Seite 5: Die Zone der Erinnerung - Zeugen der Zeitgeschichte

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Computerspiel als Lernwerkzeug

Die Stalker-Reihe zeigte, dass ein Computerspiel eine solche Lücke füllen und bei der jungen Generation einen Nerv treffen kann. Für die Entwickler kam das keineswegs überraschend: »Wir denken, dass Spiele ein sehr mächtiges Lernwerkzeug sein können. Der einfachste Weg, um zu Kindern und Jugendlichen durchzudringen, sind heute nun mal Spielmechanismen – sie reflektieren die Art und Weise, wie sie sich Informationen aneignen“, meint Oleg Yavorski. Und Anton Bolshakov ergänzt: »Natürlich sind die Stalker-Spiele in erster Linie eine Form von Unterhaltung. Wir mussten sie, gerade auch im Hinblick auf westliche Spieler, so gestalten, dass man auch einfach nur Spaß haben kann. Aber für Leute, die mehr suchen, gibt es Anknüpfungspunkte an die Geschichte. Unsere Spiele klären vielleicht nicht auf, aber sie wecken das Interesse an Tschernobyl – das ist doch ebenfalls eine Leistung.«

Realität Auch das Riesenrad von Prypjat ...

Spiel ... übernahm GSC Game World ins Spiel.

Vielleicht ist es sogar die größte Leistung, die ein Computerspiel im Hinblick auf die Vermittlung von Geschichte erbringen kann: nicht die Weitergabe von Informationen und Zusammenhängen, sondern das Erleben einer Atmosphäre und eines (historischen) Raumes. Die trockene Information wartet in Tausenden Quellen, in Web-Artikeln und in Bibliotheken – man sollte den Spielern die Intelligenz zugestehen, sie dort auch zu finden. GSC Game World liefert ihnen Bezugspunkte, weckt ihre Neugierde. Das Spiel nicht als Geschichtsbuch – sondern als Erweckungserlebnis.

Die positiven Rückmeldungen der Spieler sind ein starkes Indiz dafür, dass GSC Game World mit seinem Ansatz richtig lag. Kein Wunder, dass das Studio an seinem Kurs festhalten wollte: »Tschernobyl ist unsere Geschichte, und je länger man sich an sie erinnert, desto besser. So gesehen ist jede zusätzliche Mahnung wichtig, in welcher Form auch immer. Besonders dann, wenn man damit die junge Generation erreichen kann«, meint Anton Bolshakov. Oleg Yavorski fügte vor dem Studio-Aus hinzu: »Wir arbeiten an Stalker 2 und haben sogar Pläne für einen Film, den wir gemeinsam mit dem Spiel herausbringen möchten. Wir haben unsere Mission also nicht vergessen. Schließlich wachsen ständig neue Spieler heran, es wird ein neues Publikum für unser nächstes Spiel geben. Wir predigen weiter.«

Wenige Wochen nach den Interviews mit Anton Bolshakov und Oleg Yavorsky kursierten jedoch Gerüchte, GSC Game World habe Stalker 2 eingestellt und zahlreiche Mitarbeiter entlassen. »Wir werden unser Bestes geben, um weitermachen zu können. Derzeit ist jedoch nichts sicher«, lautet die Twitter-Meldung der Stalker-Macher Mitte Dezember. Seit kurz vor Weihnachten 2011 sieht die Sache schon wieder besser aus, GSC verkündete, dass man die Arbeiten am Spiel wieder aufnehmen würde. Aktuell suchen die Entwickler nach einem Geldgeber, um das Projekt auch zu einem Abschluss bringen zu können. Oleg Yavorsky: »Wir sind noch dabei, eine Finanzierung zu finden um das Projekt abzusichern. Wir sind zuversichtlich, dass am Ende alles gut wird. Das Team will Stalker auf jeden Fall weiterleben sehen.« Wir drücken die Daumen, auf dass nicht nur die Serie, sondern auch der Kampf gegen das Vergessen weitergeht.

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