C&C anders verstehen
Nils Neumann glaubt, dass die Stimmung gegenüber Command & Conquer 4 in den letzten Wochen »immer besser« geworden sei. »Die bisher teilweise vorhandene negative Erwartungshaltung löst sich immer weiter auf«, urteilt der Community Manager. Der Spielerschaft, beobachtet Eric Krause von CnC Inside, werde durch die Beta deutlich, »dass C&C 4 trotz der ungeliebten Innovationen noch Spaß macht, wenn auch auf eine neue Art und Weise.«
Dass Tiberian Twilight einen anderen Schwerpunkt haben würde als die bisherigen Serienteile, hatte der Designer Samuel Brass schon bei der Ankündigung betont: »Command & Conquer 4 ist bei weitem das sozialste Echtzeit-Strategiespiel, das wir je produziert haben. Teamwork und Kooperation liegen im Herzen unseres Multiplayer-Designs.« Dass damit auch eine Spielweise in Mehrspieler-Partien notwendig wird, diese Erkenntnis bricht sich langsam in den Beta-Foren Bahn. »Wenn du dich mit deinen Verbündeten koordinieren kannst, wirst du gewinnen«, beschreibt ein Spieler. »C&C 4 benötigt nun Strategie und Können auf der Teamebene statt nur als einzelner Spieler. Der neue Stil legt einen Schwerpunkt auf Kooperation, und mir macht das höllisch Spaß.« Ein anderer sagt: »Ich kann mit den Arena-Modus gut auf den World Cyber Games vorstellen. Wenn man erst mal den Schock überwunden hat, dass das neue System auf 5-gegen-5 ausgelegt ist, dann rockt das Spiel.«
Die Community-Kenner Eric Krause und Nils Neumann nehmen die skeptischen Fan-Meinungen um C&C 4 deshalb eher gelassen. Für Krause sind die Erfahrungen aus der Multiplayer-Beta zwar aufschlussreich, »das treibende Kaufargument wird bei den Fans aber dennoch die Einzelspieler-Kampagne sein, um die Auflösung der Story zu erleben.« »Vor C&C Generäle war die Stimmung ähnlich«, erinnert sich Neumann, »auch hier wurde sehr viel Kritik geäußert. Wenn wir die Leute heute fragen, dann ist Generäle für viele aber eines der besten C&C-Spiele aller Zeiten. Man sieht also, die Stimmung im Vorfeld kann ziemlich täuschen.«
Und der Support?
Dabei berührt gerade der Vergleich mit C&C: Generäle den eigentlichen Kern der Fan-Kritik. Denn viele Serienveteranen ärgern sich darüber, wie Electronic Arts mit der Marke umgeht. Auch C&C: Generäle hat die Reihe modernisiert (allerdings ohne die grundlegende Spielmechanik anzutasten), aber Electronic Arts eröffnete für dieses Experiment einen eigenen Nebenstrang des Universums. Nun findet die Operation am offenen Herzen der Serie statt, im Tiberium-Kosmos. Viele Community-Mitglieder sind frustriert darüber, dass ihnen Command & Conquer 4 als »richtiges« C&C samt GDI und Nod, Kane, Filmszenen und der Weiterführung der Handlung verkauft wird, sie aber gleichzeitig eine komplett umgekrempelte Spielmechanik schlucken sollen. Für solche Experimente, so denken viele, hätte es doch auch ein neuer Ableger getan.
Zudem geht ein Gespenst um, das sowohl Skeptikern als auch Freunden des neuen Spielprinzips Runzeln auf die Stirn schiebt. »Beide Gruppen teilen sich ein Sorgenthema«, erklärt Eric Krause: »Support!« Denn seit Electronic Arts im November 2009 ankündigte, dass das C&C-Team im Zuge der Stellenkürzungen nach der Fertigstellung von C&C 4 aufgelöst wird, fragen sich die Spieler, wie ernst es EA wohl mit der Pflege des Titels meint. »Wie es mit diesem Punkt nach der Veröffentlichung aussehen wird, weiß niemand so richtig«, sagt Krause. Dabei wissen leidgeplagte C&C-Veteranen, dass bislang noch jeder Titel der Serie in Sachen Multiplayer-Balance anfangs kräftig knarzte. Selbst wenn Tiberian Twilight sofort tadellos laufen sollte, brauchen langfristig erfolgreiche Spiele gelegentliche Nachbesserungen. Und die Ranglisten-Server müssen am Netz bleiben.
Trotz aller Bedenken dürften beide Gruppen, Kritiker wie Befürworter, der Veröffentlichung von Command & Conquer 4 am 18. März gespannt entgegensehen. Durchaus möglich, dass Electronic Arts mit dem runderneuerten C&C auf die Nase fällt. Andererseits könnte der Schritt für die Spieleindustrie »eventuell wegweisend« sein, wie Eric Krause vermutet. »Wenn ein für Gelegenheitsspieler ausgelegtes Strategiespiel, wie C&C 4 es ist, Erfolg haben sollte, dann werden wir in diesem Marktsegment sicherlich sehr viel Bewegung erleben. Dann wäre C&C 4 wie damals mit dem ersten Teil wieder ein Pionier. Letztendlich muss sich also zeigen, ob der in anderen Genres erfolgte Umbruch hin zum Casual-Game auch für den Strategiemarkt machbar ist.«
» Video: Die Geschichte der C&C-Spiele
» Betakey-Verlosung für C&C 4: Tiberian Twilight
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