisch, entsprechend gibt es auch keinerlei Notwendigkeiten zur Optimierung unseres Streckennetzes, weil etwa die Fahrgäste zu oft umsteigen müssen oder es zu lange von Punkt A nach B dauert.

Über alle Zweifel erhaben

Hinter dem Steuer eines fiktiven oder den MAN-Modellen nachempfundenen Busses, beweisen wir unser fahrerisches Können. Einen tonnenschweren Metallkoloss durch den Stadtverkehr zu manövrieren und ordentlich an eine Haltestelle zu fahren, erfordert in der Realität viel Geschicklichkeit und vorausschauendes Fahren.

In der Praxis des Bus-Simulators ist das mit dem Vorausschauen aber leichter gesagt als getan, weil sich unser Bus eben nicht wie ein Koloss, sondern eher wie eine Blechbüchse steuert und wir bei jeder Kurvenfahrt Gefahr laufen, entweder in den Gegenverkehr zu knallen oder mit dem hinteren Busteil über den Gehweg rollen. Letzteres führt des Öfteren zu ungewollten Todesfällen, da die Passanten lieber in den Bus rennen als ihren Weg kurz zu unterbrechen.

Wie es sich gehört, fahren wir mit unserem Bus so dicht wie möglich auf. Strafen müssen wir eh nicht befürchten. Wie es sich gehört, fahren wir mit unserem Bus so dicht wie möglich auf. Strafen müssen wir eh nicht befürchten.

Solche Zwischenfälle beenden unsere Fahrt, und wir müssen von vorn beginnen. Der Bus-Simulator 16 besitzt sogar ein Ansehen-System, über das wir neue Busse, Verzierungen und andere Belohnung freischalten, wenn wir unseren Bus fehlerfrei von Bucht zu Bucht wuchten. Klingt grundsätzlich spannend; dumm nur, dass wir einmalgewonnenes Ansehen nicht mehr verlieren können. Egal wie abrupt wir bremsen, wie viele rote Ampeln wir überfahren oder wie schnell wir durch die Gassen düsen.

Unsere Fahrgäste mokieren sich zwar über unsere Fahrweise, unser Ansehen steigt aber dennoch, wenn auch weniger schnell. Abgesehen von Unfällen und Gesetzesübertretungen, die uns Geld kosten, gibt es im gesamten Spiel keinerlei Strafen. Ein Scheitern wird damit praktisch unmöglich.

Einstieg der Klon-Kunden

Die Grafik des Bus-Simulators sieht nicht sonderlich hübsch aus, erfüllt aber ihren Zweck und liefert gelegentlich sogar durchaus pittoreske Szenerien, inklusive Sonnenschein, Regen oder Nebel. Während die Busse detailliert umgesetzt sind, wirkt der Rest des Spiels ziemlich lieblos. Es schadet nun mal massiv auf der Atmosphäre, wenn selbst bei der kürzesten Fahrt mehrmals exakt die gleichen Passagiere einsteigen, weil es nur eine Handvoll unterschiedliche Charaktermodelle gibt.

Zu den Klon-Passasanten und deren Wegfindungsproblemen gesellt sich noch die unberechenbare KI der Autofahrer, die gern mal an grünen Ampeln stehen bleiben, ohne Grund mitten auf der Straße anhalten und generell viel zu langsam fahren. Aufgelockert werden soll die Klon-Tristesse durch Zufallsereignisse wie Baustellen, Betrunkene, klemmende Bustüren und Rollstuhlfahrer.

Nettes Detail: Damit diese Rollstuhlfahrerin mitfahren kann, müssen wir zunächst die Rampe ausfahren. Nettes Detail: Damit diese Rollstuhlfahrerin mitfahren kann, müssen wir zunächst die Rampe ausfahren.

Allerdings beförderten wir in zehn Spielstunden nur zwei Rollstuhlfahrer und einen Betrunkenen, erlebten genau eine Baustelle und befreiten lediglich eine klemmende Tür aus ihrer Misere. Es soll außerdem noch hektische Fahrgäste geben, die knapp den Bus verpassen und für die wir noch mal kurz anhalten dürfen, deren Existenz können wir aber nicht bestätigen.

Verbrecher und Kranke

Wenig Respekt vor dem simulierten Berufsstand: Im Bus Simulator 16 werden wohl nur Versager Busfahrer. Wenig Respekt vor dem simulierten Berufsstand: Im Bus Simulator 16 werden wohl nur Versager Busfahrer.

Sunny Springs, die Stadt in der wir unser Busunternehmen aufbauen, teilt sich in fünf schön gebaute Distrikte auf. Die unterscheiden sich grafisch und bringen alle ihre eigenen Sehenswürdigkeiten mit: eine Kirche im Wohngebiet, ein Stadion im Industrieviertel oder eine Universität in der Innenstadt. Leider sehen wir bei unseren Touren nicht viel davon, da unser Blickwinkel vom Fahrersitz übermäßig eingeschränkt ist. Wir können von Spiegel zu Spiegel gucken, ein Schulterblick wird uns aber verwehrt. Die Außenkamera bietet hier schon mehr Übersicht, eignet sich unserer Ansicht nach aber nicht zum flüssigen Fahren.

Kurioserweise schafft es Sunny Springs, gleichzeitig lebendig auszusehen, aber steril zu wirken. Es sind zwar immer Autos und Fußgänger auf den Straßen unterwegs, doch fahren erstere wie auf Schienen und letztere laufen wie Roboter, die obendrein noch einen Stock verschluckt haben. Um das Ganze noch »lebendiger« aussehen zu lassen, fahren Polizei und Krankenwagen grundsätzlich mit Blaulicht durch die Gegend. Es vergeht kaum eine Fahrt, auf der nicht Ordnungshüter und Notarzt samt Sirenengeheul an uns vorbeirauschen. Sunny Springs hat offenkundig ein massives Kriminalitätsproblem.

Zusammen fährt man immer noch allein

Wer unter Existenzängsten leidet, dem müssen wir vom Bus-Simulator 16 dringend abraten. Denn unser Leben und Handeln als Busfahrer wir vom Spiel stellenweise komplett ignoriert. Beleg gefällig? So benötigen wir bei einem Unternehmen mit vier Angestellten nur vier Busse, obwohl wir selbst ja auch einen fahren. Stellen wir jetzt einen fünften Fahrer ein und teilen ihm eine Strecke zu, fehlt uns aber plötzlich ein Bus.

Wir können also mit vier Bussen fünf Routen bedienen, aber keine sechs? Bräuchten wir nach dieser Logik nicht immer einen Bus mehr als wir Angestellte haben? Ebenfalls kurios: Auf unseren Fahrten treffen wir nie auf andere Busse, somit fährt immer nur ein Bus durch ganz Sunny Springs. Trotzdem scheinen alle zufrieden zu sein.

Routenverplaner: Originalroute Bei besonderen Ereignissen ändert unser Navigationssystem automatisch unsere Fahrstrecke, um Verzögerungen zu vermeiden.

Routenänderung In diesem Fall klappt das eher schlecht als recht, denn auf der neuen Route fahren wir sogar zwei Mal an der »Problemhaltestelle« vorbei.

Wenn wir unser Unternehmen nicht alleine führen wollen, können wir es für den Multiplayer-Modus öffnen und es gemeinsam mit Freunden leiten. Die planen und fahren dann ebenfalls Routen, stellen Mitarbeiter an und kaufen Busse, bis das Konto leer ist und unser Ansehen-Barometer platzt. Auf der Straße cruisen wir aber weiterhin allein. Noch, zumindest, denn durch Mod-Support über den Steam-Workshop und der bestätigten Weiterentwicklung seitens des Entwicklers, könnte es noch zu größeren Veränderungen kommen, die unserer Einsamkeit auf den klon-verseuchten Straßen von Sunny Springs entgegenwirken.

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