DCS: A-10C Warthog im Test - Das ist Hardcore

DCS: A-10C Warthog brilliert als technische Simulation, hat aber kaum noch etwas mit einem Spiel zu tun. Ein Fest für Technikfreaks, Durchschnittsspieler bleiben außen vor.

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Stell dir vor, du stehst im Hangar und hast keine Ahnung, wie du deinen Kampfflieger auf die Rollbahn bekommst. Das ist so ziemlich der erste Gedanke, der einen durchfährt, wenn man DCS: A-10C Warthogdas erste Mal startet. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich die neue Simulation der Macher von DCS: Black Shark, einer Hubschraubersimulation aus dem Jahr 2009 und Auftakt der Digital Combat Simulation-Serie. Entwickelt wird die Reihe vom überwiegend russischen Team bei Eagle Dynamics, die bekannt für ihre technisch akkuraten Simulationen sind. Noch im letzten Jahrtausend setzte ihr Erstling FlankerMaßstäbe im Bereich Komplexität.

Gleichzeitig hatten die Herrschaften schon immer eine Neigung dazu, ihre hochdetaillierten Simulationen möglichst unzugänglich zu gestalten. Mit der Simulation des Panzerjäger-Flugzeugs A-10C, wegen seines hässlichen Äußeren liebevoll »Warzenschwein« (Warthog) genannt, hat das Eagle-Dynamics-Team die eigene Messlatte wieder ein Stück höher gesetzt. Sowohl was die Komplexität angeht, als auch die Unzugänglichkeit.

Ohne Stick kein Start

Wer im Cockpit der A-10 Warthog Platz nehmen möchte, sollte einen HOTAS-tauglichen Joystick besitzen. HOTAS steht für Hands On Throttle And Stick und bedeutet, dass man einen Flightstick mit Richtungsknopf und Schubsteuerung besitzt. Nur so lässt sich die Unmenge an Eingabemöglichkeiten halbwegs beherrschen, denn schon allein der Start der A10 ist eine echte Herausforderung.

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Beim Blick im Cockpit finden sich gefühlte Myriaden von Schaltern, Knöpfen, Reglern und Hebeln jeder Größe, die - und das wurde noch nie irgendwo so konsequent wie hier umgesetzt - allesamt mit der Maus bedienbar sind. Dieses Wissen hilft aber weder dem geübten Profi noch dem völlig überforderten Einsteiger. Wer abheben will, muss auf jeden Fall gut 400 Seiten des 700seitigen Handbuchs durchackern, das dem Programm als PDF-Datei beiliegt - oder man schaut die Tutorial-Videos auf Youtube. Allein das Hochfahren sämtlicher Systeme erfordert zehn Minuten und gut 50 Positonen von Schaltern und Anzeigen, die zu kontrollieren sind. Dabei ist man dann noch nicht mal aus dem Hangar rausgerollt.

Erst lesen, dann fliegen

Wer sich nicht hier schon frustriert verabschiedet, sondern sich durch das durchaus gut zu lesende Handbuch pfriemelt, wird mit dem Aha-Gefühl beim ersten Start belohnt, nachdem man eine mehrseitige Checkliste aus dem Manual abgearbeitet hat. Ein wenig Hilfe geben eine Handvoll Übungsmissionen, die die Grundlagen für versierte Experten kurz und knapp erläutern. Und auch wenn diese interaktiven Tutorials deutlich nützlicher ausfallen als noch bei DCS: Black Shark gilt: Auf ungeduldige Einsteiger nimmt das Spiel keine Rücksicht.

Über den Kampagneneditor bastelt man sich schnell einen neuen Feldzug, sei der politische Hintergrund noch so albern. Über den Kampagneneditor bastelt man sich schnell einen neuen Feldzug, sei der politische Hintergrund noch so albern.

Dabei beginnt die Lernkurve gerade erst. Denn bislang weiß man ja noch nicht, wie man Feinde ortet, Waffen auswählt, in den richtigen Modus schaltet und sie dann auch noch korrekt auslöst. Auch hier hilft nur fleißiges Handbuchstudium weiter, einige Abende braucht auch der erfahrene Simulationsspieler, bis er die Grundlagen richtig verstanden hat. Ein Beispiel: Um die theoretisch problemlosen, weil selbst zielsuchenden Maverick-Raketen anzufeuern, benötigt man inklusive Master Switch zehn Einstellungen, bevor das Ziel anvisiert und die Rakete abschussbereit ist. Lasergeleitete Bomben benötigen stolze 16 Schalteränderungen.

Aber irgendwann ist es dann soweit: Die Standards sind erlernt, die Finessen können noch warten und der erste Feindflug wird absolviert. Wie von Eagle Dynamics bekannt dient wieder der Kaukasus als Einsatzgebiet, drei fiktive Kampagnen sind dort angesiedelt. Dabei fliegt man im Prinzip immer auf US-Seite und kämpft gegen russische Truppen, mal um Georgien zu Hilfe zu eilen, mal im offenen Konflikt USA gegen Russland. Schade: Diese Feldzüge bleiben komplett statisch, es werden also nur vorgegebene Missionen nacheinander abgeflogen. Dynamische Missionen, in denen der Spieler den Ablauf des Feldzugs wie im legendären Falcon 4.0 beeinflusst, gibt es nicht.

Cockpit: Links Ein Rundumblick im Cockpit, das Herz des Warzenschweins. Links im Cockpit sind die Gashebel gut zu erkennen. Alle Knöpfe können mit der Maus bedient werden.

Cockpit: Mitte Sehr gut im Blick: die beiden Multifunktionsdisplay, Steuerknüppel und die Navigationsinstrumente.

Cockpit: Rechts Ein Blick nach rechts unten zeigt den Kameramonitor, auf dem zum Beispiel die durchgeschliffenen Ziele der Maverick angezeigt werden.

Zudem sind die Missionen wenig aufregend, obwohl das Spiel sie spannend formuliert. So sollen Rettungshubschrauber bewacht oder der Vormarsch gegnerischer Verbände verzögert werden. Im Endeffekt fliegt man aber doch einfach die vorgegebenen Wegpunkte ab und zerstört die Missionsziele. Das sind meist Panzer oder Feindflieger. Überraschungen wie neue Missionsziele oder sich verändernde Gesamtsituationen kommen dabei nicht vor.

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