Steam - Valve gibt nach, verbietet Glücksspiel mit Skins von CS:GO

Entwickler Valve verbietet das Glücksspiel: Nach dem Skandal um Counter-Strike: Global Offensive will das US-Entwicklerteam kein Missbrauch für Waffenskins sehen. Man habe nichts mit dem Profit dieser Webseiten zu tun, das Treiben wird ab sofort unterbunden.

Kein Glücksspiel mehr mit Skins von Counter-Strike: Global Offensive. Valve geht offiziell gegen das Treiben vor, Betreiber erhalten wohl aber eine Gnadenfrist. Kein Glücksspiel mehr mit Skins von Counter-Strike: Global Offensive. Valve geht offiziell gegen das Treiben vor, Betreiber erhalten wohl aber eine Gnadenfrist.

Valve geht offiziell gegen Glücksspiel vor. Das teilt das Unternehmen hinter Steam und Counter-Strike: Global Offensive offiziell mit, die Nachricht stammt vom Valve-Mitarbeiter Erik Johnson. Valve sieht sich derzeit mit mehreren Gerichtsprozessen konfrontiert, es geht um Zivilklagen wegen Glücksspiels.

Unterhalb haben wir Johnsons Nachricht übersetzt, das englische Original zum Glücksspiel in CS:GO findet sich auf Steam.

Das Valve-Statement im vollen Wortlaut:

"2011 haben wir ein Feature hinzugefügt, das Spielern den Handel mit Ingame-Gegenstände erlaubt. Damit sollen Spieler einfacher an Gegenstände in Ingame-Warenkreisläufen kommen.

Seitdem haben einige Glücksspiel-Seiten das Steam Handelssystem ausgenutzt, und es gibt falsche Vermutungen über unsere Zusammenarbeit mit diesen Seiten. Wir möchten klarstellen, dass wir keine geschäftlichen Beziehungen mit diesen Seiten unterhalten. Wir haben niemals einen Gewinn von diesen Seiten bezogen. Und Steam hat kein System, um Ingame-Gegenstände in irgendeine Echtgeld-Währung umzuwandeln.

Diese Webseiten haben ihr Unternehmen grundsätzlich auf zweifache Weise aufgebaut: Erstens nutzen sie die OpenID API, um den Besitz von Items und Steam-Accounts zu verifizieren. Jegliche andere Information, die sie über Steam-Accounts erhalten, wird entweder manuell vom Benutzer mitgeteilt, oder wird durch das Steam-Benutzerprofil mitgeteilt (wenn das Profil öffentlich gemacht wurde). Zweitens haben sie automatisierte Steam-Konten erschaffen, die dieselben Funktionen aufrufen, wie es auch einzelne Steam-Benutzer tun.

Die OpenID API zu benutzen, um Glücksspiel über dieselben Funktionen zu betreiben, die auch Steam-Nutzer verwenden, wird weder über unsere API erlaubt, noch über unsere Nutzerbestimmungen. Wir werden Mitteilungen an diese Webseiten verschicken, damit sie ihr Geschäft über Steam einstellen, und werden bei Bedarf weitere Schritte prüfen. Nutzer sollten diese Informationen bedenken, wenn sie ihr Ingame-Inventar nutzen um Handeln.

Erik Johnson"

Einige Punkte sollten besonders herausgestellt werden, die Valve in der Mitteilung nicht anspricht oder nur indirekt erwähnt.

Folgende Punkte bleiben relevant

  • Es wird CS:GO, beziehungsweise Counter-Strike: Global Offensive, noch nicht einmal erwähnt. Der Glücksspielmarkt bezieht sich auf Valves Shooter, es ist klar, worum es sich im Statement handelt. Die Meldung selbst wurde unter der Rubrik »Alle Spiele« veröffentlicht.
  • »Wir haben keinen Gewinn von diesen Seiten erhalten«. Das klingt nicht mehr nach einer Entschuldigung von Valve, sondern nach einer Ansprache durch die Anwälte. Valve behauptet klar, dass man nicht vom Glücksspiel profitiere. Das ist vor allem für die beiden laufenden Zivilklagen relevant, die einen Profit unterstellen.
  • »Steam hat kein System, um Ingame-Gegenstände in irgendeine Echtgeld-Währung umzuwandeln«. Ebenfalls ein rechtlich relevanter Satz. Es gab in der amerikanischen Rechtsprechung bisher keinen exakt vergleichbaren Fall wie das Glücksspiel mit CS:GO-Skins. Alle relevanten Gaming-Zivilklagen liefen darauf hinaus, dass Geld nach der Verwendung für Spiele »verbraucht ist«. Solange es keine Möglichkeit der Auszahlung gibt, handelt es sich um »Spielgeld«. So entschied ein Gericht im Fall »Mason gegen Machine Zone«, es ging um die Glücksspiel-Komponente beim Titel Game of War.
  • Sollte ein Gericht beim Zusammenhang zwischen Echtgeld und Ingame-Gegenständen anders entscheiden, würde ein neuer Präzedenzfall geschaffen. Es geht nicht nur um diesen Zusammenhang allein, sondern auch um das Glücksspiel: Inoffiziell fungieren Skins als Casinochips. Die Chips haben einen echten, relevanten Geldwert laut US-Gesetz, Skins bisher nicht. Würde ein Gericht einen Zusammenhang sehen, geht es nicht nur um den Steam-Markt, sondern auch um Werteinheiten beim Glücksspiel.
  • Auch der Hinweis auf die Informationsfreigabe ist rechtlich relevant: Der Spieler ist laut Valve selbst schuld, wenn er Profildaten aktiv weitergibt. Nur weil OpenID API die Möglichkeit zur Informationsfreigabe gibt, haftet Valve selbst nicht automatisch. Die Verantwortung trägt demnach der Nutzer.
  • Die »automatisierten Nutzerkonten« reißt Valve nur an, verbietet sie aber auch im Statement. Gemeint sind Bots, auch wenn es nicht explizit so geschrieben steht. Bots werden für Skin-Handelsseiten, Glücksspielseiten und Wettseiten zwingend benötigt, um die Menge an tausenden Skins und Transaktionen im Sekundentakt zu organisieren. Sie sind nicht erst seit dem Statement, sondern seit der Einführung Steams durch die von Valve aufgestellten Nutzungsbedingungen verboten. Siehe der letzte Satz unter Absatz vier. In diesem Punkt haben Wett- und Glückspielseiten seit ihrer Existenz gegen Valves Nutzerbedingungen verstoßen, auch wenn das US-Unternehmen bis heute nichts aktiv gegen Bots getan hat.
  • Laut dem letzten Absatz wird Valve nicht sofort das Glücksspiel zerschlagen, sondern fordert die Anbieter, ihr Gewerbe unverzüglich einzustellen. Das bedeutet zwischen den Zeilen eine Gnadenfrist, die Community vermutet bereits eine Supergau oder einen Marktzusammenbruch, solange die Dienste noch Spielraum haben. Dabei handelt es sich aber um schlichte Vermutungen, die tatsächlichen Konsequenzen sind nicht abschätzbar. Keine Vermutungen, sondern Fakt: Weitere Schritte behalte sich Valve vor, auch gegen einzelne Nutzer. Gemeint sind keine Betreiber, sondern die Nutzer dieser Dienste - die Spieler.

Vorsicht: Webseiten schließen bereits Transaktionsmarkt

Zum Zeitpunkt des Artikels geht es schon los: Die Glücksspielseite CSGO Wild hat den Preis für die Auszahlung von CS:GO-Skins bereits vervierfacht. Das macht es unattraktiver, sich bisherige Gewinne auszahlen zu lassen - wahrscheinlich ist sogar ein Verlust beim derzeitigen Kurswert. CSGO Wild ist ein Glücksspielanbieter, bei dem Nutzer Waffenskins für Roulette, Münzwurf und ähnliche Spiele wetten und gewinnen können. Laut Twitter handelt es sich um ein technisches Problem:

Link zum Twitter-Inhalt

Einige Nutzer vermuten aber ein aktives Stören durch den Wettanbieter, auch wenn sich das nicht beweisen lässt. Die Glücksspiel-Seite CSGODouble (Roulette) hat bereits direkt aufgegeben, ein Statement findet sich auf der offiziellen Webseite. Auch wenn der Button-Text ein albernes Meme aus Call of Duty ist: Die Konsequenzen sind absolut ernstzunehmen.

Hintergründe

All dies dürfte auf die erst kürzlich eingereichten Klagen gegen Valve zurückzuführen sein. Bei den zwei Sammelklagen geht es um Glücksspiel in Counter-Strike: Global Offensive. Ein Skandal zum Thema wurde erst kürzlich aufgedeckt: YouTuber Tmartn und ProSyndicate wurden von der Glücksspielseite »CSGO Lotto« nicht einfach gesponsert, die beiden YouTuber besitzen das Portal. Tmartn hatte nach einer Entdeckung des Falls noch behauptet, dass er CSGO Lotto übernommen hatte. Laut offiziellen Papieren hatte Tmartn das Glücksspiel-Unternehmen aber als Präsident gegründet und die Unterlagen persönlich eingereicht.

Wir werden in Kürze den Markt, den Skandal und den rechtliche Hintergrund in einem umfassenden Hintergrund-Artikel beleuchten. Mit den Neuigkeiten verschiebt sich die Veröffentlichung. Vorab veröffentlichten wir ein Video zu den jüngsten Ereignissen, auf das wir explizit auf GameStar.de hinweisen werden.

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