Die Sims: Mittelalter im Test - Lustige Langeweile

Electronic Arts hat aus dem dunklen Mittelalter ein heiteres Spiel gemacht. Leider aber ein recht anspruchsloses. Die Sims: Mittelalter im Test.

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Warum machen die Sims-Spiele eigentlich Spaß? Die Grundmechanik ist schließlich furchtbar banal: Es gibt kaum ein Problem in Die Sims 3, das nicht dadurch zu lösen wäre, dass man eine Person oder einen Gegenstand anklickt und die passende Aktion auswählt. Aber die Sims haben so viele drängende Bedürfnisse und gleichzeitig so viele Möglichkeiten, sie auszuleben, dass man ständig abwägen muss, welche Handlungen in welcher Reihenfolge das beste Ergebnis bringen. Schicke ich Johnny erst aufs Klo, oder lasse ich ihn vorher die brennende Küche löschen?

Sims-Spiele sind Zeitmanagement-Spiele. Die motivieren wunderbar, wenn viele Entscheidungen zur Auswahl stehen. Sie funktionieren weit weniger gut, wenn es nur wenige Handlungsmöglichkeiten gibt, oder gar nur eine einzige. Auftritt Die Sims: Mittelalter.

Day 1 Patch: Zum Erscheinungstag von Die Sims: Mittelalter macht Electronic Arts auch gleich den ersten Patch auf Version 1.1.10 verfügbar, der satte 176 Änderungen vornimmt. Unter anderem fügt er drei neue Quests hinzu. Unsere Wertung bezieht sich auf das gepatchte Spiel.

Die Sims 3 war für Electronic Arts ein teures Spiel, und auch wenn mit den regelmäßigen Addons ordentlich Reibach prasselt, könnte man mit der Technologie doch sicher weitere Ableger basteln. Der erste davon heißt Die Sims: Mittelalter, basiert komplett auf Die Sims 3, ist aber ein eigenständiges Spiel.

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Als Bühne für das virtuelle Leben dient diesmal keine moderne Großstadt, sondern ein beschauliches Ritter-Reich, aber das macht relativ wenig Unterschied. Gut, Sims steigen jetzt in den Zuber statt in die Badewanne, benutzen Brieftauben statt Telefone und tragen eine große Auswahl (sehr hübscher) zeitgenössischer Gewänder, aber das ist nur ein neuer Anstrich für alte Konzepte.

Die witzigen Ritterkämpfe laufen automatisch ab, wir bestimmen auf Wunsch die Kampfhaltung. Die witzigen Ritterkämpfe laufen automatisch ab, wir bestimmen auf Wunsch die Kampfhaltung.

Die Sims: Mittelalter wechselt jedoch nicht nur den Schauplatz, sondern verschiebt auch den Spielschwerpunkt. Das Familien-Management rückt stark in den Hintergrund. Eigene Häuser bauen kann man hier nicht, sie umzudekorieren und darin Partnerschaften zu führen geht zwar noch, ist aber Beiwerk, das für den Spielablauf kaum eine Rolle spielt. Stattdessen borgt sich Die Sims: Mittelalter aus Rollenspielen die Idee der Quests: Aufgabenketten, die Geschichten erzählen.

Das kennen Sims-Spieler schon aus dem ersten Sims 3-Addon Reiseabenteuerund den Lebensgeschichten-Ablegern von Die Sims 2, im Mittelalter sind die Erzählstränge allerdings länger und wendungsreicher. Aber nicht zwangsläufig besser.

Quests statt Familie

Eine typische Quest sieht zum Beispiel so aus: Das Königreich wird von einer Horde mörderischer Chinchillas terrorisiert. Als Dorfschmied nehmen wir uns der Sache an, lesen uns in die Chinchilla-Natur ein, bauen eine Falle, besorgen uns ein Exemplar der fiesen Viecher, lassen ein Heilmittel erforschen und machen die Todesnager so wieder zu friedlichen Knuddelpelzen.

Das Spiel bietet eine Auswahl zufälliger Quests, von denen wir eine aussuchen. Das Spiel bietet eine Auswahl zufälliger Quests, von denen wir eine aussuchen.

Hübsch dabei: Jede Quest kennt unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten, je nachdem, welchen der zehn Helden aus Die Sims: Mittelalter wir auf den Fall ansetzen. Der Barde kann zum Beispiel einen Protest gegen die Felljagd organisieren, unser Ritter zieht schlicht in den Kampf gegen die Minibestien.

Die Helden entsprechen unseren Familienmitgliedern aus Die Sims 3, aber für jede Quest sind immer nur einer oder zwei aktiv. Der Rest geht computergesteuert seinem Alltag nach. Der stete Wechsel macht Spaß, da man nicht ständig die gleichen Figuren steuert, aber trotzdem alle gut kennenlernt und päppeln kann. Zumal wir jeden Helden natürlich im Sims-Editor selbst bauen.

Mit jedem Einsatz gewinnt ein Held Erfahrung und steigt bis Rang 10 auf. Das ersetzt die Karriere aus Die Sims 3. Jeder Held hat einzigartige Talente: Nur der König kann Edikte erlassen und Untertanen an den Pranger stellen, nur der der Zauberer kann, nun ja, zaubern. Diese Fertigkeiten verbessern sich bei Levelaufstiegen automatisch, trainieren lassen sie sich im Gegensatz zu Die Sims 3 nicht.

Das ist nicht der einzige Bereich, in dem EA Die Sims: Mittelalter auf Diät gesetzt hat. Das Spiel ist in mehrerer Hinsicht vereinfacht. Statt sechs Bedürfnissen kennen Mittelalter-Helden nur noch zwei, Hunger und Müdigkeit. Um die Laune (hier »Konzentration« genannt) im grünen Bereich zu halten, genügen futtern, pennen, ein bisschen soziale Interaktion (Magd küssen, Bauer verprügeln) und allem voran die Erfüllung von zwei täglichen Berufsaufgaben der Marke »Sammle fünf Pflanzen« oder »Braue einen Heiltrank«. Die wiederholen sich ständig und bleiben auch für hochstufige Helden gleich, sodass unser Superschmied gähnend Billigschwerter hämmert.

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Zwar muss sich jeder Helden regelmäßig mit seiner »größten Schwäche« herumschlagen, die sonst stark an der Laune zerrt. Aber auch das, sie ahnen es, läuft immer aufs Gleiche hinaus; Vielfraße stopfen eben Extramahlzeiten in sich hinein, blutrünstige Sims kloppen sich alle paar Stunden mit dem nächstbesten Passanten. Dieses immer gleiche, anspruchslose Stimmungs-Management frisst den Hauptteil der Spielzeit in Die Sims: Mittelalter, denn wenn die Konzentration stimmt, laufen die Quests fast von allein.

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