Immer alles gleichzeitig
Die Gefühle ergänzen Die Sims 4 also um eine ganz neue, sinnvolle und clever integrierte Spielebene. Eine weitere Neuerung, die uns gut gefällt, ist das Multitasking, wir können nun mehrere Aktionen gleichzeitig ausführen. Unser erstes Date etwa wird zum vollen Erfolg, weil er auf dem Sofa fernsieht, während sie nebenan am Schreibtisch Computerspiele zockt - so haben beide Spaß, sind glücklich, und können sich dann auch noch über die Schulter unterhalten und Komplimente austauschen. Das wirkt zwar spätestens dann ein bisschen komisch, wenn er HINTER ihrem Rücken aufreizend posiert, sie aber dennoch hellauf begeistert ist – aber das Sichtfeld war in Die Sims ja noch nie wirklich wichtig.
Oder wir setzen uns nach Opas Tod mit einem Drink ins Schaumbad. Oder wir lassen die Familie gemeinsam essen und dabei auch gleich plaudern, um ihre Hunger- und Sozialbedürfnisse zu stillen. Wer clever mikromanagt, kann dank Multitasking also viel Zeit sparen. Andererseits lassen sich die Sims auch leicht ablenken, zum Beispiel soll unser Töchterchen seine Hausaufgaben machen, lässt sich aber lieber von der Mutter zusülzen. Für uns ist das aber kein Problem, da müssen wir eben etwas mehr aufpassen, dass unsere Sims ihre Aufgaben auch wirklich erfüllen, was zudem Leerlauf vorbeugt.
Man kann übrigens auch wieder den Hut davor ziehen, wie viele unterschiedliche und dennoch sinnvolle (Inter-)Aktionsmöglichkeiten Maxis ausgeheckt hat. Gut, das war schon in den Vorgängern so, aber es ist schön zu sehen, dass beispielsweise das Lästern in Internet-Foren nicht nur das Sozialbedürfnis eines Sims befriedigt, sondern auch seine Schelmen-Fähigkeit steigert, die er wiederum für Beförderungen im Verbrecherberuf braucht.
Das perfekte Date: Er sieht fern, sie zockt, und gleichzeitig wird eifrig geflirtet. Nun sind nämlich mehrere Aktionen gleichzeitig möglich.
Mit Beförderungen schalten die Sims zudem besondere Items frei, Geheimdienst-Karrieristen etwa bekommen einen besonders schicken Rechner. Es gibt aber auch andere Wege zu ungewöhnlicher Einrichtung. Wer etwa im Vorgarten eine Rakete baut, trainiert das eigene Raumfahrttechnik-Talent und kann ins All abheben, um dort besondere Deko-Gegenstände einzusammeln. Letzteres passiert jedoch nicht in Spielgrafik, sondern nur über Textfenster.
Gleiches gilt für Arbeits-Entscheidungen à la: »Soll ich meine unfähige Kollegen anpfeifen oder lieber schweigen?« Das kann die Arbeitsleistung steigern und so Beförderungen beschleunigen, es kann aber auch in die Hose gehen. Bei der Arbeit zuschauen darf man den Sims nicht, sie verlassen einfach das Haus und lösen sich in Luft auf - die Autos aus Die Sims 3 gibt's ja auch nicht mehr.
Das Recht auf Party
Ein weiterer Weg zu Belohnungs-Items sind Feiern, wie in Sims 3 dürfen wir jederzeit zu Hause oder in einem öffentlichen Gebäude (Museum, Bar, etc.) eine Party schmeißen! Dafür wählen wir Motto, Gäste, Ort und Personal wie den Barkeeper, jedes Fest hat dann mehrere Ziele. Auf Kostümparty etwa sollen wir unter anderem zehnmal mit Gästen über ihre Verkleidung sprechen. Je mehr Aufgaben wir erfüllen, desto erfolgreicher wird die Feier und desto bessere Items stauben wir ab. Beispielsweise bringen gelungene Hauspartys neue Elektrogeräte, etwa eine Stereoanlage.
Die Freude über solche Erfolgserlebnisse trübt Die Sims 4 allerdings immer wieder mit Rückschritten im Vergleich zum Vorgänger. In Die Sims 3 durften wir nämlich noch einen eigenen Dresscode für die Feier festlegen und sie vorausplanen, beides fällt nun flach. Die Party geht einfach sofort los, sobald alle Teilnehmer eingeladen sind, werden wir an den Veranstaltungsort gebeamt – egal, ob unsere Schützlinge gerade zur Arbeit müssen oder vor Müdigkeit fast umfallen.
Bei Partys – hier die Schwarz-Weiß-Variante – können wir Item-Belohnungen verdienen. Vorausplanen lassen sich die Feiern aber nicht mehr.
Also Vorsicht bei der Partyplanung! Wir können nur spekulieren, warum Maxis das geändert hat, vermutlich waren den Entwicklern die Menüs von Sims 3 zu überladen (was ja auch stimmt), sodass sie sich nun aufs Wesentliche konzentrieren wollten. Oder auf das, was sie für das Wesentliche halten.
Irgendwas fehlt immer
Und dieses Motto zieht sich eben auch durchs ganze Spiel. Die Sims 4 wirkt tatsächlich wie mit der Heckenschere beschnitten, nach jedem Höhenflug und jedem tollen Erlebnis, nach jeder skurrilen Geschichte und jeder erfolgreichen Party holt uns der ärgerüber spielerische Rückschritte wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Beispielsweise freuen wir uns übers Kinderkriegen, doch dann lassen sich Babys nicht mehr von ihrer Wiege trennen, wir interagieren mit ihnen wie mit einem Möbelstück.
Das ist zwar schade, wäre für sich alleine aber kein epochales Problem – wenn nicht auch die nächste Altersstufe wegfiele: Statt wie in Die Sims 3 zu Vorschülern werden die Säuglinge direkt zu Schulkindern, sodass eine komplette Spielebene entfällt. Ein andermal finden wir's witzig, dass wir nach Opas Ableben mit dem Sensenmann plaudern dürfen, doch dann bleibt uns von Opa nur eine langweilige Urne - kein Geist, kein Friedhof, keine Forschungslabor-Wiederbelebung à la Sims 3. Gut, Bestseller-Autoren können ein Epos verfassen, das verstorbene Verwandte wieder ins Leben zurückholt, zumindest Geister hätten wir uns aber schon gewünscht.
Oder Handwerker, die kaputte Elektrogeräte reparieren, falls unsere Sims keine Zeit oder kein entsprechendes Talent haben. Oder Pools und Keller, die den Häuserbau noch deutlich vielfältiger gestaltet hätten und-wahrscheinlich sind da schon die ersten Addons und DLCs in Planung. In seiner Ursprungsfassung und im Vergleich zu den Vorgängern (ohne Addons natürlich) fühlt sich Die Sims 4 bei aller neuen Gefühls- und Mutitasking-Herrlichkeit einfach unvollständig an.
Schon seltsam, diese Bugs
Und dann wären da noch die Bugs. Abstürze haben wir im Test erlebt, aber nur sehr selten, wenn wir mit Alt+Tab auf den Desktop wechseln wollten. Häufiger sind Logikfehler wie eine sprudelnde Dusche, deren Wasserstrahl selbst dann noch an selber Stelle weitersprudelt, als wir sie schon längst ausgebaut haben. Auch die KI wird hin und wieder von Aussetzern geplagt, am Esstisch etwa tauschen die Sims gerne Plätze hin und her, manchmal laufen sie los, nur um nach wenigen Schritten wieder umzukehren, und Gesprächspartner lauen gerne mal inmitten der Unterhaltung weg, ohne Vorwarnung oder Verabschiedung.
Und manchmal weigern sich Sims einfach ohne erkennbare Begründung, eine Aktion durchzuführen, beispielsweise bleiben sie einfach regungslos stehen, statt schmutzige Teller in die Küche zu tragen. Mag sein, dass dies einen spielerischen Grund hat, der bleibt jedoch verborgen. Abgesehen von davon läuft Die Sims 4 imerhin flüssig und rund, es wirkt sauber programmiert, Stotterer und Nachladefehler sind uns nicht aufgefallen. Wobei sich Maxis die gute Performance natürlich auch mit dem reduzierten Grafikstil, den - positiv ausgedrückt - kompakten Welten und den gestrichenen oder vereinfachten Features erkauft hat.
20:21
Die Sims 4 - Angespielt-Check: Bau-Modus, Interaktion & Emotion der Sims
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