Es war einmal #55 - Spieler retten Counter-Strike

Diese Woche in »Es war einmal«: Wie die BPjS tausende Spieler gegen sich aufbrachte.

Täglich berichtet GameStar.de über die aktuellen Ereignisse in der Welt der Videospiele, doch wie ist der »status quo« überhaupt entstanden? In dem wöchentlichen Format »Es war einmal« wagen wir den Blick in die Vergangenheit und präsentieren Ihnen die wichtigsten News, die heißesten Gerüchte, und die besten Neuerscheinungen vor genau neun Jahren.

28. Februar 2002 - 06. März 2002

Die wichtigsten News

Die BPjS im Indizierungswahn

Bildquelle: http://wallpaperpassion.com/upload/2541/counter-strike-bang-wallpaper.jpg Bildquelle: http://wallpaperpassion.com/upload/2541/counter-strike-bang-wallpaper.jpg

Die Woche vor genau neun Jahren ging für Spieler ziemlich bescheiden los: Am 28. Februar 2002 bestätigte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schiften (BPjS), dass der Multiplayer-Shooter Unreal Tournament indiziert wurde. Und dass, obwohl UT bereits drei Jahre vorher erschienen ist. Da die BPjS aber nur auf Antrag prüft, war eine Indizierung auch noch einige Jahre nach dem Release des Spiels möglich.

Noch am gleichen Tag wurde bekannt, dass die US-Version des Ego-Shooters Return to Castle Wolfensteinebenfalls indiziert wurde. Der Publisher Activision hatte zwar eine deutsche Version ohne verfassungsfeindliche Symbole erstellt, die BPjS hatte die US-Version aber nicht nur deshalb indiziert. Auch der Gewaltgrad des Shooters hat zu der Entscheidung beigetragen, der in der deutschen Version ebenfalls zu finden ist. Die USK-Einstufung »ab 16 Jahren« hat nichts gebracht, auch die die deutsche Version von Return to Castle Wolfenstein wurde einige Monate später indiziert.

Heute wäre das übrigens nicht mehr möglich. Die BPjS heißt mittlerweile BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) und ist von der Entscheidung der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) abhängig. Wenn ein Spiel also eine Alterseinstufung ab 16 Jahren bekommt, darf die BPjM dieses Spiel nicht mehr indizieren. Eine Indizierung hätte auch weitreichende Folgen: Das Spiel dürfte nicht mehr öffentlich beworben werden. Der Verkauf würde negativ beeinträchtigt, da indizierte Titel nur mit entsprechenden Vorkehrungen im Versandhandel angeboten werden dürfen; der Verkauf in Geschäften ist nur in einem abgetrennten Bereich oder unter der Ladentheke möglich. Große Kaufhausketten verzichten meist direkt auf den Verkauf von indizierten Titeln. Da es keine eindeutige Rechtsprechung zum Thema kritische Rezension gibt, muss auch GameStar auf Tests solcher Spiele verzichten.

GameStar sammelte Unterschriften gegen die Indizierung von CS. GameStar sammelte Unterschriften gegen die Indizierung von CS.

Vor neun Jahren wurden also die beiden Shooter Return to Castle Wolfenstein und Unreal Tournament indiziert. Die Spieler fanden das logischerweise überhaupt nicht gut, aktzeptierten die Entscheidung aber größtenteils. Was sie hingegen überhaupt nicht akzeptierten, war eine Meldung vom 5. März 2002. An dem Tag wurde bekannt, dass auch der unglaublich beliebte Multiplayer-Shooter Counter-Strikezur Prüfung bei der BPjS eingereicht wurde. Schlimmer noch: Laut einer Sprecherin war die Indizierung von Counter-Strike »bereits beschlossene Sache«. Lediglich der Umzug der Prüfstelle und angebliche Netzwerk-Probleme hatten die Indizierung verschoben.

Was folgte, war eine Welle der Empörung. Tausende Spieler beschwerten sich bei der BPjS über die anstehende Indizierung ihres Lieblingsspiels. Die BPjS war auf diese gewaltige Resonanz der CS-Community nicht vorbereitet und rollte den Fall noch einmal auf. Als dies bekannt wurde, machte sich auch GameStar gegen die Indizierung stark und bot den Spielern eine Plattform. Über 25.000 Unterschriften wurden gesammelt und die Mehrheit der Spieler argumentierte gegenüber der BPjS mit vernünftigen und sachlichen Argumenten.

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Die Prüfstelle zeigte sich überrascht von der Resonanz und lud erstmals zwei Spieler ein, die in das Prüfungsverfahren eingeweiht wurden und vor einem Gremium ihre Argumente gegen eine Indizierung von Counter-Strike vorbringen durften. Besonderes Augenmerk lag neben dem Verweis auf den taktischen Anspruch auch auf der Abhängigkeit ganzer Unternehmen. 2002 war Counter-Strike der mit Abstand beliebteste Multiplayer-Shooter; in unzähligen Ligen konnten Spieler international gegeneinander antreten.

Im Mai hat sich die BPjS entgegen allen Erwartungen und zur Freude der Spieler gegen eine Indizierung von Counter-Strike entschieden: "In dem Spiel werden in erheblichem Umfang strategische Vorgehensweisen angeboten, als auch die Möglichkeit in den Spielergemeinschaften zu kommunizieren", heißt es in der Begründung. Die Spieler feierten ihren Sieg, der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder schmollte: Er bezeichnete die Entscheidung der Bundesprüfstelle als "absolut verkehrtes Signal." Geändert hat dies freilich nichts, Counter-Strike und der Nachfolger Counter-Strike: Sourcegehören weiterhin zu den wichtigsten Multiplayer-Shootern der Branche.

Was ist sonst noch passiert?

Freelancer bekommt einen Release-Termin +++ Tropico 2 wird angekündigt +++ Rayman 3 wird auch angekündigt +++

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