Seite 3: Das Schwarze Auge: Demonicon - Das deutsche The Witcher

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Kein Schwarz, kein Weiß

Demonicon erzeugt auf diese Weise eine beklemmende Atmosphäre, unterstrichen von betont erwachsenen und teils kontroversen (Tabu-)Themen wie eben Kannibalismus oder sexueller Selbstbestimmung.

Im Gegensatz zu Mass Effect verzichten die Entwickler dabei konsequent auf ein Reputations-System. Das, so sagt uns Eric Jannot, ergäbe schlicht keinen Sinn in einer Welt, die kein Schwarz kennt und kein Weiß, sondern nur verschiedene Grautöne. Stattdessen soll uns Demonicon unmittelbar mit den Konsequenzen unserer Entscheidungen konfrontieren. Entweder direkt in der Spielwelt oder in kurzen, gezeichneten Erzählsequenzen wie im ersten The Witcher. Eines der simplen Zeichentrick-Filmchen haben wir bereits gesehen und für okay, wenn auch sehr minimalistisch und unspektakulär befunden. Ein handfestes Beispiel für den direkten spielerischen Einfluss unserer Handlungen hingegen konnten wir noch nicht selbst spielen.

(Noch) schwache Technik

Überhaupt beschränkt sich der spielerische Teil unseres Schattenlande-Besuchs weitgehend auf den ersten Akt und die Tunnel unter dem Molchenberg.

Als ob das Leben in den Schattenlanden nicht schon schlimm genug wäre, ist in den Sümpfen eine mysteriöse Seuche ausgebrochen. Als ob das Leben in den Schattenlanden nicht schon schlimm genug wäre, ist in den Sümpfen eine mysteriöse Seuche ausgebrochen.

Weitere Schauplätze wie beispielsweise ein Sumpfgebiet, eine eindrucksvolle Tempel-Anlage im grell-weißen Elfenbeinturm-Stil oder die Stadt Warunk selbst wurden uns zwar vorgeführt, befinden sich momentan aber noch mitten im Designprozess und sind demnach nicht mit Quests, NPCs und Monstern gefüllt. Wir rechnen daher mit einem Verkaufsstart gegen Ende 2012 -- zumal auch optisch noch eine Menge Arbeit wartet. Das Potenzial der Trinigy-Engine blitzt im aktuellen Stadium zwar immer mal wieder auf, allerdings wirkt das Gespielte und Gezeigte generell noch recht detailarm und ist momentan nur rudimentär beleuchtet.

Für eine frühe Version ist das vollkommen normal und soll nicht als Kritik missverstanden werden; die Charaktermodelle indes müssen wir kritisieren, denn die wurden uns von Eric Jannot auf Nachfrage explizit als fertig bestätigt und hinken dem aktuellen Standard leider deutlich hinterher. Besonders Held Cairon macht einen blassen, teils hölzernen und damit letztlich beliebigen Eindruck. An dieser Stelle also sollten Jannot und sein Team unbedingt nachbessern und sich dabei vielleicht an Commander Shepard (Mass Effect) oder Geralt von Riva (The Witcher) orientieren -- beide Konkurrenz-Figuren haben eine »Bühnen-Präsenz«, die Cairon und Co. momentan leider noch fehlt.

Gemischte Gefühle

Uneingeschränkt begeistert fällt unser erster Abstecher in die Welt von Demonicon also nicht aus. Wohl aber optimistisch, weil die Erzählung rund wirkt, das wunderbar unverbrauchte Szenario streckenweise Erinnerungen an Planescape: Tormentweckt und die moralische Ambivalenz -- zumindest in den von uns selbst gespielten Passagen -- prima umgesetzt ist. Außerdem vermeidet Demonicon den Kardinalfehler einer Lizenz-Umsetzung konsequent: Wir brauchen tatsächlich keine DSA-Vorkenntnisse, um uns in der Spielwelt zurechtzufinden.

Wenn er die Kombo-Anzeige rechts hochjagt, entzieht Cairon seinen Feinden Essenzen und heilt sich. Wenn er die Kombo-Anzeige rechts hochjagt, entzieht Cairon seinen Feinden Essenzen und heilt sich.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Entwickler bewusst auf komplexe Talent-Würfeleien der Marke »mach mal eine W20-Probe auf Klugheit« verzichten und stattdessen (wieder ist Mass Effect das Vorbild) mit Schwellenwerten arbeiten. Wenn wir unseren Gesprächspartner beispielsweise überreden wollen, brauchen wir dazu einfach einen Talentwert von X, die Würfelei fällt weg. Demonicon beschreitet also Neuland: Ein DSA-Titel für Spieler, die bei Pen&Paper eigentlich dankend abwinken? Ein deutsches Rollenspiel, das es in Sachen Erzählung mit Bioware und CD Projekt aufnehmen will? Das muss doch eigentlich schiefgehen - oder?

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