Im neuen Teil der Call of Duty-Serie, Black Ops, schickt der Entwickler Treyarchden Spieler in einer zusammenhängenden Geschichte von einem Schauplatz des Kalten Krieges zum nächsten. Dabei verbindet er in vierzehn Levels Fiktion mit historischen Fakten. Um die Motivation der Figuren zu verstehen, hilft es, den historischen Hintergrund zu kennen.
Spoiler-Warnung: Natürlich liegt es in der Natur der Sache, dass wir hier einige Schauplätze der Levels von Black Ops verraten müssen. Wer sich also die Überraschung bewahren will, sollte nicht weiterlesen.
Jetzt mag man denken: »Moment, der Kalte Krieg heißt doch deswegen so, weil da nie scharf geschossen wurde. Wie passt das zu einem Ego-Shooter?« Das stimmt zwar vordergründig, aber manchmal wurde der Ost-West-Konflikt eben doch »heiß«: Vor allem in sogenannten Stellvertreterkriegen, bei denen sowohl der Westen als auch die Sowjets eine der Kriegsparteien mit Waffen und/oder Soldaten unterstützen. Als Vorwand für eine Engagement galt in der Regel die Hilfe für eine befreundeten Nation - wahlweise gegen Kommunismus oder Kapitalismus. Bekannteste Beispiele für diese Stellvertreterkriege sind die Konflikte in Korea (1950 - 1953), Vietnam (1964 - 1975) oder Afghanistan (1979–1989).
Die zweite Möglichkeit für einen »heißen Kalten Krieg« war der Einsatz von paramilitärischen Truppen, die – von Geheimdiensten finanziert und ausgebildet – hinter feindliche Linien operierten. Da sie nicht offiziell im Auftrag einer Nation unterwegs waren, konnten Ost wie West ihren Einsatz stets leugnen, um der Gegenseite keinen willkommenen Kriegsgrund zu liefern. Als Teil einer ebensolchen paramilitärischen Einheit schickt der Entwickler Treyarch die Spieler im neuen Call of Duty einmal um den Globus in verdeckte Operationen, die sogenannten Black Ops.
Invasion in der Schweinebucht
Der Auftakt von Call of Duty: Black Ops findet auf der Karibikinsel Kuba statt: Der Spieler nimmt an der Invasion in der Schweinebucht (im Spanischen »Baya de Cochinos«) teil, einer kleinen Bucht ungefähr 100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Havanna.
Im Jahr 1961, zwei Jahre nach Beginn der Kubanischen Revolution unter Führung von Fidel Castro, droht die Insel vor der amerikanischen Küste endgültig kommunistisch zu werden. Castro ist aber politisch noch nicht vollends gefestigt, sodass der amerikanische Präsident John F. Kennedy und die Central Intelligence Agency (CIA) den Versuch starten, mit der Hilfe der pro-amerikanischen kubanischen Exilregierung Castro und den Kommunismus zu verdrängen.
Am 17. April 1961 landen über 1.500 von den USA ausgebildete Exilkubaner in besagter Bucht. Ihr Ziel ist es, unter dem Kommando von zwei CIA-Agenten eine Landebahn zu erobern, damit die Exilregierung eingeflogen werden kann. Die soll von kubanischem Hoheitsgebiet aus die Hilfe des US-Militärs anfordern, die dann den Anti-Kommunisten »zur Hilfe eilen« und Castros Truppen zurückschlagen würde.
Das Vorhaben endet aus amerikanischer Sicht im Fiasko: Der Plan wird verraten, den Invasoren steht bei der Landung eine Übermacht von 200.000 Angehörigen der Revolutionsarmee gegenüber, die nach einem kleinen Scharmützel mit rund 100 Toten die restlichen Exilkubaner gefangen nimmt. Weil der »Hilferuf« der Exilregierung nicht erfolgt, verweigert Präsident Kennedy den Marschbefehl für die US-Armee.
Der Rest ist Geschichte: Castro kann den Angriff propagandistisch für sich nutzen und seine Macht festigen. Kuba ist fast auch heute, genau 50 Jahre nach der Invasion und dem Zusammenbruch der Sowjetunion, immer noch ein kommunistischer Staat.
Auch in Black Ops gerät der Spieler in kubanische Gefangenschaft und muss sich unter Waffengewalt aus dem Gefängnis befreien. Hier hat Treyarch aus dramaturgischen Gründen historisch etwas geschummelt: In der Realität wurden die Gefangenen 1963 im Austausch gegen Medikamente, Nahrungsmittel und Maschinen wieder in die Vereinigten Staaten geschickt.
Wer mehr über die Invasion wissen möchte, dem sei der Film »The Good Shepherd« (zu deutsch »Der gute Hirte«) mit Robert DeNiro und Matt Damon empfohlen, der die Hintergründe der Operation bei der CIA zeigt.
Der Sputnik-Schock
Die nächsten Missionen von Black Ops thematisieren den Sputnikschock in den USA und den nachfolgenden Wettlauf ins All zwischen Ost und West. Der Spieler wird nach Baikonur im heutigen Kasachstan geschickt, um das dortige Raumfahrtprogramm zu sabotieren. Aber was haben die USA denn überhaupt gegen das Programm?
Am 4. Oktober 1957 schockiert die Sowjetunion den Westen: Mit Sputnik 1 (russisch für »Begleiter«) gelingt es russischen Wissenschaftlern, erstmals einen Satelliten in eine stabile Weltumlaufbahn zu schießen. Obwohl Sputnik nur belanglose Piepssignale zur Erde senden kann, ist die (geo-)politische Bedeutung umso größer. Die Sowjetunion feiert den erfolgreichen Start als Zeichen für die wissenschaftliche und wirtschaftliche Überlegenheit des kommunistischen Systems.
Der Westen, der diese Überlegenheit eigentlich für sich beansprucht, ist geschockt und befürchtet, technologisch ins Hintertreffen zu geraten. Außerdem steigt in der Bevölkerung das Bedrohungsbewusstsein: Horrorgeschichten über im Weltall stationierte Atomraketen, die jeden Ort der USA treffen können, machen die Runde und erhöhen die Bereitschaft, Steuergelder für ein technologisches und militärisches Wettrüsten zu verwenden.
Präsident Eisenhower und auch sein Nachfolger Kennedy erhöhen massiv das Budget für Verteidigung und Weltraumforschung, was schließlich zur Gründung der Raumfahrtbehörde NASA führt: Die Beherrschung des Weltalls wird zum erklärten Ziel beider Machtblöcke.
Vorerst kann die Sowjetunion ihre Vormachtstellung behaupten: Im September 1959 stürzt die sowjetische Sonde Lunik 2 als erster von Menschen geschaffener Gegenstand auf den Mond. 1961 ist der Russe Juri Gagarin der erste Mensch im All.
Es dauert bis 1969, bis die USA endlich einen gewaltigen Erfolg melden können: Am 16. Juli bringt die Apollo-11-Mission den ersten Menschen auf den Mond, Neil Armstrong.
Für Black Ops haben die Entwickler ihre Fantasie spielen lassen. Sicherlich gab es durch die Geheimdienste beider Nationen Spionage- und Sabotageaktionen auf die jeweiligen Raumfahrtprogramme, dass es aber zu bewaffneten Auseinandersetzungen auf Weltraumbahnhöfen kam, ist nicht überliefert und erinnert eher an James Bonds »Moonraker«.
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