Seite 3: Deus Ex: Mankind Divided im Test - Das Gegenteil von Human Revolution

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Üppige Spielzeit, spärliche Dramaturgie

Wer den ersten Trailer zu Mankind Divided gesehen hat, kennt bereits den Schurken der Story. Der Kerl bleibt noch blasser als Namir in Human Revolution, das Spiel gibt uns auch keine zusätzlichen Strippenzieher wie im Vorgänger. Zu Beginn der Kampagne waren wir uns so sicher, dass Mankind Divided ein neues Meisterwerk wird: Der Auftakt in Dubai ist toll inszeniert, macht Lust auf mehr, die Prämisse mit Doppelagent Jensen klingt spannend, und unsere ersten Ausflüge nach Prag beeindrucken uns, denn eine so detaillierte und umfangreiche Hub-Welt gab es noch nie in einem Deus Ex. Als wir dann nach 17 Stunden Spielzeit immer noch nicht aus dieser ersten Hub-Welt raus waren, begannen die ersten Zweifel. Und sie wurden bis zum abrupten Finale nur noch größer. Insgesamt haben wir für die Kampagne knapp 21 Stunden gebraucht, vier davon verbrachten wir in neuen Schauplätzen, den Rest beim Erkunden und Infiltrieren diverser Locations in Prag.

Das alles entpuppt sich als großer Bruch mit der serientypischen Struktur, die in erster Linie die Hauptstory als Motivation des Spielers inszeniert - und Nebenquests links und rechts dranpappt. Mankind Divided macht das umgekehrt. Prinzipiell spricht nichts gegen frischen Wind, allerdings erreicht es erzählerisch einfach nicht das Niveau der Vorgänger. Es gibt keine wirklichen Höhepunkte, keine Überraschungen oder Wendungen. Und nur einen einzigen Bosskampf. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, wie atmosphärisch und lebendig Prag inszeniert wird. An allen Ecken und Enden passieren interessante Dinge: Wir erkunden die Stadt, stoßen beispielsweise in der Kanalisation auf einige Drohnen, die Unschuldige erschießen. Beim Durchstöbern der Leichen entdecken wir einen NPC mit Namen, laden neu, versuchen in Windeseile, die Leute zu retten. Und siehe da: Wenn uns das gelingt, belohnt uns das Spiel tatsächlich mit einem Dialog. Wir hätten das alles aber genauso gut verpassen können. Aufmerksamkeit bringt was.

Dieser Mafioso kann wichtig für die Story sein. Außer wir meucheln ihn einfach ab. Diese Freiheit ist prima. Dieser Mafioso kann wichtig für die Story sein. Außer wir meucheln ihn einfach ab. Diese Freiheit ist prima.

Man merkt, dass die kompletten Nebenquests von einem anderen Autor geschrieben wurden als die Hauptstory. Denn die optionalen Missionen sind viel besser. Ohne zu spoilern: Hier werden die ganzen Themen rund um Transhumanismus, Augmentierung und Diskriminierung in wirklich spannende, neue Richtungen gedacht. So muss das sein! Hätte die eigentliche Geschichte doch nur mehr davon abbekommen. Deus Ex: Mankind Divided ist übrigens auch das erste Deus Ex, in dem es kaum diskutable Enden gibt. Schade.

Die Technik hinter dem Techno-Thriller

Auch wenn es mit Prag nur eine Hub-Welt gibt, fühlt sich Deus Ex: Mankind Divided nicht zu kurz an. In der Stadt gibt's wie gesagt Unmengen von Mails, Quests und Details zu entdecken, auch im Lauf der Hauptstory erledigt man hier in alten Theatern, Appartement-Gebäuden oder Banken Aufträge. Zusätzlich gibt es mit Breach noch einen zweiten Spielmodus, in dem wir ganz abseits der Kampagne als anonymer Hacker Cyberspace-Aufträge erledigen, die auf dasselbe Gameplay-Gerüst wie das Hauptspiel setzen. Hier gibt's dann auch Leaderboards und einen mittlerweile obligatorischen Echtgeld-Shop für schnelle Boosts. Das ist allerdings alles nicht wirklich notwendig, der Breach-Modus funktioniert als nette Ergänzung für alle die, die sich nach der Story noch ein bisschen spielerisch austoben wollen. Alternativ gibt's auch ein New Game Plus.

Deus Ex: Mankind Divided - Ankündigungs-Trailer zum Arcade-Modus »Breach« Video starten 5:00 Deus Ex: Mankind Divided - Ankündigungs-Trailer zum Arcade-Modus »Breach«

Technisch macht das Spiel in der Theorie eine sehr gute Figur. Die Charaktermodelle sehen fantastisch aus (okay, einige Klon-NPCs stören), die Animationen wirken rund, der Soundtrack fällt serientypisch erstklassig aus, und das Artdesign bleibt wie auch in Human Revolution markant und stilsicher. In der Praxis wurde unsere Testversion allerdings noch von diversen Bugs geplagt, besonders mit aktivierter DirectX-12-Optimierung kam es zu zahlreichen Abstürzen. Laut Pressemitteilung weiß Square das, es werden Patches und Fixes versprochen. Aber auch ohne DX12 stolpern wir über diverse technische Ungereimtheiten: Wenn wir hinter einer Deckung speichern, neu laden und mit Leertaste den Ladebildschirm beenden, springt Jensen automatisch über die Deckung. Das nervt. Wir sehen Grafikfehler, mal fehlt ein Dialog, am häufigsten sind allerdings Abstürze. Nach dem Neustart funktioniert es allerdings in der Regel. Diese Bugs nerven, werden dem ansonsten technisch tollen Spiel jedoch nicht zum Verhängnis.

Mit dem Auge zielen:Eye-Tracking-Features zum Launch

Unterm Strich hängt es vom Spieler ab, ob Mankind Divided für ihn eine gelungene Fortsetzung ist. Wer Lust auf ein spannendes Action-Rollenspiel mit tollen Spielmechaniken hat, hat auch durch die Bank Grund zur Freude. Wer eine solide Anti-Terror-Story will und damit klarkommt, dass Mankind Divided kein einziges loses Ende des Vorgängers sinnvoll weiterverfolgt, der kann auch mit dem toll inszenierten Prag seine Freude haben. Viele Hardcore-Fans werden hingegen nach dem Abspann ernüchtert zurückbleiben und sich fragen, warum das Spiel nichts Spannendes mit seinen an sich interessanten Figuren anzufangen weiß. Und sich darüber wundern, warum auch 16 Jahre nach dem ersten Deus Ex immer noch kein Spiel an dessen Rundum-Meisterklasse herankommt.

Deus Ex: Mankind Divided - Langer Trailer stellt Story, Gameplay und tolle Grafik vor Video starten 6:08 Deus Ex: Mankind Divided - Langer Trailer stellt Story, Gameplay und tolle Grafik vor

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