Call of Duty: Infinite Warfare im Test - Besser als sein Ruf - auch auf dem PC

Call of Duty: Infinite Warfare macht auch im Test auf dem PC eine bessere Figur als befürchtet. Aber im Multiplayer gibt's wieder einmal Probleme.

Call of Duty: Infinite Warfare - Testvideo: So gut funktioniert die Call-of-Duty-Formel im Weltall Video starten 10:53 Call of Duty: Infinite Warfare - Testvideo: So gut funktioniert die Call-of-Duty-Formel im Weltall

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Wer das Internet nach Meinungen zu Call of Duty: Infinite Warfare durchforstet, der dürfte es schwer haben, wirklich viele positive oder zumindest neutrale Kommentare zu dem Spiel zu finden. Schon seit seiner Ankündigung im Mai 2016 schlägt dem Titel eine extreme Ablehnung entgegen, der Reveal-Trailer gehört zu den schlechtbewerteten Youtube-Videos aller Zeiten, auch die Multiplayer-Beta vor ein paar Wochen wurde sehr kritisch beurteilt.

Den Verkaufszahlen wird das vermutlich keinen Abbruch tun, auch 2016 dürfte Call of Duty wieder millionenfach über die Ladentheke wandern, für die Konsolen häufiger als für den PC, aber nichtsdestotrotz millionenfach. Aber wie gut ist das fertige Spiel denn jetzt eigentlich? Und wie schlägt sich die PC-Version im Speziellen?

Abwertung aufgrund von technischen Problemen
Die PC-Version von Infinite Warfare macht zum Release deutlich weniger Schwierigkeiten als seinerzeit Black Ops 3, aber auch im neuesten Call of Duty-Teil läuft technisch nicht alles ganz rund. Der Titel ist zwar selbst mit eher geringen Speichermengen wie 4,0 GByte RAM und 2,0 GByte VRAM durchaus noch spielbar, allerdings reduziert Infinite Warfare teilweise auch mit mehr Speicher die Grafikdetails ungefragt. Das kommt der Performance zu Gute, dennoch wäre eine Warnung bei zu stark belegten Speicher und das Aufrechterhalten der vom Spieler gewählten Einstellungen die bessere Alternative. Gemessen an der optischen Qualität ist der Speicherbedarf von Infinite Warfare außerdem generell zu hoch. Da weitere Macken wie die teils etwas schwammige Maussteuerung und Probleme mit der Lag-Kompensation im Multiplayer hinzukommen, werten wir das Spiel um zwei Punkte ab.

Detaillierter Technik-Check zu Infinite Warfare

Chaos in Genf

Die Hintergrundgeschichte von Infinite Warfare ist schnell erzählt: In der Zukunft sind die natürlichen Ressourcen der Erde erschöpft und die raumfahrende Menschheit muss sich von fernen Planeten oder Asteroiden wichtige Rohstoffe zusammensammeln. Doch die verschiedenen Stützpunkte und Kolonien im gesamten Sonnensystem ziehen auch Störenfriede an.

Die Settlement Defence Front (SDF) unter Führung von Admiral Salen Kotch (gebürtig vom Mars und verkörpert von Kit Harington aus Game of Thrones) piesackt die menschlichen Verbände immer wieder, greift Spähtrupps mit brutaler Härte an und bringt das Fass schließlich zum Überlaufen, als ihre Verbände die Erdflotte bei der feierlichen »Fleet Week« in Genf attackieren.

Nick Reyes wird nach dem Angriff auf Genf zum Kapitän der Retribution befördert. Nick Reyes wird nach dem Angriff auf Genf zum Kapitän der Retribution befördert.

Als Lieutenant Nick Reyes sind wir mitten drin im Chaos, bekämpfen die SDF-Truppen in den brennenden Straßen der Stadt und schalten schließlich ihren Angriffstrupp im Orbit aus. Als der Captain des Kampfschiffs, auf dem wir stationiert sind,im Gefecht stirbt, bekommen wir den Kapitänsposten auf der Retribution zugeteilt und werden damit beauftragt, mit unserer Crew gegen die SDF zu Felde zu ziehen - und herauszufinden, was es mit deren Geheimprojekt »Codename Riah« auf sich hat.

Blasser Bösewicht

Infnity Ward wagt keine Story-Experimente wie Treyarch im letzten Jahr mit Black Ops 3, sondern erzählt in Infinite Warfare eine klassische Gut-Gegen-Böse-Geschichte ohne großartige Überraschungen. Das gelingt allerdings überaus solide, filmreife Rendersequenzen bringen uns Reyes und seine Crew näher. Die Charaktere dabei zwar nicht unbedingt ans Herz, sorgen in den Missionen aber dennoch für ein gutes Gemeinschaftsgefühl. Unser Favorit ist dabei Roboter Ethan der mit einigen augenzwinkernden Kommentaren als eine Art Sidekick immer wieder für gute Laune sorgt.

Das alles funktioniert aber nur so richtig in der englischen Version. Die deutsche Synchro ist zwar nicht katastrophal schlecht, aber das ganze Militär- und Heldengeplapper wirkt auf Deutsch an vielen Stellen entweder extrem dick aufgetragen. Oder hölzern. Oder im schlimmsten Fall beides zusammen.

Bösewicht, erster Auftritt Salen Kotch taucht zu Beginn kurz auf und verbreitet durch einen sinnbefreiten Mord miese Laune.

Bösewicht, spätere Auftritte Danach sehen wir ihn hauptsächlich in kurzen Videoeinblendungen, in denen er nur wenig angsteinflößend wirkt.

Eine herbe Enttäuschung ist trotz Hollywood-Starpower der blasse Bösewicht Kotch. Nach dem Prolog, in dem er kaltblütig einen seiner eigenen Männer erschießt, um uns die Bedeutungslosigkeit von Menschenleben so richtig reinzureiben, schaltet er sich später nur noch per Bildeinblendung hinzu, lässt ein paar markige Sätze fallen und verschwindet dann wieder. Furcht oder Respekt flößt er uns so jedenfalls nicht ein.

Call of Duty Modern Warfare: Remastered
Es ist wohl der coolste Zusatz, den Activision bislang für eine Special Edition eines Call of Duty angeboten hat. Wer eine der Varianten Digital Deluxe (ca. 100 Euro), Digital Legacy (ca. 80 Euro) oder Legacy (ca. 60 Euro) von Infinite Warfare kauft, bekommt Call of Duty: Modern Warfare Remastered dazu, eine aufgehübschte Version des Klassikers von 2007. Dabei stehen sowohl die Kampagne als auch der Multiplayer zur Verfügung, letzterer vorerst nur mit 10 Karten. Die restlichen Maps erscheinen bis Ende des Jahres.

Dass der Zusatz von Modern Warfare Remastered nicht in unsere Wertung mit einfließt, liegt daran, dass MWR nur den höherpreisigen Versionen beiliegt.

Kleine Warnung für Menschen, deren Festplatten schon am Limit drehen: Infinite Warfare allein benötigt schon über 70 GB Platz bei der Installation, mit Modern Warfare Remastered (Single- und Multiplayer) steigt der Platzbedarf auf über 120 GB an.

Die Call-of-Duty-Fahrradtour

Natürlich bleiben wir als Kapitän Reyes nicht faul auf der Brücke der Retribution, sondern stürzen uns in der knapp sechsstündigen Kampagne auch selbst in die Schlacht, die sich quer durch das gesamte Sonnensystem zieht. Neben dem Genf-Abschnitt verschlägt es uns unter anderem auf eine Mondbasis, den Saturnmond Titan, eine Minenkolonie auf einem Asteroiden in Sonnennähe und den Mars.

Das ist optisch abwechslungsreich, spielerisch bewegt sich Infinite Warfare dagegen - und das ist keine Überraschung - in bekannten Call-of-Duty-Trampelpfaden. Wir bewegen uns durch die meist schlauchigen, selten etwas offeneren Gebiete und pusten mit allerlei futuristischen Projektil- und Energiewummen in bester Schießbuden-Manier ganze Hundertschaften über den Haufen. Das spielt sich nach wie vor exzellent, die Steuerung ist präzise. Call-of-Duty-Spielen ist und bleibt wie Fahrradfahren - einmal gekonnt, nie mehr verlernt.

Manche Visiere markieren Gegner selbst hinter Deckungen. Manche Visiere markieren Gegner selbst hinter Deckungen.

Die Gegnerhorden setzen sich aus menschlichen Feinden und Roboterwesen zusammen und sind nicht besonders helle, auch wenn sie fleißig in Deckung gehen. Wir haben zum Beispiel mehrfach beobachtet, dass Feinde stumpf gegen Wände liefen oder sich auf der falschen Seite einer Kiste verschanzten. Gefährlich wird es dennoch, wenn man nicht selbst regelmäßig in Deckung geht - im SDF-Kugelhagel verendet man nämlich bereits auf dem Schwierigkeitsgrad »normal« nach einigen Treffern. Die Checkpoints sind bis auf ein paar Ausnahmen fair gesetzt, nervig fielen uns allerdings ein paar Stellen auf, in denen Gegner plötzlich hinter uns spawnten und wir kaum Gelegenheit hatten, zu reagieren.

Für etwas Abwechslung sorgen spezielle Gegnertypen wie Schildroboter, die wir flankieren müssen oder gewaltige Mechs, die wir erst aus der Distanz schwächen, um ihnen dann in einem Quick-Time-Event ihre eigenen Kugeln zu fressen geben.

Behutsame Anpassungen

Die Waffen- und Gadget-Auswahl von Infinite Warfare ist erschlagend. Vor einem Einsatz können wir ähnlich wie in Black Ops 3 unser Loadout aus Haupt- und Seitenwaffe, Granaten sowie anderen Hilfsmittel zusammenstellen - was angesichts überall herumliegender Gegnerwaffen allerdings nahezu obsolet ist - und eine ganze Reihe von neuen Gadgets einsetzen.

Mit der Selbstzerstörungsfunktion eines gegnerischen Roboters lassen sich ganze Gegnergruppen erledigen. Mit der Selbstzerstörungsfunktion eines gegnerischen Roboters lassen sich ganze Gegnergruppen erledigen.

Und die meisten davon sind wirklich cool und auch spielerisch wirkungsvoll. Die Spinnengranate beispielsweise krabbelt flink auf einen Gegner zu, beißt sich an ihm fest und kann bei der anschließenden Detonation ganze Gruppen auslöschen. Die Anti-Graviations-Granate hebt die Feinde ähnlich wie im Spiel Inversion in die Luft, wo wir die hilflos zappelnden Wichte dann bequem ausknipsen können. Und mit der praktischen Hacking-Funktion übernehmen wir aus der Distanz gegnerische Roboter und lichten die gegnerischen Reihen, in dem wir nach ein paar Salven auch noch den Selbstzerstörungsknopf drücken.

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