Electronic Arts - Chef bereut: Nur noch Sequels sind ein Irrweg

Laut John Riccitiello, dem neuen Geschäftsführer von Publisher Electronic Arts, fehlt es der Computerspiele-Industrie momentan an der nötigen Innovation. Das berichtet die Online-Ausgabe des Wall Street Journal.

Der kalifornische Spieleriese müsse sich, genau wie andere Publisher auch, um neue Käuferschichten bemühen und vermehrt die Gelegenheitsspieler umwerben. Dafür seien Experimente mit neuen Ansätzen von Nöten: Abseits von teuren Spielen, die zwar 40-Stunden Spielspaß böten, aber von kaum einem Spieler durchgespielt würden.

»Wir langweilen die Leute zu Tode und produzieren Spiele, die immer schwieriger zu spielen sind«, wird Riccitiello zitiert. Zwar existierten auch positive Beispiele wie World of WarCraft oder die Musik-Spiele Guitar Hero (Playstation 2, Xbox 360) und Rock Band (Playstation 3, Xbox 360). Wirklich neue Gebiete erschlössen aber nur die wenigsten Computerspiele, so der EA-Geschäftsführer.

Die Entwicklung von Fortsetzungen sei nach wie vor eine vernünftige Strategie, solange die Nachfolger innovativer seien als es bisher der Fall gewesen sei. »Die Computerspielindustrie basiert zum größten Teil auf der Pflege und der Wiederholung von Spielemarken. Es gab viele Produkte, die aussahen wie der Vorgänger aus dem Jahr zuvor.«

»Aber wir könnten auch zu einer Art Formatradio werden«, sagt Riccitiello der New York Times »Schlimmstenfalls sind wir am Ende an einem Punkt, wo wir nur noch das machen, was wir in der Vergangenheit gemacht haben. Wir müssen uns aber selber neu erfinden.« Als größten Fehler bislang sieht er die Festlegung auf eine Zielgruppe. In fast abschätzigen Worten beschreibt er seine jetzige Käuferschaft. »[Wir und die Konkurrenz machen Spiele], die männliche Jugendliche mit schnellen Daumen überversorgen.« Das Heil sieht Riccitiello in zugänglicheren Spielen. In spätestens vier Jahren hat sich Electronic Arts grundlegend gewandelt: »Und wenn die meisten [von unseren Spielen] von Ihrer Mutter gespielt werden können und sie dabei auch noch Spaß hat, sind wir die Firma, wie ich sie mir vorstelle.«

Das Wall Street Journal sieht Riccitiellos Äußerungen als Antwort auf die noch immer schwächelnden Verkäufe der neuen Konsolen von Sony, Microsoft und Nintendo: Mehr als andere Publisher sei Marktführer Electronic Arts auf den bis jetzt ausgebliebenen Verkaufsschub durch den Generationenwechsel der Konsolen angewiesen.

John Riccitiello war bis 2004 Chef bei Electronic Arts. Als Teilhaber der Venture-Kapital-Gesellschaft Elevation Partners, die er zusammen mit U2s Bono aufgezogen hat, hat er in der folgenden Zeit zum Beispiel Bioware mit Pandemic zusammengeführt. Seit April 2007 ist er wieder zurück auf seinem alten Chef-Posten bei Electronic Arts. Seine Mission ist klar definiert: Der zuletzt schwächelnde Konzern muss wieder zurück auf die Erfolgsspur.

zu den Kommentaren (0)

Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.