Fazit: Diablo 3: Reaper of Souls im Test - Spiel mir das Addon vom Tod

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Fazit der Redaktion

Michael Graf: An wirklich neuem Inhalt bringt Reaper of Souls ja eigentlich nur einen Story-Akt und eine Klasse, ansonsten gibt's mehr vom Gleichen (etwa die frischen Edelsteinstufen) sowie Zufallselemente, für die sich Blizzard nichts wirklich Originelles ausdenken musste. Kopfgelder und Nephalem-Portale schöpfen schließlich aus dem vorhandenen Monster- und Gebietsfundus. Dennoch haben es die Entwickler geschafft, dass das Addon nicht mehr aus Diablo 3 wegzudenken ist.

Einerseits dank des - bis auf das schwache Ende - exzellenten fünften Kapitels; andererseits, weil Kopfgelder, Nephalem-Dungeons und das ganze Abenteuer-Drumherum derart viele neue Belohnungskanäle öffnen (Schatzkisten, Glücksspiel, Bossmonster), dass die Langzeit-Motivation spürbar steigt: All diese Item-Quellen halten mir ständig die Beutekarotte vor die Heldennase, irgendwann muss ich doch irgendwas Brauchbares finden! Und das Beste ist: Blizzard löst dieses Versprechen ein, ich erbeutet tatsächlich regelmäßig neue Ausrüstung. Es geht also auch ohne Auktionshaus!

Die wirklich gewichtigen Neuerungen aber, diejenigen, die aus Diablo 3 ein spürbar besseres Spiel gemacht haben - diese Neuerungen hat der Patch 2.0.1 gebracht. Ohne die höheren Beutechance und die besseren legendären Items von »Loot 2.0« wäre selbst Reaper of Souls nur die Hälfte wert, ohne das Paragonsystem würde selbst dem Abenteuermodus ein Teil seines Langzeitspaßes flöten gehen - da kann's noch so halbherzig sein.

Der geschäftstüchtige Geniestreich von Blizzard besteht darin, dass Addon und Patch so hervorragend ineinander greifen, dass man beide kaum voneinander trennen kann. »Loot 2.0« ohne Nephalem-Dungeons? Bah, das ist doch nur langweiliges Farming! Und genau deshalb verlangt Blizzard für eine Klasse und einen Akt stolze 40 Euro: Weil sie wissen, dass sich Diablo 3 ohne das Addon unvollständig anfühlt. Da liegt der Griff zum Geldbeutel nahe.

Das täuscht aber nicht über die Schwächen der Erweiterung hinweg. Ja, der fünfte Akt ist klasse - bis zu seiner Endsequenz. Ein Abschluss-Renderfilm war wohl nicht mehr im Budget, obwohl man ihn von Blizzard durchaus erwarten darf. Auch beim Kreuzritter wäre mehr drin gewesen; bei den Zufallskarten haben Path of Exile und Torchlight 2 die Abwechslungsnase vorn.

Und gibt's da nicht noch dieses beliebige Talentsystem, das Blizzard mit mehr Individualisierung anreichern könnte? Auch den Frust über teils unfair starke Eliteboss-Talentkombinationen lindert Reaper of Souls nicht. Sei's drum, vielleicht im nächsten Addon. Ich bin mir nämlich sicher, dass noch eines folgt, die über 15 Millionen Diablo-3-Käufer sind ein viel zu lukrativer Markt für Blizzard. Und bis das nächste Addon erscheint, spiele ich eben Reaper of Souls. Ist eh nicht mehr wegzudenken.

Maurice Weber: Monatelang habe ich begeistert die Beta gespielt und den fünften Akt schon zum mit Abstand besten Akt von Diablo 3 auserkoren - großartige Atmosphäre, riesige Zufallsgebiete voll einfallsreicher Events und Gegnertypen, da kann doch beim noch fehlenden Ende wirklich nicht mehr viel schiefgehen. Dachte ich. Jetzt weiß ich jedenfalls warum es noch gefehlt hat: Weil Blizzard es scheinbar in allerletzter Sekunde zusammengeklatscht hat.

Statt eines krönenden Abschlusses knallen sie uns lieber ein paar sinnlose kryptische Hinweise vor die Nase, vermutlich um schon mal Neugier auf die nächste Erweiterung zu schüren - dabei wäre die beste Werbung für jede Fortsetzung ein würdiges Ende für diesen Teil gewesen. Sogar das packende Rendervideo zum Abschluss fehlt, dabei ist das seit dem ersten Serienteil Tradition.

Dafür besinnt sich Blizzard an anderer Stelle umso mehr auf die traditionellen Diablo-Tugenden und vor allem auf die Wünsche der Spieler. Kein Auktionshaus mehr, dafür viel motivierenderes eigenes Sammeln - das hätte gern auch von Anfang an so sein dürfen. Trotzdem freut es mich, dass Blizzard die Probleme erkannt und konsequent nachgebessert hat. Auch die Mystikerin bereichert das Spielgeschehen und haucht dem Beutesystem dringend nötigen Tiefgang ein: Endlich darf ich mal mehr an meinen Items schrauben, als nur einen von fünf Edelsteintypen einzusetzen.

Auch neue Ideen wie die zufälligen Kopfgelder fügen sich hervorragend ein. Wenn man das Spiel durch die Story in der immergleichen Reihenfolge durchläuft, lässt sich leicht vergessen, welche Vielfalt an Monstern und Events Diablo 3 eigentlich bietet, und der Abenteuermodus schöpft diese endlich voll aus. Auch wenn andere Spiele das schon besser gemacht haben, indem sie ihre Zufallskarten auch noch mit Extra-Herausforderungen würzen. Aber wer weiß was noch kommt, Reaper of Souls beweist in jedem Fall, dass Blizzard sowohl zu Verbesserungen als auch radikalen Kursänderungen bereit ist.

Der Kreuzritter ist auch so eine Verbesserung, aber keineswegs eine radikale - mehr eine sichere, die ganz bestimmt bei vielen Fans Nostalgie aufkommen lässt, aber wenig neue Ideen mitbringt. Da war Diablo schon mal waghalsiger, etwa mit dem Druiden und der Assassine aus Lord of Destruction. Zwei Klassen hätte mir auch dieses Mal gewünscht, vor allem für Spieler die mit dem schwerfälligen Ritter vielleicht nicht ganz warmwerden.

Spaß macht er aber zweifellos, Blizzard versteht sich einfach auf Fähigkeiten, die sich bei der Monsterjagd herrlich mächtig anfühlen. Und jetzt wo sie den ganzen Paladinkram hinter sich gebracht haben, können sie sich ja vielleicht fürs nächste Addon mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens befassen - dem Nekromanten zum Beispiel.

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