Die Hamburger Adventure-Spezialisten von Daedalic Entertainment (Edna bricht aus, The Whispered World) stehen nicht im Verdacht Schrott-Adventures zu produzieren, ganz im Gegenteil. Doch genau so eines ist mit Deponiaderzeit in der Entwicklung. Der Held des Spiels, Rufus, lebt nämlich auf einem Planeten, der komplett als Müllhalde und Schrottplatz dient. Nur eine kleine elitäre Oberschicht kann es sich leisten, in den oberen Schichten der Atmosphäre in der Wolkenstadt »Elysium« ein angenehmes und sauberes Leben zu führen.
Dorthin zu gelangen ist der Traum des Erfinders Rufus, dessen Charakter von maßloser Selbstüberschätzung geprägt ist. Verachtet von seiner Ex-Freundin und belächelt von sämtlichen Planetenbewohnern stolpert er durch ein hervorragend gezeichnetes und mit großem Aufwand animiertes Zeichentrick-Adventure. Wir konnten Deponia bei den Entwicklern vor Ort erstmals anspielen.
Der Stil: Handarbeit
Ganz wie die Adventures The Whispered Worldoder A New Beginningzeichnet sich auch Deponia durch seinen handgemalten, auf Konturlinien ausgelegten, Look aus. Vor sehr stilsicher gezeichneten und detailverliebten Hintergründen agieren von Hand gestaltete Figuren, die aufwändig wie in einer Zeichentrickproduktion Bild für Bild animiert werden. In unzähligen Einzelschritten entstehen so glaubwürdige Bewegungen und Gesichts-Mimiken.
Um bei den Sprechanimationen sogar die Lippensynchronität zu gewährleisten, werden die bereits von professionellen Synchronsprechern eingesprochenen Texte, per Analyse-Software ausgelesen. Diese weist dann Laut- und Vokalgruppen die entsprechenden Lippenanimationen zu. Bei Nahaufnahmen in Dialogen hilft dann aber auch alle Software nichts, hier muss dann ein Animator trotzdem Hand anlegen, um die Illusion des Sprechvorgangs aufrecht zu erhalten. Untermalt wird das Spiel von einem wunderbar passenden Industrial-Soundtrack, der teils auf echten Schrottteilen und Müll eingespielt wurde.
Die Charaktere: Frauen sind Nasenlos
Während sich A New Beginning darum bemühte, die Menschen innerhalb des Comicstils möglichst realitätsnah darzustellen, so wählt Deponia den abstrahierteren Weg wie in The Whispered World oder Edna bricht aus. Dieser reduziert die Gesichter auf die allernötigsten Gesichtsmerkmale. Das geht sogar so weit, dass die Entwickler wie schon bei Harveys neue Augen bei weiblichen Figuren konsequent auf Nasen verzichten. Lapidarer Entwickler-Kommentar dazu: »Nasen sind für die Mimik unwichtig«. Und tatsächlich, wir vermissen die Riecher beim Anspielen auch nicht.
So kommt die total verächtliche Attitüde von Rufus Exfreundin allein schon durch ihre Haltung, Charakterzeichnung und vor allem die Stimmmodulation hervorragend rüber. Kein Zweifel: Dieses Frau hat nichts mehr für ihren Ex übrig. Was da einmal an positiven Gefühlen war oder gewesen sein muss, hat sich nun ins totale Gegenteil verkehrt. Die Figur redet und agiert glaubwürdig, ergo funktioniert sie auch ohne Nase.
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