Computerspiele machen süchtig - Charité untersuchte »exzessive Spieler«

Eigentlich könne man Kindern »gleich noch eine Flasche Schnaps« neben den Computer stellen, polemisierte die Berliner Zeitung vergangenen Freitag, denn: »Von Computerspielen geht ein ähnlich hohes Suchtrisiko wie von Alkohol oder auch Cannabis aus.« Anlass für diesen und ähnliche Artikel war eine dpa-Meldung über eine vor Kurzem veröffentlichte Studie einer interdisziplinären Suchtforschungsgruppe der Berliner Charité. Deren Ergebnis: Computerspiele können süchtig machen.

Die Forscher maßen die Hirnströme von 15 Gelegenheitsspielern und 15 »exzessiven Spielern«. Die Vielspieler reagierten positiver auf gezeigte Spielszenen und waren weniger anfällig für Schreckreaktionen. »Es ist frappierend, wie sehr sich die Verhaltensmuster von Alkoholabhängigen und pathologischen Computerspielern ähneln«, sagte Ralf Thalemann, einer der der Studien-Initiatoren. Bei ihrer Definition von Sucht stützen sich die Forscher auf die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO:

unstillbares Verlangen Kontrollverlust über Häufigkeit und Dauer Erhöhung der Dosis Entzugserscheinungen Vernachlässigung anderer Interessen und Verpflichtungen andauerndes Suchtverhalten trotz schädlicher Folgen

Sobald drei der sechs Kriterien diagnostiziert werden, spricht die WHO von Suchtverhalten. Das treffe auf Vielspieler zu, so die Charité-Studie. »Bei Spielsüchtigen wird dasselbe Belohnungssystem über den körpereigenen Botenstoff Dopamin aktiviert wie bei anderen Abhängigen«, erklärte Thalemann.

In einer zweiten Studie befragte die Charité gemeinsam mit der Internet-Spieleseite Krawall.de 7.000 Spieler zu Ihren Spielverhalten. Demnach zeigten 11,9 Prozent der Teilnehmer süchtiges Spielverhalten. »Wir fanden aber keinen Hinweis, dass exzessives Computerspielen besonders aggressiv macht«, schränkt die Studienmitarbeiterin Sabine Grüsser ein. Ihr Kollege Thalemann, der sich im Krawall-Interview ausführlich zu den Studienergebnissen äußert, fand tröstende Worte anderer Art: Mit einer Therapie könne Spielsüchtigen zu einem maßvollen Umgang mit dem Medium verholfen werden.

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