Fazit: Elex im Test - Die Zukunft von Gothic ist zum Glück nicht rosig

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Fazit der Redaktion

Dimitry Halley
@dimi_halley
Die ersten Spielstunden von Elex sind gleichzeitig die schlechtesten. Man kriegt permanent auf die Mütze, ärgert sich über die Macken des Kampfsystems, das man ja ohnehin noch nicht gemeistert hat. Das Dorf der Berserker, für die meisten Spieler wohl die erste Anlaufstelle, erinnert außerdem so sehr an Gothic, dass Elex seine großen Innovationen erst viel später richtig ausspielen kann. Aber bei Xardas' Bart: Es lohnt sich, am Ball zu bleiben!

Ich habe selten ein Rollenspiel erlebt, bei dem der erste Eindruck sich so vom letztlichen Fazit unterscheidet. Und das nach den ersten fünf Stunden so rasant so viel besser wird. Für mich kam der Wendepunkt, als ich meine popelige Axt in der Wüste endlich gegen ein Kettensägenschwert austauschte und mit der Erkundung der Welt begann. Magalan ist eine der interessantesten Rollenspiel-Welten, die ich seit Morrowind erlebt habe, weil man schlicht keine Ahnung hat, was hinter der nächsten Ecke wartet. Die tollen Quests verstärken diesen Sog nur.

Natürlich kann man sich an den Ecken und Kanten des Spiels reiben; man kann sich sogar umfangreich über die Schwächen von Elex aufregen. Aber das ändert nichts daran, dass ich mit dem Gesamtprodukt extrem viel Spaß habe. Elex setzt um, was Videospiele ohnehin besser können als alle anderen Medien: Es bietet mir eine Welt, in die ich eintauchen möchte, in der ich mich komplett verlieren kann. Atmosphäre war immer schon die größte Stärke von Piranha Bytes. Und wer genau darauf in einem Rollenspiel den meisten Wert legt, der darf Elex nicht verpassen.

Michael Graf
@Greu_Lich
Piranha Bytes hat mit Elex das hinbekommen, was sie schon immer gut konnten - alleine der Umfang ist eine beachtliche Leistung für ein 30-Mann-Team. Mich hätte aber gefreut, wenn Piranha Bytes mit Elex auch das hinbekommen hätte, was sie noch nie gut konnten. Ansehnliche Animationen etwa, eine packende Inszenierung, ausdrucksstarke Gesichter, ein sauberes Interface und ein Kampfsystem, das einfach flutscht.

Rein technisch und mechanisch betrachtet ist Elex jedoch bestenfalls Mittelmaß. Und noch dazu anfangs derart zäh und trocken, dass manch Piranha-Neuling prompt in Schockstarre verfallen dürfte. Danach wird es fraglos besser; Spielwelt, Atmosphäre und Quests trösten über die vielen Ecken und Kanten hinweg.

Dennoch bleibt Elex - wie Gothic, wie Risen - ein Spiel, auf das man sich einlassen muss. Ein Spiel, aus dem man den Charme herausklopfen muss wie Ketchup aus einer angebrochenen Flasche. Und dann kommt wie üblich viel mehr heraus, als man erwartet hätte.

Heiko Klinge
@HeikosKlinge
Ich liebe Punk Rock, obwohl es handwerklich gesehen sicherlich anspruchsvollere Musik gibt, als Drei-Akkorde-Geschrammel mit lyrisch wenig anspruchsvollen In-die-Fresse-Texten. Aber ich spüre zumindest bei den guten Bands, dass ihre Songs eine Seele haben und wie sehr sie ihr Herz auf der Zunge tragen. Sie machen das nicht, um reich zu werden. Sie machen es, weil es lieben. Nunja, und ein bisschen machen sie es auch, weil sie nichts anderes können.

Elex ist für mich wie Punk Rock. Rein handwerklich gesehen machen die meisten Rollenspiele einen besseren Job. Trotzdem fühle ich mich einfach wohl und irgendwie verstanden, wenn ich Elex spiele. Ich mag es, wie es mir in den ersten Stunden das Gefühl gibt, ein schwächlicher Niemand zu sein, so dass hier jeder Level-Aufstieg noch wirklich eine Bedeutung hat. Ich mag es, dass Entscheidungsfreiheit hier mehr heißt, als nur zwischen Dialogoption A und B zu wählen. Ich mag einfach diesen typischen Piranha-Bytes-Stil.

Und in Elex kommt dieser Stil deutlich stärker zum Tragen als in der gesamten Risen-Serie. Man merkt dem Spiel an, dass Piranha Bytes hier deutlich mehr Freiheiten hatte, ihr Ding durchzuziehen. Wer ein glattpoliertes AAA-Abenteuer erwartet, sollte tunlichst die Finger davonlassen. Wer allerdings 15 Jahre nach Gothic 2 mal richtig wieder Bock darauf hat, sich in ein sperriges, aber ungemein atmosphärisches Rollenspiel-Biest mit den typischen Piranha-Bytes-Tugenden zu verbeißen, für den geht mit Elex ein Traum in Erfüllung.

6 von 7

nächste Seite


zu den Kommentaren (254)

Kommentare(229)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.