Domenikanische Reputation
Und dennoch fehlt beiden Beteiligten etwast. So ist Saldana die meiste Zeit über ein unnahbar kühler, ausdrucksloser Eisblock, der nur für ein kurzes, gefühlsloses Techtelmechtel mit Michael Vartan auftaut. Visuell passt Saldana dagegen perfekt zur Rolle. Und trotzdem: Sie vermag es nicht, ihren eigentlichen Charakter interessant zu gestalten. Dass unter der obsessiven Killer-Fassade ein verzweifeltes, fragiles Mädchen steckt, die mit der Ermordung des Killers ihre traumatischen Rachegelüste ein für alle Mal adacta legen will, sollte eigentlich eine faszinierende Geschichte versprechen. Doch dem Vergleich mit Luc Bessons' Klassiker hält Colombiana nur selten Stand.
Auch Regisseur Olivier Megaton trägt seinen Teil dazu bei, dass Colombiana eher das Prädikat Enttäuschung verdient. Wer seine Hauptfigur Cataleya derart unnahbar und kühl auf die Leinwand bringt, braucht sich nicht zu verwundern, wenn auch der weitere Verlauf der Geschichte nicht näher fesselt. So erzählt Cataleya beispielsweise mehrfach, dass sie ihr ganzes Leben auf diese eine Vergeltungsjagd ausgerichtet habe. Ist sie dem Killer aber endlich auf den Fersen, wirkt sich das nicht auf die Grundspannung aus. Das vermeintlich hochdramatische Finale - in der sie erstmals auch kurzzeitig einstecken muss - wirkt ebenso wie alle anderen Aufträge im Film: generisch, klischeehaft, abgedroschen; übrigens ebenso generisch, wie die mittlerweile ausgediente Farbwahl, alle südamerikanischen Gefilde in Gelbstich zeigen zu müssen.
Hitman: Codename Mascara
Bei näherer Betrachtung ist Cataleyas Vorgehen eher suboptimal. So tötet sie seit Jahren Bekannte ihres Elternmörders, um diesen aus seinem Versteck zu locken. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Der Killer zieht sich, eingeschüchtert durch die Morde, immer ängstlicher zurück. Wesentlich nachvollziehbarer wäre es, wenn Cataleya absichtlich einen vermeintlichen Fehler begehen würde, um sich somit als Lockvogel zu zeigen. Stattdessen jagt sie eisern den unauffindbar Versteckten - indem sie sich selbst unauffindbar versteckt. Zudem unterzeichnet sie jedes ihrer Opfer mit einem auffälligen Blütensymbol – ausgerechnet dem Symbol einer Orchidee, die ihren überaus seltenen Namen trägt. Erst nach sage und schreibe 22 Morden fällt einem der Cops zufällig auf, das besagter Blumennamen als Personenname im Bekanntenkreis aller bisheriger Opfer registriert ist. Die Schwächen des Films lassen sich an der Schar von Nebendarstellern verdeutlichen, die allesamt entweder zu kurz kommen, belanglos wirken oder einfach nur langweilig erscheinen.
Mentor Cliff Curtis versucht sich an einer Al-Pacino-in-Scarface-Imitation und Michael Vartan lässt völlig vergessen, dass er in fünf Staffeln Alias – Die Agentin bereits schon mal eine Attentäterin zur Freundin hatte. Bad Boys 2-Bösewicht Jordi Molla gibt den Handlanger des gesichtslosen Anführers und auch der verantwortliche Ermittler könnte kaum austauschbarer sein. Auffällig im Vergleich zu anderen Besson-Produktionen ist, dass Colombiana überraschend blutarm ausfällt: Dafür, dass Cataleya unentwegt mordet, sie auch mal mit Zahnbürsten zusticht und Leute von Haien und Kampfhunden zerfleischt werden, wird jede noch so kleine Wunde gezielt versteckt.
Fazit
Christian Mester: Colombiana ist zwar ein routiniert inszenierter, aber auch enttäuschend klischeehafter Actionfilm, der nie merklich spannend, spektakulär oder gar spaßig ausfällt. Alles in allem ist Colombiana ein nur durchschnittlicher Genrebeitrag. Bleibt zu hoffen, dass der vom selben Studio geplante "96 Hours 2" nicht nur rasch folgt sondern wesentlich unterhaltsamer ausfällt.
(Zusammen mit den Kollegen des Filmmagazins bereitsgesehen.de stellt GameStar wöchentlich einen neu im Kino angelaufenen Film vor.)
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