Enderal bei den Game Awards 2016 - Respekt muss sein!

Die Game Awards 2016 wollten den Enderal-Moddern eigentlich Respekt zollen – und haben sie stattdessen vor den Kopf gestoßen. Für Maurice ein fatales Signal.

Dass eine prestigeträchtige Preisverleihung eine ganze Kategorie einfach mal vergessen haben soll, ist schon peinlich genug. Man stelle sich vor, den Oscars fiele erst hinterher auf, dass sie gar keine beste Nebendarstellerin gekürt haben!

Aber dass die Game Awards 2016 ausgerechnet die Auszeichnung für die beste Fankreation nach eigener Angabe schlicht vergessen haben, das tut doppelt weh. Denn es beweist einen schockierenden Mangel an Respekt gegenüber der Community.

Industrie vor Community

Was eine Ehre hätte sein sollen, wird so für die Nominierten zum Schlag ins Gesicht. Da hat man die Chance, auf einer der größten Videospiel-Preisverleihungen für seine Mühen belohnt zu werden, erwartet gespannt die Verleihung, bleibt sicher sogar extra wach, um sie live zu schauen - und dann wird die Fankreations-Kategorie mit keinem Wort erwähnt.

Im Lauf der Veranstaltung werden abwechselnd große Spiele wie Overwatch mit Preisen bedacht und neue Videos aus Blockbustern wie Mass Effect: Andromeda gezeigt. Aber die Favoriten für die beste Fankreation, die Entwickler der großartigen Skyrim-Mod Enderal, sind nach Verkündigung aller Gewinner am Ende verwirrt und enttäuscht:

Auf Facebook taten die Enderal-Macher ihre Verwirrung kund. Auf Facebook taten die Enderal-Macher ihre Verwirrung kund.

Erst später gibt Geoff Keighley, Organisator und Gesicht der Game Awards, gegenüber Kotaku bekannt: »Wir wollten im Lauf der Pre-Show und Hauptshow alle Gewinner abdecken, aber haben unbeabsichtigterweise versäumt, Enderal fürs Gewinnen der besten Fankreation zu gratulieren.« Ein verdienter Sieg für Enderal!

Warum es so genial ist:Enderal im Test

Aber mit einem bitteren Nachgeschmack, das Team hat bis heute noch keine offizielle Stellungnahme der Award-Show erhalten. Und selbst Keighleys Klarstellung lief nur über Kotaku auf Anfrage eines mit ihm befreundeten Journalisten, statt dass er den Fehler auf seinen eigenen Kanälen von selbst eingestand. Wie mir Enderal-Autor Nicolas Lietzsau verriet, weiß er aktuell nicht einmal, ob sie ihre Trophäe überhaupt erhalten werden.

Das sendet für mich eine klare und bedauernswerte Botschaft: Bei den Game Awards feiert die Industrie sich selbst - und die Fans nur dann, wenn irgendwo noch Zeit ist. Und jemand daran denkt.

Der Autor
Maurice Weber hat keine Scham, in einem Artikel mehr Respekt für Modder zu fordern, obwohl er selbst einer ist. Er bastelt in seiner Freizeit an der Edain-Mod für Schlacht um Mittelerde 2 - und bildet sich keineswegs ein, dafür je einen Games Award zu gewinnen, aber wie Enderal von den Veranstaltern behandelt wurde, stieß ihm doch sauer auf.

Zumal bereits im Vorfeld zwei ursprünglich nominierte Fankreationen von der Liste gestrichen wurden und nur noch Enderal und Brutal Doom 64 übrig blieben. AM2R: Another Metroid 2 Remake und Pokémon Uranium flogen beide raus.

Der Grund: Sie wurden von Nintendo kurz nach Veröffentlichung aus Copyright-Gründen plattgemacht und die Game Awards wollten nicht riskieren, selbst den Zorn des Publishers auf sich zu ziehen. »Das war echt schade«, so Keighley gegenüber Kotaku. Finde ich auch - vor allem, da die Industrie Fans und Moddern so viel zu verdanken hat.

Enderal - Test-Video: 87 für eine Mod! Video starten 8:14 Enderal - Test-Video: 87 für eine Mod!

Was Modder für die Branche tun

Dass Skyrim noch Jahre nach Release in aller Munde ist, liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil an Projekten wie Enderal. Geniale Mods, die alte Titel auffrischen, Fans bei der Stange halten und sie dazu bringen, ein Spiel immer wieder anzuschmeißen, lange nachdem die Entwickler sich anderen Projekten zugewandt haben. Böse Zungen könnten gar behaupten, dass sich Bethesda bei seinen PC-Versionen zu einem gewissen Grad auf die Modder verlässt, zum Beispiel, um das Interface erträglich zu machen.

Die Werke der Fans:Die besten Mods für Skyrim HD

Auch wenn Modding heutzutage insgesamt weniger Ansehen genießt als früher noch. Neue Spiel sind immer seltener umfangreich modbar, anders als Diablo 2 kann der dritte Teil beispielsweise nicht von Fans verändert haben.

Einige der beliebtesten aktuellen Spiele und Genres stammen ursprünglich aus Modderhand - Dota 2 ist nur ein Beispiel. Einige der beliebtesten aktuellen Spiele und Genres stammen ursprünglich aus Modderhand - Dota 2 ist nur ein Beispiel.

Dabei hat so manche Mods ihrerzeit die ganze Industrie auf den Kopf gestellt! Wie sähe heute die Spieleszene aus ohne Dota? Oder ohne Counter-Strike - dessen Entwickler Valve schlauerweise gleich an Bord holte. Heute können wir das wohl als einen der cleversten Schachzüge der Spielegeschichte betrachten.

Und es zeigt: Fans und Modder sind keine Randstatisten, die man im Zweifelsfall auch mal unter den Tisch fallen lassen kann. Sie haben Respekt verdient.

Doom - Zehn tolle Mods fürs Shooter-Urgestein Video starten 6:20 Doom - Zehn tolle Mods fürs Shooter-Urgestein

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