Seite 3: E3 2012-Gespräch - Trends und Luftblasen

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Alles wird zu Call of Duty

André Peschke: Auch abseits von Gewalt: Generell scheinen die neuen Titel zur Zeit extrem auf die wenigen, Blockbuster zuzustreben. Beim neuen Splinter Cell dachte ich heute: »Das sieht aus wie Uncharted!«, »Jetzt sieht es aus wie Jason Bourne«, »Jetzt sieht es aus wie Call of Duty«. Aber kein einziges Mal dachte ich, es sähe aus wie Splinter Cell.

Michael Trier: Ja, die Spiele entwickeln sich in eine Richtung, wo sie sich immer ähnlicher werden. Die Charaktere sind das unterscheidende Merkmal, aber von der Geschichte her, von der ganzen Spielmechanik, werden sie immer ähnlicher.

Call of Duty: Black Ops 2 - Screenshots ansehen

Michael Günther: Bei Dead Space 3war es ganz besonders entsetzlich. Da habe ich nur gedacht: »Schreibt doch bitte irgendeinen Namen drüber, aber nicht Dead Space!«

André Peschke: Und man sieht es an allen Ecken und Enden. Sowohl Tomb Raiderals auch Star Wars: 1313haben Szenen, die beinahe wie eine Kopie der Anfangs-Szene von Uncharted 2wirken.

Michael Trier: Ich glaube, es herrscht im Moment einfach eine große Verunsicherung in der Branche. Es sind neue, große Wettbewerber wie Zynga auf den Plan getreten, man weiß nicht, wohin die Reise mit der digitalen Distribution genau geht, die Konsolengeneration wechselt möglicherweise bald – es sind einfach Zeiten des Umbruchs.

In solchen Zeiten gab es noch nie große Innovationen. Anstatt zu erzählen, wie man sich die Zukunft wirklich vorstellt, zeigen sie deswegen immer mehr vom Gleichen und spitzen die Sachen, die früher gut funktioniert haben, immer mehr zu. Das macht die Spiele aber natürlich relativ uniform.

Mehr Bildschirme braucht der Spieler

André Peschke: Weiterer großer Trend: Der „»Second Screen«. Wir haben bei allen drei großen Konsolenherstellern gesehen, dass man in irgendeiner Form das Spielen durch einen zweiten Bildschirm ergänzen will. Was ist da los? Laufen alle sicherheitshalber dem Trendsetter Nintendo hinterher?

Michael Trier: Ich denke, man will auf Nummer Sicher gehen. Die Geschichte vom Spielen auf verschiedenen Endgeräten, erzählt man uns ja schon lange. Also, dass wir zuhause zum Beispiel auf Konsole anfangen zu spielen und dann auf einem anderen Gerät fast nahtlos unterwegs weiter zocken dürfen. Ich glaube, wir stehen jetzt wirklich an der Schwelle, dass dies möglich wird. Die Wii U wird hier auf jeden Fall den Ton angeben. Dort werden die Konzepte entwickelt, die darüber bestimmen, wie erfolgreich das ist.

Ersteindruck des Wii-U-Gamepads Video starten 2:34 Ersteindruck des Wii-U-Gamepads

André Peschke: Das mit dem »unterwegs weiterspielen« finde ich auch attraktiv. Aber im Kern wird uns ja derzeit gezeigt, dass dieser zweite Bildschirm als Ergänzung fungiert. Entweder, weil ein zweiter Spieler auf ihm einen Geist spielt, den man jagen muss, wie in Nintendoland, oder indem man den »Batarang« in Batman: Arkham Cityjetzt auf dem kleinen Screen steuert. Alles, was ich da bisher gesehen habe, hat mich nicht besonders vom Hocker gehauen, wenn ich ehrlich bin. Im Falle von Batman war die Steuerung sogar ein Rückschritt. Glaubt ihr, das taugt am Ende was?

Michael Trier: Wage ich jetzt noch nicht zu prognostizieren.

André Peschke: Mal anders gefragt: Findet ihr das cool? Als Spieler. Spricht euch das an?

Michael Günther: Für mich ist das die letzte Verzweiflungstat, um die bestehende Generation noch über die Runden zu retten. Ich schließe meinen Laptop schon seit Monaten an den Fernseher an und steure ihn dann über eine App auf meinem Smartphone. Das ist wirklich cool, aber nichts, was man derart hoch aufhängen müsste.

Tobias Veltin: Ich finde, das meiste hat etwas von einem Handyspiel. Das findet man kurzfristig cool, aber dann lässt es schnell nach. Das man kurzzeitig den »Batarang« steuern kann, wie bei Batman: Arkham City für die Wii U, das kann es nicht sein.

André Peschke: Das fand ich besonders ernüchternd, ehrlich gesagt. Die Wii-U-Steuerung fand ich kein Deut besser als die herkömmliche. Ich frage mich insbesondere: Wo ist der spielerische Nutzen? Ich habe bis heute noch nichts gesehen, von dem ich dachte: »Wow! Das ist richtig geil!«. Das ging mir bei der Wii damals anders.

Michael Günther: Ganz im Gegenteil. Als die Wii U angekündigt wurde. habe ich noch gedacht: »Wie geil! Wenn dann jeder so ein Teil in den Händen hat und etwas völlig anderes sieht – irre!«. Aber alles, was danach kam, hat mich total ernüchtert. Immerhin haben sie ja nun angekündigt, dass man einen zweiten Controller anschließen kann. Das war ja seltsamerweise zu Anfang nicht geplant. Aber mal abwarten, was so ein Ding dann kostet. Was mich eventuell interessiert, ist, ob man ein cooles Spiel auf diesem Wege einfach mit ins Bett nehmen kann. Controller geschnappt und gut. Wenn das WLAN mitspielt.

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