Seite 2: Cities: Skylines im Test - Besser als SimCity

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Nicht perfekt, aber glaubwürdig

Perfekt ist die Simulation nicht. Hin und wieder haben wir festgestellt, dass Cims sich von der Arbeit nach Hause gebeamt haben. Beim Stalking einzelner Leute sprang manchmal das Infofenster kurz an einen ganz anderen Platz in der Stadt - immerhin hieß es dann im Text, die betreffende Person sei verwirrt. Nun, das waren wir in diesen Momenten auch. Allerdings trat das immer nur dann auf, wenn die Cims gerade nicht sichtbar waren, sich also in einem Gebäude befanden. Jeder sichtbare Bürger wird für seinen kompletten Weg perfekt simuliert - und das können die allerwenigsten Städtebausimulationen von sich behaupten.

Die Zuweisung von Kranken- oder Polizeiwagen ist ebenfalls noch verbesserungswürdig. Oft haben wir beobachtet, dass ein Krankenhaus vom anderen Ende der Stadt einen Patienten abholen lässt - nicht etwa das Krankenhaus zwei Straßen weiter. Und immer wieder fahren Servicewagen (oder Donut-Lieferwagen!) Polonaise auf dem Stadtasphalt. Dem überwältigend »echten« Eindruck des Stadtgeschehens steht das aber nicht entgegen.

Wassernot Viel hilft nicht immer viel: Denn hier bleibt nicht viel Wasser übrig.

Wasserflut Die ufernahen Häuser baden gerade im Fluss – ungewollt, natürlich!

Selbst das Wasser simuliert Skylines: Als wir den Fehler machten, zehn Wasserpumpen ans Ufer zu pflanzen, saugten die mal eben den Fluss leer - und die Stadt saß buchstäblich auf dem Trockenen. Und dann war da noch der nicht ganz optimal gesetzte Staudamm: Beim Abriss entstand eine Flutwelle, einige Straßenzüge der Stadt soffen ab und die Einwohner zogen aus. Allerdings konnte die Überschwemmung den kleinen Wusel-Cims nichts anhaben - die zogen unbeeindruckt auch unter Wasser ihrer Wege. Mit so viel bürgermeisterlicher Dummheit haben offensichtlich nicht mal die Entwickler gerechnet.

Verkehr, oh yeah!

Die Grundlagen des Verkehrs funktionieren wie gehabt: Eine große, sechsspurige Straße ist zwar perfekt für hohes Verkehrsaufkommen, ist aber nicht die schnellste Verbindung. Je mehr Kreuzungen und damit Ampeln wir bauen, desto mehr wird der Verkehrsfluss gebremst und desto dichter wird der Verkehr. Skylines verzichtet zwar auf eine Tag-Nachtrhythmus und demnach auch auf eine Rush Hour. Der Verkehr selbst wurde jedoch weiterentwickelt: Autobahnen, Autobahnauffahrten, Kreisverkehre und vor allem Einbahnstraßen lassen uns perfekt durchdachte Knotenpunkte entwerfen.

Besonders hilfreich ist die Möglichkeit, die Straßen auf engstem Raum über und untereinander herzuführen, zu verbinden und so Verkehrsschwerpunkte zu entlasten und den Verkehr flüssig zu gestalten. Tunnels gibt's zwar nicht, wohl aber Brücken in mehreren Höhenstufen, die Höhe eines Abschnitts bestimmen wir etwas umständlich über die »Bild hoch«- und »Bild runter«-Tasten, die sich aber immerhin beliebig umbelegen lassen. Straßen lassen sich zwar per Upgrade verbreitern oder verengen, nicht aber in Einbahnstraßen umwandeln. Dafür müssen wir sie abreißen und neu bauen - was bei kurvigen Wegen schwierig ist, weil man die nur schwer wieder genauso hinkriegt.

Wie lösen wir heftigen Verkehr auf? So zum Beispiel. Wie lösen wir heftigen Verkehr auf? So zum Beispiel.

Zudem können wir einen Fehlbau nicht einfach per Undo-Funktion rückgängig machen, sondern müssen ihn von Hand planieren, bekommen dabei aber immerhin unser Geld zurück. Und beim Löschen und Neuanlegen von Zonen sorgt ein Bug dafür, dass sich bereits gelöschte (Teil-)Gebiete ohne unser Zutun wieder neu bilden und noch mal gelöscht werden müssen - allerdings nur, wenn wir nicht pausieren.

Wir können Industriegebiete auf Landwirtschaft, Erzgewinnung, Ölförderung oder Holzwirtschaft spezialisieren. Wir können Industriegebiete auf Landwirtschaft, Erzgewinnung, Ölförderung oder Holzwirtschaft spezialisieren.

Diese Komfortmängel sind aber kaum mehr als kleine Ärgernisse. Denn die Grundstärke von Skylines ist ja die Nachvollziehbarkeit des Verkehrs, den wir ja nur optimieren können, wenn sich die jeweiligen Zielorte der Fahrer feststellen lassen. Per Klick auf ein Fahrzeug (oder einen Cim) sehen wir Wohnort, Arbeitsplatz und Ziel und können deshalb feststellen, wo sich die an der Kreuzung stauende Blechlawine hinbewegt. Ins Industriegebiet etwa schieben sich ganze LKW-Lawinen.

Mit den Straßentools können wir nun Ausweichstrecken anlegen und anschließend hochzufrieden das Ergebnis - eine stark entlastete Kreuzung - betrachten. Sogar die Abbiegespuren werden korrekt simuliert. Wenn wir etwa ans Ende einer sechsspurigen Autobahn drei je zweispurige Einbahnstraßen anschließen, ordnen sich die Fahrzeuge brav ein, und der Verkehr fließt weiter. Solange wir unsere Verkehrsführung nicht unrettbar verkorkst haben, funktioniert das wunderbar!

Alle Macht dem Spieler

Der Verkehr in Verbindung mit der glaubwürdigen Simulation ist schlicht ein spielerisches Meisterwerk. In keiner Städtebausimulation zuvor hatten wir alle Planungsfäden so in der Hand wie in Skylines. Gleichzeitig wird lösungsorientierte Kreativität gefordert: Wo müssen wir ansetzen, welche Verbindung müssen wir an welcher Stelle anlegen? Wo wollen die meisten Cims hin? Wo schließen wir Autobahnen an, wo reicht eine normale Straße?

Ist die Lösung für den Stau vielleicht ein Umgehungs-Highway ans andere Ende der Stadt? Nicht selten haben wir stundenlang getüftelt, um die passende Lösung für ein Verkehrsproblem zu finden. Und jedes Mal war es ein großartiges Gefühl, wenn der Plan aufging und der Verkehr erneut ruhig seine Bahnen zog!

Frachthafen Der Frachthafen ist eine gute Möglichkeit, Straße und Schiene zu entlasten.

Flughafen Touristen können wir unter anderem über den Flughafen in die Stadt holen – vorausgesetzt, es gibt etwas Interessantes zu sehen!

Buslinien, U-Bahn und Eisenbahn entlasten die Straße ebenfalls hervorragend. Die nötige Infrastruktur lässt sich kinderleicht bauen und in die Stadtplanung integrieren. Linien und Haltestellen weisen wir mit Linksklick zu (im Falle der Busse entsteht sofort eine Haltebucht!), mit Rechtsklick entfernen wir sie wieder. Leider fehlt jedoch eine Linienübersicht, sodass spätere Modifikationen an Haltstellen, an denen viele Linien kreuzen, knifflig werden. Zur Erleichterung dürfen wir Bus- und Bahnlinien unterschiedlich einfärben, was nicht nur die Farbe der Strecke, sondern auch die der zugehörigen Busse ändert – clever!

Okay, ganz perfekt ist der Verkehr noch nicht: Auf mehrspurigen Strecken ordnen sich Fahrzeuge oft viel zu früh fürs Abbiegen ein und nutzen nur die rechte Spur. Unsere Teststadt litt zudem unter verstopften Bahngleisen, auf denen sich Züge stauten - Dieses Problem wurde inzwischen aber gelöst. Die SOS-Mechanik, die den totalen Verkehrskollaps verhindern soll, wird Simulationspuristen dafür nicht gefallen: Werden Staus zu lang, entfernt das Spiel am Stauende Fahrzeuge und setzt sie an den Anfangspunkt ihrer Route zurück. Allerdings ist diese Mechanik kein Freibrief für Faulheit: Das Stauende wird zwar entschärft, der Stau selbst aber nicht automatisch aufgelöst.

Zur Abwechslung: Nützliche Politik

Wer wir auf Güterzüge und Frachthäfen verzichtet, findet sich schnell im Lieblings-Alptraum des deutschen Autofahrers wieder: LKWs und Lieferfahrzeuge machen die Spritztour durch die Stadt zur Qual. Der stammtischerfahrene BMW-Besitzer fordert: Freie Fahrt für freie Bürger - dafür muss die Politik sorgen! Läuft, sagt der Großstadtindianer: In deutschen Großstädten hat der 40-Tonner keine Zufahrt! Läuft hier auch, sagt der Skylines-Planer, malt mit dem Distrikt-Pinsel einen Bezirk über die Innenstadt und verbietet dort per Richtlinien-Menü alle schweren Transportfahrzeuge. Geht doch!

Selbst angelegten Bezirken der Stadt können wir Richtlinien zuweisen, die die jeweilige Stadtteilplanung abrunden. Selbst angelegten Bezirken der Stadt können wir Richtlinien zuweisen, die die jeweilige Stadtteilplanung abrunden.

Die Richtlinien lassen sich zudem für besondere Steuerregeln verwenden, die beispielsweise dicht besiedelte Gewerbegebiete begünstigen - oder schröpfen. Oder wir untermalen unsere Dienstleistungen mit Vorschriften: Um die Gesundheit der Bürger zu verbessern, verbieten wir das Rauchen. Das macht sie allerdings auch unglücklicher.

Und was halten wir von kostenlosem öffentlichem Personen-Nahverkehr? Die politischen Vorschriften sind ein simpler spielmechanischer Kniff, der für die perfekte Abrundung des sehr guten Simulations-Unterbaus sorgt, weil wir unsere Stadt damit auf Wunsch in mehrere Verwaltungsabschnitte gliedern können, für die auch jeweils andere Regeln gelten. So wie im echten Leben die Umweltzonen in deutschen Großstädten.

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