Dumm wie Bohnenstroh
Doch hier schlagen wieder Wegfindungsprobleme und Designpatzer zu: Zwar müssen wir nicht mehr jedem Feuerwehrmann einen Hydranten einzeln zuweisen, dafür bekommen wir immer wieder die Nachricht, dass keine Hydranten verfügbar sind - obwohl es im Zielbereich mehr als genug Wasserspender gibt. Dann wieder laufen die Feuerwehrleute komplett um den Block, um zu einem Hydranten zu gelangen, der eigentlich nur wenige Meter freien Weges entfernt steht. Einmal rollt der Feuerwehrmann den Schlauch richtig lang aus, um auf der Rückseite eines Gebäudes einen Baum zu löschen (clever!), kurz danach läuft er für ein weiteres, nur zwei Meter entferntes Ziel den ganzen Weg zurück, schraubt den Schlauch ab und sucht sich einen anderen Hydranten (der nicht vorhanden ist, wie uns das Spiel dann erklärt!).
Polizisten sind oft ebenfalls dumm wie Brot. Den Brandstifter haben wir von drei Polizisten zu Fuß verfolgen lassen. Während der Verfolgung konnte er in aller Seelenruhe drei weitere Häuser abfackeln, und wir beobachteten derweil, wie die Polizisten teilweise in die völlig entgegengesetzte Richtung liefen - und sich auch auf ausdrücklichen Mausbefehl nicht davon abbringen ließen. Entweder es handelt sich dabei um Sympathisanten oder um eine unglaublich blöde KI. Nun, Serienveteranen wissen, dass sich diese Probleme schon seit Emergency 5 im Spiel befinden. Und sie sind unverändert grausam.
Da stehen mit dem Megaphon eingesammelte Schaulustige so dicht um den Polizisten herum, dass der nicht mehr aus dem Menschenpulk rauskommt. Da zappeln unsere Einsatzfahrzeuge beim Rangieren derartig um die eigene Achse, dass es uns die Tränen in die Augen treibt. Und spätestens wenn der Rettungswagen bei freier, vierspuriger Straße seinen Weg zum Hauptquartier durch die komplett volle Gegenfahrbahn (!) und über den Gehsteig (!) sucht, wird Emergency 2017 zur unfreiwillig komischen Simulations-Satire.
Generalüberholung nötig
Was trotz der Wegfindungsaussetzer eine durchaus motivierende Einsatzsimulation sein könnte, entpuppt sich in der Praxis als nervige Klickorgie, deren größte Probleme sich seit Jahren nicht verbessert haben. Es hilft keine neue Kampagne, es helfen keine Terroristen und Pegidisten, wenn das Spiel selbst ein Anschlag auf unsere Geduld ist. Dabei ist die Grundidee des Spiels nach wie vor faszinierend. Nur müsste mal das gesamte Gameplay-Grundgerüst überholt werden: Die KI braucht eine komplette Überarbeitung, die Einheiten müssen in einem gewissen Rahmen selbständiger reagieren (zum Beispiel konsequent zurückschießen!), und es fehlen zudem jede Menge Erklärungen.
Wofür brauchen wir einen SEK-Roboter? Wann setzen wir den Bergungshubschrauber ein? Wie retten wir Leute aus dem Wasser? Wenn es nicht in der Aufgabe steht, wird oft nicht klar, was die Einheiten eigentlich bewirken. Die Hilfe-Buttons zeigen bloß, wie wir Leute ein- oder aussteigen lassen, aber keine Infos zur Einheit an sich. Das ist schwach. Aber auch der Umfang an sich lässt deutlich erkennen, dass es sich bei Emergency 2017 eigentlich nur um einen DLC zu Emergency 5 handelt. Das wird eindrucksvoll durch das Tutorial belegt, für das einfach die Anfangsmissionen aus Emergency 5 kopiert wurden, das immerhin genau wie Emergency 2016 im Spiel enthalten ist. Mit einer nur fünf Missionen umfassenden Kampagne und der bereits erwähnten neuen Hundestaffel sind dann auch alle Neuerungen abgefrühstückt. Trotzdem wird das Spiel zum Vollpreis verkauft.
Leicht verbesserte Technik
Technisch hat sich ebenfalls wenig getan. Die grafischen Verbesserungen sind bestenfalls marginal, der Sound ist der gleiche wie eh und je. Dennoch ist das Spiel auch mit zwei Jahre alter Engine immer noch recht hübsch anzusehen, und einige der Zwischensequenzen machen sogar richtig was her. Performanceaussetzer oder Abstürze hatten wir im Test keine zu verzeichnen, und wir können endlich jederzeit speichern.
Fans, die schon die Vorgänger gern gespielt haben und mit den Macken vertraut sind, können sich Emergency 17 als Upgrade für wenig Geld besorgen. Die Fortschritte der Reihe in den letzten Jahren sind aber für einen Vollpreistitel viel zu wenig.
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