Drachenkrieg - Browserspiel des Tages - Interessante Strategie mit Fehlern

In den letzten Wochen haben wir Ihnen Browserspiele vorgestellt, die sich auf dem deutschen Markt etabliert haben. Im vorletzten Teil unserer Serie dreht sich alles um das Strategiespiel Drachenkrieg.

In den letzten Wochen haben wir Ihnen Browserspiele vorgestellt, die sich auf dem deutschen Markt etabliert haben. Im vorletzten Teil unserer Serie dreht sich alles um das Strategiespiel Drachenkrieg.

Drachenkrieg ist eine harte, da vollkommen unausbalancierte Nummer. Selten habe ich mich so gequält und bin im selben Augenblick freudig dem nächsten Auftrag hinterher gelaufen, nur um zu merken, dass ich fremd bin im eigenen Land...

Da kocht die Grütze

Die Hintergrundgeschichte ist schnell erklärt: Die Magmaren und die Menschen bekriegen sich seit eh und je auf dem Planeten Feo. Warum, ist unklar. Ergo schließen Sie sich einer der Parteien an und kosten Ihre Spielfreudigkeit aus. Was gar nicht so einfach ist. Ihre erste Handlung besteht darin, sich eine Rüstung zu beschaffen – wer zu voreilig in den Laden gelatscht ist (wie ich) und sich gleich die einzige Waffe - einen Knüppel - gekauft hat, den ich noch dazu gar nicht benutzen konnte, hat die erste Quest schon einmal nicht bestanden. Denn das weitere Geld für einen Brustpanzer oder die Lederbeinschienen ist somit ausgegeben. Also von vorne begonnen, mit dem Kommandeur gequatscht und ihn diesmal nicht enttäuscht. Im weiteren Verlauf gehen Sie im Faustkampf erst einmal gegen die Level-1-Krets an. Das ändert sich im zweiten Level nur bedingt – da können Sie sich wenigstens schon den Knüppel und einen Schild leisten – allerdings nicht die Kreaturen der Stufe 2 besiegen, wie man untrüglich annehmen sollte. Selbst wenn Sie mehr Lebensenergie als diese haben, ist Ihre Erfolgsquote mehr als bescheiden, da die Kretins derber zuschlagen als Sie selbst und auch öfter blocken.

Da stimmt doch etwas nicht, wird sich manch einer fragen. Und das zu Recht. Was anfänglich als Single-Player-Version zu funktionieren scheint, entpuppt sich spätestens jetzt als absolutes Gruppenspiel. Denn alleine können Sie nur Quest-Aufträge der Gattung „Lauf einmal im Kreis herum und gib ein Item ab und sag mir wieder Bescheid“ vollziehen. Da die meisten Aufträge sich allerdings darauf beschränken, massig Gegnergekröse der Schlacht zu entsorgen, stehen Sie alleine ziemlich bescheuert da. (Anmerkung: Auch wenn beschrieben wurde, die Aufträge wären nicht linear, muss ich dem entgegen halten: entweder sind die Entwickler so gut, dass ich das nicht merke, oder die Aufträge SIND linear.) Selbst, wenn Sie versuchen, die nächste Stufe zu erreichen und sich aufs Vermöbeln von Stufe 1-Gegnern beschränken, bekommen Sie für diese ca. 0,22 Erfahrungspunkte. Sie können sich selbst ausrechnen, wie viele Kämpfe hier zu bestreiten wären, um 100 Prozent bzw. EP zu erreichen. Was nicht heißt, dass es ab Stufe 3 oder 4 anders aussieht und besser wird. Mit anderen Worten: Ich habe für die nächsten Tage erst einmal die Schnauze voll.

Wie? Wirklich schon genug?

Optisch bietet Drachenkrieg allerdings viel Beschauliches; die Grafiken sind alles andere als langweilig. Die „gemäldeartige“, oft düstere Kunstumsetzung ist bestechend und übertrumpft an Atmosphäre Konkurrenten wie Gondal und Co. um Längen, und das nicht nur auf Grund der Animationen. An der Questvielfalt hingegen wird noch gearbeitet, sie könnte ruhig noch ein wenig düsterer und tiefschürfender sein, um sich stimmig ins Gesamtbild einzupassen. Das als neu angepriesene Kampfsystem ist nicht neu erfunden; über Echtzeitanimationen verfolgen Sie den stetigen Kampf. Vielfältige Spezial-Hiebe runden das Geschehen ab; die meisten davon müssen Sie selbst erproben und entdecken. Natürlich gibt es auch Vs.-Spiele gegen echte Gegner. Diese unterteilen sich in Duelle, Gruppen- und chaotische Kämpfe. In letzterem Fall werden Sie in eine Liste eingetragen, diese wird bei Austragung wild gemischt.
Ein weiterer Knackpunkt von Drachenkrieg ist auch das gut gemeinte, aber nicht wirklich hilfreiche Kartensystem. Am besten ist es, Sie schreiben sich die vielfältigen Wegverästelungen von Stadt zu Stadt in einer Art Diagramm auf, um nicht den richtigen Weg zu verfehlen, da einem die Weltkarte nicht wirklich weiterhilft, sondern nur die ungefähre Richtung weist.

Noch keine Freunde gefunden? Dann legen Sie sich einen Bot zu. Das ist ein Hilfscharakter, der Ihnen zum Sieg verhelfen kann, allerdings müssen Sie ihn versorgen und immer schön nett zu ihm sein... Für das ausreichende Töten bestimmter Monster gibt es hilfreiche Rüstungsgegenstände, Elixiere etc.; also ggf. erst einmal abwarten und kämpfen, ehe Sie sich das eine oder andere teure Ausrüstungsstück zulegen. Insgesamt gibt es vier Sets – vom Leder bis hin zum Ringelpanzer (mit Anfassen?), welcher ab Level 10 angelegt werden kann. Weiterhin können Sie sich spezialisieren und den Beruf des Geologen oder Kräuterkundlers erlernen – Entwicklung steht auf dem Plan. Bei den Abbaugebieten werden Sie jedoch während der Produktion stets wahllos von Tieren angegriffen und sollten stets auf der Hut sein. In der Bibliothek erwerben Sie schlussendlich alles Hintergrundwissen über die Welt Feo.

Fazit:Drachenkrieg hat eine durchaus interessante Vielfalt zu bieten. Haupt-Quests wie das Auffinden „Der Steine der Offenbarung“ geben dem Ganzen einen angemessenen Rahmen. Kleinere Logikfehler wie das Suchen des Atscha-Jungen in den Höhlen der Fledermäuse, das sich allerdings in der Kretshöhle befindet, sind zu verschmerzen. Die Auflevelung jedoch ist das größte Problem des Spiels, da sie zumeist nicht allein bestritten werden kann. Noch dazu kommen ein stotteriges Flash-Interface und das nervige „Zeit bis zum Übergang“-System, das den Sofort-Klick in eine neue Gegend/auf eine neue Straße im 15-Sekunden-Takt verhindert, und dessen Sinn ich nicht verstehen muss (an der Serverauslastung kann’s vorerst nicht liegen). Drachenkrieg ist somit zwar somit ein (optisch) guter Vertreter des Genres, aber nur mit viel Nerven, harten Drogen und Alkohol zu ertragen. Ob das der Sinn eines Entwicklerteams sein kann, Spieler in die konsequente Sucht zu treiben? Ach, warum eigentlich nicht.

Name:

Drachenkrieg

Website:

Sprache:

Deutsch

Genre:

Strategie

Präsentation:

+++++

Zugänglichkeit:

+++

Spielspaß:

+++

Downloadclient:

nein

Premium:

ja

Zeitaufwand:

sehr hoch

Lästerfaktor:

++

Alle bisher getesteten Browserspiele finden Sie in der Übersicht.

Gerald Meyer, Jahrgang 1975, ist freiberuflicher Autor; zuletzt erschien von ihm Das Abandonware-Lexikon . Meyer war Gründer des "G. Meyer Taschenbuch Verlag", in dem insgesamt 52 Titel erschienen sind, u. a. Klassiker-Neubearbeitungen, vorwiegend jedoch Newcomer aus dem Underground. Er ist Mitglied im Komitee des Kurd-Laßwitz-Preises. Website: www.geraldmeyer.de

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