Eine Stadt pro Region
Anders als in verwandten Genrevertretern wie Age of Wonders 3 oder Warlock 2 ist es nicht gestattet, die Karte mit Städten vollzupflastern - Auriga ist in Provinzen eingeteilt, in denen jeweils nur eine Stadt erlaubt ist. Gute Platzierung ist demnach Pflicht, da eine Siedlung zu Beginn nur die jeweils direkt angrenzenden Hexfelder beackert. Wächst eine Stadt, docken wir weitere Stadtviertel an und erweitern so den Arbeitsbereich.
Um eine Stadt noch effektiver wirtschaften zu lassen, setzen wir Heldencharaktere als Gouverneure ein. Die Heroen haben jeweils eigene Talentbäume und lernen wie in einem Rollenspiel bei einem Levelaufstieg neue Talente hinzu. Je nach eigenen Vorlieben züchten wir uns so spezialisierte Stadtverwalter heran.
Die andere Einsatzmöglichkeit für Helden ist, sie als Oberkommandierende an die Spitze unserer Armeen zu stellen, in denen sie als besonders starke Einheiten mitkämpfen. Zu Beginn des Spiels dürfen Armeen aus bis zu vier Einheiten plus Held bestehen, die gemeinsam ins Gefecht ziehen, wenn es zu einer Schlacht kommt.
Zum Zuschauer degradiert
Die Taktik-Schlachten im Spiel sind leider der große Schwachpunkt von Endless Legend und verdienen diese Bezeichnung eigentlich nicht. Die Entwickler der Amplitude Studios haben anscheinend eine große Vorliebe dafür, Spiele mit Kampfsystemen zu entwickeln, bei denen der Spieler nicht eingreifen kann.
Schon in Endless Space wurden alle Weltraumgefechte in einem automatisch ablaufenden Drei-Phasen-System abgewickelt, bei dem die Raumschiffe sich erst auf Raketendistanz, dann mit Energiewaffen und zum Schluss auf Laserpistolen-Schussweite duellierten - fast ohne Zutun des Spielers.
In Endless Legend läuft es ähnlich ab: Zu Beginn einer Schlacht treffen wir nur die binäre Entscheidung, ob wir unsere Truppen nahe am Gegner oder weiter entfernt positionieren. Danach dürfen wir für alle unsere Kampfeinheiten einmalig festlegen, welcher Gegner beschossen oder im Nahkampf angegangen wird - alles Weitere findet ohne unser Zutun statt, der Kampf läuft solange von selbst weiter, bis die unterlegene Seite besiegt ist.
Clevere Winkelzüge, Zaubersprüche und taktische Manöver wie in den rundenbasierten Schlachten von Heroes of Might and Magic oder Age of Wonders 3 sind unmöglich, die Gefechte sind reiner Zuschauersport. Zwar verfügen einige Einheiten über aktive Spezialfähigkeiten wie Verlangsamungszauber, setzen diese aber ungefragt selbstständig ein.
Konsistenz beim Interface
Der Schuss in den Ofen, den die taktischen Kämpfe in Endless Legend darstellen ist umso ärgerlicher, als dass er von den Entwicklern gewollt so ins Spiel eingebaut ist. Trotzdem ist Endless Legend ein reizvolles Fantasy-Strategiespiel, das auch in der Early-Access-Version schon für glänzende Augen bei Rundenstrategie-Reichsverwaltern sorgen dürfte. Die Kombination aus Expansion, Forschung, Verhandlungen mit konkurrierenden Völkern und der Erkundung der Welt funktioniert bereits prima.
Fans von Endless Space oder dem noch nicht ganz fertigen Hybriden aus Roguelike und Tower Defense Dungeon of the Endless werden sich schnell zurechtfinden, da die Amplitude Studios ein durchgängiges Interface-Design nutzen, bei dem die meisten Elemente und Symbole universelle Verwendung finden. Auch die Geschichten der drei Spiele teilen sich ein Erzähluniversum, wobei Dungeon of the Endless den Anfang macht.
Obwohl bereits alle geplanten Elemente im Spiel enthalten sind - eine Menge Arbeit haben die Entwickler mit Sicherheit aber noch mit dem genauen Austarieren der Balance der verschiedenen Spielsysteme. Noch sind manche Taktiken und Einheiten zu mächtig - Waldläufer-Bogenschützen beispielsweise spicken auch die fiesesten Dämonen im Fernkampf mit Pfeilen, bevor diese überhaupt eine Chance haben, ihre Klauen im Nahkampf einzusetzen.
Auch die geplante Tutorial-Kampagne wird den Einstieg für viele Spieler hoffentlich noch erleichtern.
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