Command & Conquer 4: Tiberian Twilight im Test - Rasante, aber seichte Action-Strategie

Die Tiberium-Saga endet mit ihrem Tiefpunkt. Denn C&C 4: Tiberian Twilight schrumpft im Test der PC-Version zum flotten Fastfood-Strategiespiel ohne viel Tiefgang.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Man muss nicht Command & Conquer 4: Tiberian Twilight spielen, um zu erkennen, dass die Echtzeit-Strategie in der Krise steckt. Dafür reicht ein Blick auf die hiesigen Marktzahlen. Unter den 25 bestverkauften PC-Spielen tummelten sich 2009 nur zwei klassische Echtzeit-Titel, nämlich C&C: Alarmstufe Rot 3, das bereits 2008 erschienen ist, sowie die Collector’s Edition des zwölf Jahre alten Age of Empires. Auf dem strategiescheuen US-Markt dürften die Zahlen noch schlechter ausgefallen sein. Kein Wunder, dass im Entwicklerlager die Alarmglocken schrillen: Herkömmliche Echtzeit-Kost braucht niemand mehr, Innovation muss her! Zumal mit Starcraft 2 ein Koloss naht, gegen den ideenarme Rivalen schneller einzugehen drohen als Zerglinge im Psi-Sturm.

Ergo hetzt der Echtzeit-Trend weg vom Traditionsmuster »Basisbau und Rohstoffernte« hin zum Action-Spektakel, zur Fastfood-Taktik, mitunter auch zu Rollenspiel-Anleihen wie in Dawn of War 2. In diese Kerbe schlägt nun sogar die traditionsreichste aller Echtzeit-Serien, die Tiberium-Saga von Command & Conquer, deren erster Teil anno 1995 überhaupt erst den Genre-Boom lostrat. Der Entwickler EA Los Angeles hat die vierte und letzte Episode Tiberian Twilight rigoros auf Tempo getrimmt, allerdings mit mäßigem Erfolg. Denn C&C 4 bietet zwar ein neuartiges Strategiekonzept, befremdet aber alte Fans und kann zudem spielerisch nicht ganz überzeugen. Heute lesen Sie auf GameStar.de den Test zur Solo-Kampagne, in Kürze finden Sie auch unser Urteil zum Multiplayer-Part auf unserer Website.

Achtung, Online-Zwang: Wer Command & Conquer 4 spielen möchte, muss zuerst einen »EA Account« anlegen, ein Benutzerkonto beim Internet-Dienst von Electronic Arts. An dieses Konto wird Ihre Version von C&C 4 gebunden, sodass es sich nicht mehr ohne Weiteres weiterverkaufen lässt. Bei jedem Spielstart müssen Sie sich online anmelden, auch für die Solo-Kampagne. Falls Sie Ihre Internet-Verbindung während einer Partie kappen, läuft das Spiel zwar weiter, speichert aber gesammelte Erfahrungspunkte nicht mehr.

Die Zwischensequenzen

Weil C&C 4: Tiberian Twilight das Abschlusskapitel der Tiberium-Saga erzählt, hatten die Entwickler im Vorfeld versprochen, in den traditionellen Realfilm-Zwischensequenzen endlich alle offenen Fragen zu klären: Wer ist Kane, der Anführer der Bruderschaft von Nod, wirklich? Und was plant der Glatzkopf? Das wird in C&C 4 tatsächlich beantwortet, doch das Finale enttäuscht auf ganzer Linie.

Die GDI-Befehlshaberin James (links) konfrontiert ihre Vorgesetzten ... Die GDI-Befehlshaberin James (links) konfrontiert ihre Vorgesetzten ...

Zum Beispiel enthüllt Kane seine wahren Absichten lediglich in drögen Monologen. Da könnte er auch das Telefonbuch vorlesen, das wäre ähnlich packend. Noch dazu wirkt der Schluss eher so, als hielte sich EA doch ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen. Wäre ja mal ganz was Neues.

Gut, dramaturgischer Tiefgang zählte noch nie zu den Stärken der C&C-Filmschnipsel, zumal die Schauspieler auch in Tiberian Twilight vor billigen Blinklicht-Kulissen herumhampeln. Zwar hatten die Entwickler beteuert, diesmal ernster zu erzählen. Das äußert sich aber nur darin, dass Kane noch wütender glotzt und die Stets offenbar mit 20-Watt-Glühbirnen beleuchtet werden.

... und Kane konfrontiert Sie mit dem Verbleib »Ihrer« Ehefrau. ... und Kane konfrontiert Sie mit dem Verbleib »Ihrer« Ehefrau.

In der Handlung klaffen Lücken, überdies wirkt sie noch flacher als im Vorgänger, weil die Nebenfiguren blass bleiben. So hat Ihr Charakter, der »Commander«, erstmals eine Ehefrau, deren Rolle sich aber darauf beschränkt, hin und wieder »Liebling, was ist los?« zu kreischen. Einen gewissen Trash-Charme kann man den Videos nicht absprechen, unterm Strich sind sie aber deutlich weniger unterhaltsam als in C&C 3.

Die Kampagne(n)

In der Kampagne schließen Sie sich nach drei Einführungsmissionen entweder der Weltpolizei GDI oder der Bruderschaft von Nod an. Für die Fraktion Ihrer Wahl bestreiten Sie dann sieben weitere Einsätze.

Unsere Nod-Streitmacht ringt um die Kontrolle eines Tiberium-Knotens (Mitte). Der dient jedoch nur als Missionsziel und bringt keine sonstigen Vorteile. Fadenkreuze markieren Einheiten, bei denen unsere angewählten Avatar-Stampfer (eine Einheit der offensiven Spielerklasse) besonders viel Schaden anrichten. Unsere Nod-Streitmacht ringt um die Kontrolle eines Tiberium-Knotens (Mitte). Der dient jedoch nur als Missionsziel und bringt keine sonstigen Vorteile. Fadenkreuze markieren Einheiten, bei denen unsere angewählten Avatar-Stampfer (eine Einheit der offensiven Spielerklasse) besonders viel Schaden anrichten.

Zusammen sind die beiden Feldzüge jedoch nur rund 12 Stunden lang, auch weil einige Missionen schlappe zehn bis 15 Minuten dauern. Doch Moment: nur zwei spielbare Fraktionen? Stimmt, C&C 4 konzentriert sich auf den Konflikt zwischen Nod und GDI, die außerirdischen Scrin tauchen nicht mehr auf. Das ist unlogisch, denn deren Rückkehr wurde bereits im C&C 3-Addon Kanes Rache angedeutet. Immerhin kommen die Vergessenen mal wieder vor, die aus Tiberian Sun bekannten Mutanten. Allerdings spielen sie keine tragende Rolle, sondern dienen bloß als neutrale Füllfeinde. Hier verschenkt C&C 4 eine von vielen Chancen, der Story mehr Tiefgang zu verleihen.

1 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (68)

Kommentare(67)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.