Drachen mit Klasse
Die vier Charakterklassen verursachen in erster Linie Schaden. So haut der Waffenmeister im Nahkampf drauf, der Windläufer ficht bevorzugt im Fernkampf und so weiter. Dank Echtzeit-Kampfsystem, das Hotkey-Spezialfertigkeiten mit Angriffen auf den Maustasten kombiniert, gehen die Gefechte flott von der Maus. Klassisch auf ihre Rollen festgelegte Tanks oder Heiler gibt es in diesem Sinne allerdings nicht, sie sind für die Dungeons auch nicht zwingend notwendig.
Stattdessen geben die Drachen dankbare und fähige Prügelknaben ab, die zudem mit Heilzaubern ihre Frauchen und Herrchen am Leben erhalten. Und wo keine spezialisierten Tanks und Heiler gefordert sind, fällt auch das aus anderen MMOs bekannte lästige Warten auf entsprechend spezialisierte Spieler weg - wir finden das prima! Weniger prima finden wir, dass wir dadurch der Drachen-KI ausgeliefert sind.
Denn die computergesteuerten Riesenechsen spielen zwar normalerweise clever und zuverlässig (zumindest, wenn sie sich nicht gegenseitig angreifen), ihnen unterlaufen allerdings auch Patzer. Da kann man sich schon mal ärgern, wenn man durch den Fehler eines KI-Heilers stirbt, den ein fähiger menschlicher Kamerad wahrscheinlich nicht gemacht hätte. Zumal es nach dem Ableben viel weniger Spaß macht, computergesteuerte Drachen anzuschreien als echte Mitspieler (was wir natürlich beides nie tun würden, ähem).
Kommt Zeit, kommt Inhalt
Die Quests und Dungeons in Dragon's Prophet sind zwar nicht schlecht, aber auch keine Offenbarung. Immer wieder sollen wir die obligatorischen Wildschweine, Wölfe, Banditen und Zombies umnieten, irgendwelche Blumen pflücken und Dienstbotengänge erledigen. Instanzen existieren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für einen, drei oder fünf Spieler, und sogar ein Tool zur Gruppensuche ist vorhanden. Auch die üblichen Komfortfunktionen wie Banken, Auktionshäuser, Schnellreise-Teleporter und Crafting-Stationen sind vorhanden.
Für die nahe Zukunft plant der Entwickler Runewaker außerdem den ersten Raid-Inhalt. Auch ein komplexes Housing-System und Gildenkriege mit berittenem Drachenkampf und der Möglichkeit, eine eigene Burg zu erobern und Steuern zu erheben, sind im Prinzip bereits jetzt möglich. All das war bei unserem Testbesuch aber noch nicht völlig ausgereift und wird daher von den Spielern bisher nicht sehr intensiv genutzt. Ein Extralob verdient dafür die abwechslungsreich gestaltete Ausrüstung, die wir erbeuten. Gegenstände lassen sich sogar aufwerten, etwa mit magischen Kristallen.
Weniger erfreulich ist, dass die Items bei jeder Reparatur Haltbarkeit verlieren und so irgendwann nutzlos werden, weil sie bei jedem Bienenstich auseinander fallen. Diesen nicht ganz unwichtigen Umstand erklärt das Spiel aber nur nebenbei und nicht deutlich genug.
Unfertige Wackeltechnik
Dragon's Prophet hat noch einige Ecken und Kanten und fühlt sich unfertig an. Teilweise fehlen noch Soundeffekte, was sich besonders in Bosskämpfen schmerzlich bemerkbar macht. Viele Questreihen führen uns wieder und wieder in ein und dasselbe Gebiet zurück, wo wir nicht selten dreimal hintereinander denselben Boss töten sollen. Die riesige Spielwelt ist an und für sich ein Plus, sorgt auf den noch dünn besiedelten Servern aber auch für Einsamkeit.
Das Zähmen und Trainieren der Drachen ist dennoch ein ungemein spaßiges und in dieser Form einzigartiges Element. Jetzt müssen die Entwickler schleunigst in den weniger überragenden Bereichen des Spiels nachbessern. Also auch bei der Performance, die noch viel zu wünschen übrig lässt.
Mit Nvidia-Grafikkarten stürzt die Drachenhatz regelmäßig ab, mit AMD-Karten gibt es zwar keine Treiberabstürze, dafür wandert die Bildrate regelmäßig in den Keller. Und so schick die Spielwelt auch aussieht - so umwerfend ist die Grafik dann auch wieder nicht, zumal selbst auf der höchsten Detailstufe der weitere Umkreis des Helden im Nebel verschwindet.
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