Der Test von Contrast erinnert uns an die Ängste, die uns im Kindesalter plagten: Fiese Monster warteten unter dem Bett, seltsame Schatten tanzten über karg beleuchtete Zimmerwände. Doch die neunjährige Hauptfigur Didi ist in ihrem jungen Alter wesentlich selbstbewusster als unsereins und kann darüber nur lachen. Statt die Decke vor Furcht über den Kopf zu ziehen, freundet sie sich lieber mit der unsichtbaren Schattenakrobatin Dawn an.
Die ältere Dawn wird von uns mit Tastatur oder Gamepad durch eine surreale, von Schatten durchtränkte Film-Noir-Welt im 20er-Jahre-Stil gesteuert, sie darf sich selbst in einen Schatten verwandeln und Objekte so verschieben, dass sie deren Schatten erklimmen und so Abgründe überbrücken kann. Mit diesen Fähigkeiten hilft sie Didi nicht nur beim Erkunden, sondern vor allem als emotionale Stütze.
Das kleine Mädchen ist zwar sonst recht furchtlos, hat aber mit psychologisch wesentlich tiefer sitzenden Problemen zu kämpfen: Ihre Eltern haben sich getrennt und sie muss ohne Vaterrolle aufwachsen. Mit Dawns Hilfe versucht Didi in Contrast, die komplexe Erwachsenenwelt zu verstehen, die Beziehung ihrer Eltern zu reparieren und Licht ins Dunkel der Familiengeheimnisse zu bringen.
Wo kaufen?
Contrast ist als Packungsversion im Handel sowie als digitaler Download bei Valves Online-Plattform Steam erhältlich. Einmal aktiviert, ist das Spiel dauerhaft mit Ihrem Konto verknüpft, kann also nicht mehr weiterverkauft werden.
Deus Ex Schattina
Was nach einem vielversprechenden Plot klingt, fällt jedoch schnell in sich zusammen. Dabei wollten wir Contrast eigentlich dafür loben, sich dem bislang in Spielen unterbesetzten Trennungs- und Kindheitstrauma-Thema anzunehmen. Aber Theorie ist leider nicht gleich Praxis: Die Geschichte zwischen Didis Eltern Kat und Johnny bleibt durchweg vorhersehbar.
Wo Spielfläche für Twists, moralische Entscheidungen und ein glaubwürdiges Trauma gewesen wäre, greifen Compulsion Games ihre Geschichte nur mit der Kneifzange an und erfinden einen Plot, der das Spiel vorantreibt, aber im Rahmen der Welt selten Sinn ergibt.
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So kann Didi aus heiterem Himmel die verschlossene Tür eines Kinos knacken, obwohl sie vorher noch ihre Probleme damit hatte, Sachen zu reparieren. Kurz darauf huscht sie durch den Spalt einer weiteren Tür, nur um die wesentlich schmalere Dawn auf eine Schatten-Kletterpartie durch das Treppenhaus zu schicken. Was hier bitter nötig ist, um einen Gameplay-Moment zu schaffen, haut gutem Design und glaubwürdigem Szenario mit der blanken Faust ins Gesicht.
Dabei glauben wir für einen kurzen Moment, uns doch noch in der Geschichte verlieren zu können, wenn wir den guten, englischsprachigen Sprechern lauschen. Teale Bishopric klingt als Didi mal verspielt, mal sarkastisch und immer lebendig - kann ihr Potential aber aufgrund der krampfig geschriebenen Dialoge kaum ausschöpfen.
Das ist schade, denn es nimmt sämtlichen Nebencharakteren die dringend notwendige Chance auf Charaktertiefe, die sie nur durch ihre Stimme schaffen können - sie tauchen in Contrast nämlich lediglich als wortwörtlich platte Schattenfiguren auf.
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