Seite 5: Diablo 3 im Test - Aus der Asche

Ursprünglicher Test zu Diablo 3

Motivation aus der Hölle

Im Test erweist sich Diablo 3 als Paradies der Jäger und Sammler, als Tretmühlen-Eldorado schlechthin – auch wenn im ansonsten perfekt geölten Mahlwerk ein wichtiges Rädchen klemmt.

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Wir wollen keine Seuchenpanik schüren, müssen aber klar und deutlich warnen: Die Daktylalgie bedroht weltweit Millionen Menschen, vielleicht sogar Sie selbst! Zumindest, wenn Sie Diablo 3spielen. »Daktylagie« lautet nämlich der medizinische Fachausdruck für – Fingerschmerz. Und wenn ein Spiel das Zeug dazu hat, Mausklickfinger an die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu treiben, dann doch wohl Blizzards Teufelshatz, die am 15. Mai endlich erschienen ist.

Allerdings unter schweren Geburtswehen: Die Entwickler hatten den Fan-Ansturm unterschätzt, die Battlenet-Server brachen zeitweise schneller zusammen als ein von Gabe Newell scharf gerittenes Shetland-Pony. Statt mit Mördern, Monstern und Dämonen rangen viele Käufer mit dem »Fehler 37«, der ihnen den Zugang zu Blizzards Online-Plattform und damit zu Diablo 3 verwehrte. Denn zum Spielstart muss man sich im Battlenet anmelden – und angemeldet bleiben, der Kampf für das Gute erfordert eine permanente Internet-Verbindung.

Noch immer hat Blizzard das Serverchaos nicht vollständig im Griff, die Gefahr einer Daktylalgie-Epidemie bleibt eingeschränkt. Schade drum, denn Diablo 3 entpuppt sich im Test als herausragendes Action-Rollenspiel, als Klick-Tretmühle erster Güte – in deren ansonsten perfekt geöltem Mahlwerk allerdings ein wichtiges Rädchen klemmt.

Die Versionen
Die normale Verkaufsversion von Diablo 3 kostet je nach Händler rund 50 bis 60 Euro, die Download-Fassung gibt’s im Battlenet für 60 Euro Festpreis -- sehr teuer für einen reinen Digitalkauf. Die Collector’s Edition kostet regulär 90 Euro, ihre Ladenbestände dürften inzwischen aber ausverkauft sein.

Neben dem Spiel enthält die Sammlerfassung eine DVD sowie eine Blu-ray mit Making-Of-Videos und sämtlichen Render-Zwischensequenzen (alles im englischen Original, nur die Filmszenen lassen sich deutsch untertiteln), eine Soundtrack-CD, ein 208seitiges Artbook sowie einen 3,72 Gigabyte großen USB-Stick in Form eines Seelensteins mit Diablo-Kopf-Sockel. Auf dem Speicherstäbchen liegt die Vollversion von Diablo 2samt des Addons Diablo 2: Lord of Destruction.

Zudem bringt die Collector’s Edition ein Schamanen-Pet für World of Warcraft, drei Battlenet-Portraits und ein neues Armee-Decal für Starcraft 2sowie drei optische Gimmicks für Diablo-3-Helden: gleißende Engelsflügel und die Farbsets »abgefüllte Wolke« sowie »abgefüllter Rauch«.

Diablo 3 - Die Collectors Edition ausgepackt Video starten 9:42 Diablo 3 - Die Collector's Edition ausgepackt

Engelsflügel Die leuchtenden Rückententakel, pardon, Engelsflügel gibt’s nur für Käufer der Collector’s Edition von Diablo 3. Deutlicher kann man kaum zeigen, dass man viel Geld für ein Spiel ausgegeben hat.

Abgefüllte Wolke Dieses Rüstungs-Farbset steht nur Besitzern der Collector’s Edition zur Verfügung, besonders spektakulär sieht es aber nicht aus.

Abgefüllter Rauch Auch dieses Farbset gibt’s nur für Käufer der Collector’s Edition. Den poetischen Namen können wir allerdings nicht ganz nachvollziehen, es könnte auch einfach »Grau« heißen.

Knalliger Spielfluss

Natürlich schnurrt auch in Diablo 3 der klassische Hack‘n‘Slay-Motivationsmotor: Die Helden zerprügeln Monsterhorde um Monsterhorde, um immer mächtiger zu werden, immer bessere Ausrüstung zu sammeln. Wie kein anderer Entwickler erschafft Blizzard dabei den rauschhaften »Flow«, den (beinahe) ununterbrochenen, barrierefreien, mit höchster Strömungsgeschwindigkeit dahinbrausenden Spielfluss.

Vor lauter Effekt-Feuerwerk geht gerne mal der Überblick flöten. Vor lauter Effekt-Feuerwerk geht gerne mal der Überblick flöten.

Der nächste Erfolg ist stets nur ein paar Axthiebe, ein paar Magiegeschosse weit entfernt – sei‘s ein besiegtes Bossmonster, ein wertvolles Beutestück, ein Questtriumph oder eines der vielen Battlenet-Achievements. Weil der Held Goldmünzen und Heilkugeln beim einfachen Drüberlaufen aufklaubt, entfallen zudem längere Sammel- und Heilpausen. Frustfreier und flüssiger kann ein Spielerlebnis kaum sein.

Zumal sich auch die Gefechte selbst unglaublich befriedigend anfühlen, vor allem dank des sehr direkten Treffer-Feedbacks. Wenn unser Barbar einem Ungeheuer den Kriegshammer an die Schläfe drischt, dann spüren wir das auch, durch die Animationen ebenso wie durch den wuchtigen Sound. Physikeffekte steigern den Knallfaktor zusätzlich: Flächenangriffe zerbröseln Säulen, Tische und Vasen; heftige Hiebe schleudern das Opfer weg oder blasen Skelettteile Richtung Gewölbedecke.

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Kurzum: Die Monsterjagd macht in Diablo 3 einfach irren Spaß. Wobei »einfach« hier durchaus auch für »simpel« stehen darf. Wer die vier Story-Akte in rund 15 Stunden einmal durchgespielt hat, darf mit demselben Helden auf einem höheren Schwierigkeitsgrad von vorne beginnen: Auf die Normalstufe folgen »Alptraum«, »Hölle« sowie schließlich der neue, extraharte »Inferno«-Modus, jeweils mit immer stärkeren Gegner und besserer Ausrüstungsbeute. So dreht sich die Motivationsspirale immer weiter, tage- und nächte-, wochen- und monatelang – meisterlich!

Himmelfahrt ... Im vierten Akt säubern wir den von Dämonen belagerten Himmel.

... und Höllentrip Zweimal muss unser Held im vierten Akt kurz in die Hölle reisen, um Dämonentore zu schließen.

Noch dazu sieht die Metzelei klasse aus, denn Diablo 3 erbt den typischen Blizzard-Look: Auch wenn die Grafik angesichts der teils matschigen Texturen und der generellen Polygonarmut technisch nicht unbedingt taufrisch wirkt, haben die Entwickler auch noch das letzte Quäntchen Stilsicherheit und Effektgewalt aus der Engine gekitzelt. Die Fähigkeiten der Helden und ihrer höllischen Widersacher brennen auf dem Bildschirm bunte Feuerwerke ab, in denen sogar schon mal der Überblick flöten gehen kann.

Die fünf Runenkrieger

Mit einem Rundumschlag zerlegt der Mönch seine Gegner. Mit einem Rundumschlag zerlegt der Mönch seine Gegner.

Die fünf Charakterklassen gewinnen zwar keine Innovationspreise, glänzen aber mit grundverschiedenen und vielfältigen Talenten. Der Barbar springt mitten ins Getümmel und beherrscht reihenweise Spezialschläge, der Mönch reiht Kombo-Angriffe aneinander und stärkt Verbündete mit Mantra-Auren, der Hexendoktor beschwört Begleitmonster und verflucht Feinde, der Dämonenjäger beharkt Monster aus der Distanz und legt Fallen, und der Zauberer sprengt, zerstrahlt und vereist seine Widersacher. Alle Weltenretter gibt‘s in einer männlichen und weiblichen Variante, deren Aussehen sich allerdings nicht weiter anpassen lässt – außer durch die erbeutete Ausrüstung, die sich zum mit bei Händlern erstandenen Farbtöpfen kolorieren lässt.

Ebenfalls nicht anpassen lassen sich die Fähigkeiten der Recken, zumindest nicht so wie früher. Während wir uns in Diablo 2noch spezialisieren und Talente gezielt steigern konnten, lernen wir nun alle Fähigkeiten automatisch bei Levelaufstiegen. Talentbäume und -punkte sind Geschichte, dafür schalten wir bis zur Höchststufe 60 regelmäßig Runen frei, mit denen wir die Wirkung der zugehörigen Fertigkeiten anpassen können.

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Der Mönch etwa darfseine Donnerfäuste-Kombo, die Blitzschaden anrichtet, mit einer »Donnerschlag«-Rune ausrüsten, damit ihn der Angriff zusätzlich zum Ziel teleportiert und Schockwellen auslöst. Oder er wählt das »Blitzschnell«-Zeichen, damit die Kombo seine Ausweichchance erhöht. Bis zu sechs Fähigkeiten dürfen wir auf die beiden Maustasten sowie vier frei belegbare Hotkeys (standardmäßig die Zahlen 1 bis 4) verteilen, zudem aktivieren wir bis zu drei passive Talente. Beispielsweise verstärkt der Zauberer all seine Rüstungs-Hexereien, steigert seinen Kälteschaden oder verleiht seinen Blitzattacken die Chance, Feinde zu betäuben.

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