Doctor Who Weihnachtsspecial 2016 - An Marvel und DC: Nehmt euch nicht so ernst!

Der Doktor ist schon vor der 10. Staffel mit dem Weihnachtsspecial »The Return of Doctor Mysterio« zurück und fischt mit dem Superhelden-Thema plötzlich im Gewässer von Marvel und DC. Kann das gut gehen?

Was taugt das Doctor Who Weihnachtsspecial 2016? Was taugt das Doctor Who Weihnachtsspecial 2016?

»Übrigens, Superman ist Clark Kent.«, diese offensichtliche Information löst selbst bei einem kleinen Jungen nur Stirnrunzeln aus, gibt aber wunderbar den Ton für das Weihnachtsspecial 2016 »The Return of Doctor Mysterio« zu Doctor Who wieder.

Der namensgebende Doktor Mysterio alias der Doktor (Peter Capaldi) malt dem hilflosen Comic-Helden zum Beweis eine Brille auf die Nase und erinnert uns damit daran, wie Comics und Filme mit Superhelden früher waren - eben keine actiongeladenen Blockbuster oder »dark and gritty« Weltuntergangsschlachten zwischen unbesiegbaren Göttern. Sie waren irgendwie albern, ein bisschen kitschig, ein bisschen romantisch und trotzdem mitreißend.

Genau hier setzt Steven Moffat mit seinem Special an und zeigt uns, wie ein Superheld im Universum von Doctor Who aussähe. Vollgepackt mit Referenzen zu den 80er-Jahre-Supermanfilmen und alten Superhelden-Comics, zahllosen Gags und natürlich einer Alien-Invasion (wie jedes Weihnachten!) hebt er sich damit wunderbar vom aktuellen Kino-Helden-Einheitsbrei à la DC und Marvel ab:

Wo kann ich das Weihnachtsspecial anschauen?
Im Fernsehen wurde das Weihnachtsspecial am 25. Dezember in Großbritannien ausgestrahlt, in Deutschland müssen wir uns noch etwas gedulden - hier wird voraussichtlich der PayTV-Sender FOX die Folge im Januar ausstrahlen. Allerdings ist die englische Fassung bereits bei Amazon und iTunes verfügbar. Auf Amazon kostet die Folge in HD 4,99 Euro, bei iTunes 9,96 Euro.

Grüße aus Metropolis

Auch wenn es durchaus ernste Doctor-Who-Folgen gibt und vor allem der 12. Doktor im Vergleich zu Nummer zehn und elf gerne auch mal seine dunkle Seite zeigt, schlägt Moffat hier leichte Töne an. Noch vor dem Titel wird der Doktor mit dem Weihnachtsmann verwechselt, witzelt über die alljährliche Alien-Invasion und verliert einen besonderen Edelstein (alias Computer, der Wünsche wahr werden lässt - willkommen zurück bei Doctor Who!) an den kleinen Jungen Grant (Logan Hoffman), der als Comic-Fan natürlich prompt Superkräfte entwickelt - Röntgenblick inklusive. Upps!

Doctor Who - Serien-Trailer: Weihnachts-Special zur 10. Staffel mit Peter Capaldi Video starten 2:54 Doctor Who - Serien-Trailer: Weihnachts-Special zur 10. Staffel mit Peter Capaldi

Es ist fast unvermeidlich, dass die beiden sich später wieder sehen - nach Amy und Clara nutzt sich das Prinzip ein wenig ab. Als der Doktor einem durchtriebenen Alien-Plan nachschnüffelt, taucht plötzlich die Journalistin Lucy Fletcher (Charity Wakefield) auf, die als Lois Lane der Geschichte von Grant als fliegendem Superheld »Ghost« (Justin Chatwin) vor den fiesen Außerirdischen gerettet wird.

Anschließend folgt ein ebenso abstruses wie komisches Versteckspiel: Passenderweise trägt Grant im wahren Leben eine Brille, ist schüchtern und ausgerechnet die Nanny der alleinerziehenden Lucy, die von ihrem Mann verlassen wurde - und ist natürlich verliebt in sie. Lucy will wiederum die Wahrheit über den Ghost und den Doktor herausfinden, während der gemeinsam mit seinem zwischenzeitlichen Begleiter Nardole (Matt Lucas) die Alien-Invasion verhindern muss. Auch der ist übrigens ein alter Bekannter und hatte seinen ersten Auftritt als Begleiter von River Song im letzten Weihnachtsspecial.

Ein bisschen hirnrissig

Das sieht ein wenig ungesund aus... Das sieht ein wenig ungesund aus...

Die Aliens gehören dabei eindeutig zu den unheimlicheren Vertretern - als glupschäugige Gehirne würden sie gerne die Menschheit versklaven und öffnen bei Bedarf einfach mal den Kopf ihres Wirtes. Ebenfalls alte Bekannte, wenn Sie sich an den »Brain-Splitter« aus »The Husbands of River Song« erinnern. Und die könnten sich natürlich nichts Schöneres vorstellen, als den superstarken Ghost zu ihrem Körper zu machen.

Hier kommen immer wieder düstere und leicht unheimliche Töne durch, insgesamt bleibt die Episode aber ihrem anfänglichen Charakter treu. Gag um Gag jagt die nächste Anspielung und die Bösewichte verkommen etwas zu Witzfiguren, blass und nicht wirklich ernst zu nehmen als Gefahr - allerdings gibt es auch Hinweise auf ein Wiedersehen, das vielleicht nicht ganz so glimpflich ausgeht.

Wie immer geht der Doktor dabei völlig chaotisch und planlos (»keine Hoffnung, kein Plan, kein Problem!«) vor, interessant wird es aber durch die Geschichte von Grant und Lucy. Die wirkt tatsächlich nicht wie eine Superhelden-Parodie, sondern eine Hommage an die alten Geschichten und Filme rund um Superman, die ebenso viel Witz wie Charme ausstrahlt.

Lucy hat keine Ahnung, wer sich hinter der Maske verbirgt. Aber immerhin trägt er eine Maske! Lucy hat keine Ahnung, wer sich hinter der Maske verbirgt. Aber immerhin trägt er eine Maske!

Fun statt dark & gritty

Auch wenn Lucy neben ihrer Schlagfertigkeit keine wirklichen Charakterzüge hat, schließt man Grant als schüchternen Helden schnell ins Herz: Besonders, als er sich Lucy zu erkennen geben will, dann aber schnell einen Rückzieher macht, als sie davon schwärmt, dass Grant sie nie belogen hat.

Damit fängt Doctor Who das ein, was den Superhelden-Filmen aktuell fehlt: Ob routinierte Action-Blockbuster mit einer Prise Humor nach Art von Marvel oder DCs düsterer Batman v Superman. Mittlerweile gehen die Helden einen anderen Weg. Sie wollen besonders cool und witzig sein oder besonders düster und geheimnisvoll. Umso schöner, dass doch noch mal jemand den alten Superman hervorholt, wie wir ihn aus den 70er und 80ern oder angestaubten Comic-Heften kennen.

Denn dieser Superman nimmt sich eben nicht ganz so ernst. Die Superhelden-Geschichten von damals sind wie Märchen, voller Träume kleiner Jungen und verrückter Ideen. Und dieses Konzept mit all seinem Kitsch und skurrilen Charakteren passt wunderbar zum trashigen Look und Vorgehen eines Doctor Who. Das versucht eben nicht, einen bestimmten Ton zu treffen, der der Zeit entspricht. Stattdessen bleibt es frech seinem altbekannten Charme treu und macht was ihm gefällt. Und das, wo selbst ein Star Wars mit Rogue One zu einem düsteren Kriegsfilm werden kann. Klar, letztendlich bleibt es trotzdem Geschmackssache, aber wir fanden es erfrischend zu sehen, dass es auch 2016 noch anders geht.

Im Frühjahr geht es dann weiter mit der 10. Staffel - der letzten mit Steven Moffat. Außerdem gesellt sich noch eine neue Begleiterin zum Doktor.

Doctor Who - Serien-Trailer: Erster Blick auf Staffel 10 mit Peter Capaldi und Pearl Mackie Video starten 1:03 Doctor Who - Serien-Trailer: Erster Blick auf Staffel 10 mit Peter Capaldi und Pearl Mackie

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