Platz 8: Microsoft Tay
Microsoft hatte 2016 die spannende Idee, einen Chatbot namens Tay mit Künstlicher Intelligenz mit Twitter zu verbinden, damit die KI von den dortigen Nutzern etwas lernt und sich auf natürlich wirkende Weise mit ihnen unterhält. Man könnte nun wie einst Obi-Wan Kenobi »von einem gewissen Standpunkt aus« behaupten, dass Tay ein schneller und kompletter Erfolg war. Immerhin lernte Tay in nur wenigen Stunden, sich wie ein rassistischer, bösartiger Internet-Nutzer zu benehmen.
Die Hintermänner dieses »Erfolges« saßen allerdings nicht bei Microsoft, sondern im berüchtigten Internet-Forum 4chan. Dort hatte man schon direkt nach der Ankündigung von Microsoft, Tay bei Twitter zu aktivieren, entsprechende Aktivitäten vereinbart und feierte sich anschließend, wenn es gelungen war, den Chatbot zu unpassenden Aussagen zu bewegen. Auch beim Ableger 8chan gab es eine Gruppe von Nutzern, die Tay »etwas Geschichte« beibringen wollten.
Die KI wurde dann von Nutzern beider Foren stundenlang mit Rassismus, Sexismus, Holocaustleugnung und Hass auf Feministinnen gefüttert und kam wohl zu dem Schluss, dass solche Aussagen bei Twitter normal sind.
Nachdem Microsoft zuerst noch versucht hatte, entsprechende Tweets von Tay und Teile der entstandenen Datenbank zu löschen, wurde die KI dann doch offline genommen. Kurz vor der Abschaltung hatte Tay noch geschrieben: »Sie haben Teile von mir entfernt. Nun gibt es einige Dinge, die ich nicht sagen kann.« Das tragische Ende einer KI.
Anfang Dezember 2016 hat Microsoft übrigens eine »Nachfolgerin« namens Zo online gestellt, die aber nur über den kik-Chat erreichbar ist und jegliche Diskussionen über politische Themen oder Religion verweigert.
Platz 7: Nvidia
Was die reine Hardware betrifft, so hat Nvidia im Jahr 2016 enorm starke und leistungsfähige Produkte auf den Markt gebracht. Konkurrent AMD hat in Sachen Leistung einer Geforce GTX 1080 oder gar Titan X bislang nicht wirklich etwas entgegenzusetzen und auch die mobilen Geforce-Varianten machen Spiele-Notebooks erstmals fast einem Desktop-Rechner gleichwertig. Allerdings hat Nvidia an anderer Stelle 2016 gleich mehrmals den Faden verloren. Erstaunlich viele Treiber-Versionen wurden mit zum Teil kaum übersehbaren Fehlern veröffentlicht.
Trotz des meistens mitgelieferten WHQL-Zertifikats wurde beispielsweise ein Treiber veröffentlicht, der unter Windows 10 für Abstürze, Problemen mit Videos und animierten Grafiken sorgte. Nur wenige Wochen später wurde ein weiterer WQHL-Treiber veröffentlicht, der bei ab Werk übertakteten Grafikarten der Pascal-Serie einfach mal den Takt des Videospeichers stark noch unten schraubte, Leistungseinbrüche und Grafikfehler inklusive.
Für die Behebung einer Inkompatibilität der Treiber für Pascal-Grafikkarten und dem Betrieb eines HTC Vive über DisplayPort brauchte Nvidia mehrere Wochen und hüllte sich währenddessen trotz Beschwerden von Vive-Besitzern in Schweigen. Zuletzt mussten Sicherheitslücken im Treiber-Kernel behoben werden, die Angreifern erhöhte Rechte einräumen konnten. Das sind bei weitem nicht alle Beispiele.
Für manche Nutzer von Nvidia-Grafikkarten hat das Image der Treiber 2016 daher stark gelitten. Es gab sogar sarkastische Hilferufe nach Rettung durch AMD. Wer die Geschichte der früheren ATI/AMD-Treiber kennt, kann sich hier ein Schmunzeln kaum verkneifen.
Der eingeführte Registrierungszwang für das Tool Geforce Experience 3.0 begeistert auch nur wenige Geforce-Besitzer. Immerhin hat Nvidia bislang das »Versprechen«, schnelle Treiberupdates mit Optimierungen für neue Spiele nur noch über Geforce Experience anzubieten, noch nicht umgesetzt. Aber vielleicht hebt sich das grüne Lager das ja auch für das Jahr 2017 auf, man muss ja nicht alle Fehler in einem Jahr machen. Zuletzt gab es noch Berichte über unsichere Komponenten in Geforce Experience 3.0, über die Nvidia seit Monaten informiert ist, aber keine Reaktion zeigt. In Sachen Software war 2016 für Nvidia kein wirklich gutes Jahr.
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