Die Sims - Der vergessene Mega-Hit?

Die Sims ist eine der erfolgreichsten Videospielreihen der Welt – und gleichzeitig ein blinder Fleck für die meisten Gaming-Journalisten. Warum fliegen Spiel und Fan-Community unterhalb des Radars?

Sims-Fans freuen sich über neue Teile oder Addons, der Rest der Spielerschaft ignoriert die Marke. Sims-Fans freuen sich über neue Teile oder Addons, der Rest der Spielerschaft ignoriert die Marke.

2014 war für Videospieler ein großartiges Jahr: Dragon Age: Inquisition, Diablo 3: Reaper of Souls, World of Warcraft: Warlords of Draenor - allesamt Spiele, an die sich Fans auch heute noch erinnern, wenn es um die Highlights des Jahres geht. Und allesamt Spiele, die sich in ihren Verkaufszahlen Die Sims 4 ergeben mussten.

Wie der Bericht der Entertainment Software Association (ESA) von 2015 zeigt, landen all die genannten Spiele nicht nur hinter Die Sims 4, das im gleichen Zeitraum erschien, sondern teilweise auch hinter den Erweiterungen zu Die Sims 3, das bereits 2009 auf den Markt kam. Für 2015 sieht es ganz ähnlich aus: Die Sims 4 an der Spitze, Fallout 4 und GTA 5 erst danach.

Die US-Zahlen im Überblick: Der ESA-Bericht für 2015 und 2016

Schaut man sich dagegen auf den wichtigen Gaming-Websites um, spielen all die »Verlierer« eine wesentlich größere Rolle in Berichterstattung und Leserinteresse, das gilt auch für uns selbst. Ist die Die-Sims-Reihe also ein vergessener Mega-Hit?

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ESA-Bericht 2015 2014 räumt nicht nur der neue Die-Sims-Teil ab, auch der alte liegt vor den offensichtlicheren Zocker-Lieblingen.

ESA-Bericht 2016 Selbst ein Jahr später steht Die Sims 3 noch in den Verkaufscharts, mit seinen beliebtesten Addons sogar mehrmals.

Wen interessiert's?

Dem Bericht der ESA lassen sich noch ein paar weitere interessante Statistiken entnehmen, die im Zusammenspiel durchaus erklären können, wie ein so großer, kommerziell extrem erfolgreicher Marktbereich zu einem blinden Fleck werden kann.

Auch wenn die Zahlen nur für den amerikanischen Markt sprechen, sind sie doch recht hilfreich. Das Geschlechterverhältnis unter Zockern liegt demnach bei 56 Prozent männlichen und 44 Prozent weiblichen Spielern, wobei spielende Frauen im Schnitt älter sind als die Männer, nämlich 43 Jahre alt.

Selbst Die Sims 4, dem zum Release noch einige Standard-Features der Serie fehlten, hat sich sehr gut verkauft, wenn bisher auch weniger gut als seine Vorgänger. Selbst Die Sims 4, dem zum Release noch einige Standard-Features der Serie fehlten, hat sich sehr gut verkauft, wenn bisher auch weniger gut als seine Vorgänger.

Gepaart mit unseren eigenen Erfahrungen aus dem Offiziellen Sims Magazin, das bis Oktober 2015 zur großen Magazin-Familie von IDG und Webedia gehörte, ergibt das eine relativ klare Zielgruppe für Die Sims, die gleichzeitig erklären kann, warum Die Sims unter Core-Gamern und in der für sie berichtenden Presse kaum eine Rolle spielt: »Der« Sims-Spieler ist weiblich, kein Teenager mehr und spielt hauptsächlich ein Spiel.

Beide Communities überschneiden sich so gut wie nicht, zumindest nicht abseits des nebensächlich zur Kenntnis Nehmens von News zu neuen Spielen oder großen Skandalen aus der jeweiligen anderen Gruppe.

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Abzocke vs. treue Community

Die immer gleichen Addons zu den unterschiedlichen Sims-Teilen sind bei einem Teil der Spielerschaft als Abzocke verschrien, von den Fans aber jedes Mal heiß erwartet. Die immer gleichen Addons zu den unterschiedlichen Sims-Teilen sind bei einem Teil der Spielerschaft als Abzocke verschrien, von den Fans aber jedes Mal heiß erwartet.

Gleichzeitig ergeben unsere News zum Sims-Thema ein Stimmungsbild gegenüber der Reihe, die deren Community überhaupt nicht oder nur am Rande teilt. Die wiederholt für jedes neue Hauptspiel erscheinenden Addons mit Haustieren, Vampiren und Co. gelten vielen Core-Gamern als dreiste Abzocke.

Still und leise verkaufen sich die Erweiterungen aber prächtig, denn die auch von uns ungehörte Sims-Community stört sich zumindest nicht so sehr an EAs Verkaufsmethode, dass sie sich deshalb die zusätzlichen Inhalte entgehen lassen wollte. Erst Die Sims 4, das zum Release viele Features der alten Hauptspiele wie Kleinkinder oder Pools vermissen ließ, brachte etwas empörte Bewegung in die Fan-Gemeinde.

Im Großen und Ganzen kann EA aber auf die Community vertrauen, die heimlich still und leise - für die meisten Zocker und in weiten Teilen auch uns - vor sich hin kauft und spielt.

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Die Fans wissen eh alles

Abgefahrene Erweiterungen wie Die Sims 3: Into the Future fügen dem zeitlosen Spielprinzip immer wieder neue Nuancen hinzu. Abgefahrene Erweiterungen wie Die Sims 3: Into the Future fügen dem zeitlosen Spielprinzip immer wieder neue Nuancen hinzu.

Dass die Sims-Community so in sich geschlossen und für viele weitere Spieler nahezu unsichtbar ist, erklärt auf der anderen Seite auch, warum wir als Presse nur zu den großen Highlights der Serie, sprich einem neuen Teil, reinschauen - die Addons für Die Sims 4 listen, aber testen wir normalerweise nicht.

Die Feinheiten, etwa die Guides zu all den offensichtlichen und versteckten Mechaniken, den Charaktereigenschaften, lesen Sims-Fans allerdings auch eher auf ihren eigenen Websites und in den Foren, wo sich alles nur um Die Sims dreht.

Eine vergessene Serie mit zufriedenen Spielern

Man kann also durchaus sagen, dass Die Sims ein vergessener Mega-Hit ist, sowohl im Ganzen als Serie als auch jedes Spiel für sich - auf dem PC schlägt Die Sims 4 beispielsweise den Klassiker der Herzen, Diablo 2, in den Verkaufszahlen.

Aber obwohl wir als Spielepresse und die meisten unserer Leser Die Sims nicht so wahrnehmen wie andere gut laufende Spielereihen, weil das Spiel in sich nicht den Interessen der »Core-Gamer« entspricht, heißt das nicht, dass das Phänomen vor sich hindümpelt wie die Verkaufszahlen seit dem ersten Teil beweisen.

Die Sims 4: Hunde + Katzen - Trailer zeigt den umfangreichen Haustier-Editor Video starten 2:33 Die Sims 4: Hunde & Katzen - Trailer zeigt den umfangreichen Haustier-Editor

Dafür sorgt die Community, die man ebenfalls aus Mainstream-Sicht als »vergessen« bezeichnen könnte, weil sie auf dem Radar der Mehrheit aller Zocker erst gar nicht als Mit-Fans erkannt oder gar verlacht werden.

Dennoch ist es wohl diese Community, die im Hintergrund auch weiterhin so handeln wird, dass innerhalb unseres blinden Flecks ein unglaublich erfolgreiches Spiel existiert, für dessen längere Fortsetzung aus Sicht von EA nichts spricht. »Spielt das noch wer?« Ja!

Verkaufszahlen im Vergleich
Eine exakte Liste der genauen Verkaufszahlen von Spielen ist schwierig zu erstellen, da viele Publisher wie beispielsweise EA ihre Zahlen gar nicht erst herausgeben. Legt man jedoch die ständig aktualisierte »List of best-selling PC games« zugrunde, ergibt sich ein gutes Bild der erfolgreichen Videospiele und ihrem kommerziellen Einschlag.

Diablo 3: 12 Mio
Die Sims: 11.2 Mio
Half-Life: 9.3 Mio
Die Sims 3: 7.7 Mio
Guild Wars: 6.5 Mio
Die Sims 2: 6 Mio
Civilization 5: 5.8 Mio
Die Sims 4: 5 Mio
Diablo 2: 4 Mio
Cities: Skylines: 3.5 Mio
Age of Empires: 3 Mio

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