Dark Fall: Lost Souls im Test - Warum der Inspektor soff

Jaja, Renderadventures gibt es noch. Dark Fall 3 ist wie ein Trip ins Museum. In doppelter Hinsicht.

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Während seiner Studienzeit saß der Engländer Jonathan Boakes viel in Zügen. Man merkt’s seinen Adventures an: Dark Fall (2001) beginnt in einem Bahnhof, Lost Crown (2009) beginnt in einem Bahnhof, und nun raten Sie mal, wo Dark Fall: Lost Souls startet - da kommen Sie nie drauf! Na gut, es ist ein Bahnhof. Lost Souls ist der dritte Teil der Gruselserie Dark Fall, deren erste zwei Episoden sich durch sehr atmosphärisches Design, aber extrem spröde Spielmechanik auszeichneten. Dark Fall 3 reiht sich nahtlos ein.

Schöne Atmosphäre

Der Bahnhof, um den es in Dark Fall: Lost Souls geht, ist nicht irgendein Bahnhof: Es ist der gleiche wie aus dem ersten Dark Fall, die fiktive Station Dowerton. Man mag das ideenlos finden, Serienfans freuen sich aber über das Wiedersehen, zumal der Spielablauf komplett neu ist. Sie schlüpfen in die Rolle eines namenlosen Ex-Polizeiinspektors, nun ein abgewrackter Säufer, der im verfallenen Dowerton nach der Lösung eines nie aufgeklärten Falls sucht.

Die Schauplätze sind sehr stimmungsvoll gestaltet. Die Schauplätze sind sehr stimmungsvoll gestaltet.

Bahnhof und Hotel stehen seit den 1940er-Jahren leer, darin spuken Geister. Das Klicken durch diese Kulisse gleicht einem nächtlichen Trip in ein heruntergekommenes (und reichlich morbides) Museum: Lost Souls stopft jeden Raum voll mit authentischen Details, von verblassten Plakaten bis zu kleinteiligem Gerümpel, alten Dokumenten bis zu zeitgenössischen Apparaten. So wird das Stöbern in den schummrig ausgeleuchteten Kuriositätenkabinetten zur motivierenden Entdeckungsreise, zumal es viel aufzusammeln gibt, denn Dark Fall 3 füllt das Inventar reichlich. Trotzdem bleiben die Gegenstandskombinationen naheliegend, mehr Gripseinsatz fließt in die solide gestalteten, wenn auch nicht übermäßig originellen Logikrätsel: Zahlencodes zusammentragen, Leiterbahnen legen, Dampfdruck über Ventile einpegeln.

Schreckliche Steuerung

Dass Dark Fall: Lost Souls ein Render-Adventure alter Schule ist, merkt man nicht nur am (serientypischen) Zwang, alle Hinweise von Hand zu notieren. Auch die Technik ist angestaubt.

Über die Hinweise für die Logikrätsel müssen Sie selbst Buch führen. Über die Hinweise für die Logikrätsel müssen Sie selbst Buch führen.

Dabei stört noch nicht mal sonderlich, dass man sich in Myst-Stil durch vorberechnete 360-Grad-Panoramen bewegt -- das ist (wenn auch antiquierter) Genrestandard. Viel mehr nervt, dass man sich nicht frei umsehen kann, sondern in quälend lahmen Drehanimationen schrittweise voranklicken muss. Das drosselt das Spieltempo auf Schneckenniveau. Mit den hübschen Renderräumen und einer passgenau eingesetzten, beklemmenden Soundkulisse hat Lost Souls sein Inszenierungspulver dann auch schon verschossen. Die Welt bleibt steril und leblos, die seltenen Geister sind steif animiert, Charakterinteraktion gibt es kaum. Warum der seltsame Inspektor ausgerechnet jetzt auf dem düsteren Bahnhof herumgurkt, bleibt ein großes Fragezeichen, und seine deutsche Stimme ist die schlechteste Vertonung seit den Zeiten, in denen für die hastig eingesprochenen deutschen Dialoge mal eben der Hausmeister vors Billigmikro gezerrt wurde. Zum Glück sagt er nicht viel. Das passt zur dünnen, arg aufgesetzten Handlung von Dark Fall 3: die hat mehr Löcher als Mr. Boakes Studententicket für die Bahn.

Dark Fall 3: Lost Souls - Screenshots ansehen

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