Individuen ohne Individualität
Wo World of WarCraft schwächelt, trumpft Everquest 2 fast schon übertrieben auf: bei der Erstellung eines Charakters. Mit ein paar Klicks ist es nicht getan, ihren Helden wählen Sie aus 15 Rassen (eine sechzehnte ist noch nicht von Sony frei geschaltet). Da stehen edle Hochelfen in den Startlöchern, hässliche Trolle oder winzige Gnome. Denen können Sie nicht nur Haut- und Augenfarbe nach Ihrem Gusto verpassen, Sie dürfen sogar die Größe von Ohren, Nase und Kinn bestimmen. Hohe Wangenknochen oder Pausbacken? Wuschelmähne, Glatze, Geheimratsecken? Bis Sie Ihren Charakter fertig gebaut haben, vergehen gut und gerne 40 Minuten. »Mir doch wurst, wie ich aussehe«-Typen können per zufälliger Auswahl auch das Spiel die Bastelei übernehmen lassen. Vorsicht: Manche Rassen sind von vornherein an einen Startpunkt gebunden. So werden Hochelfen im freundlichen Qeynos ins Abenteuer starten. Dunkelelfen hingegen treten in Freihafen an, wo der Umgangston eher dem in einer Hafenspelunke ähnelt.
Wer das erste Mal in die Welt von Everquest 2 eintaucht, absolviert ein Tutorial auf einem Segelschiff (beim zweiten Charakter können Sie es überspringen). Der Kapitän macht Sie in kleinen Aufgaben mit der Steuerung vertraut. Danach setzt man Sie auf einer Insel ab. Erst dort bestimmen Sie, welche Heldenklasse Ihr Charakter haben soll: Kämpfer, Magier, Priester oder Scout. Später im Spiel verzweigen sich die vier Startklassen in weitere Spezialisierungen. Das geschieht gleich zwei Mal, bei den Stufen 10 und 20. So kann aus einem gewöhnlichen Kämpfer später ein edler Qeynos-Paladin werden. Fähigkeiten erlernen Sie automatisch beim Erreichen eines höheren Levels. Der genreübliche Gang zum Trainer entfällt. Zwar können Sie so Ihren Helden nicht »verskillen« (in eine nutzlose Richtung entwickeln), aber die Individualität bleibt auf der Strecke. Blöd auch, dass die meisten neuen Künste irgendwann nur bessere Varianten von bereits erlangten sind. Positiver Nebenaspekt hingegen: Es gibt kaum einen Charakter, der signifikant stärker ist als ein anderer - auch nicht klassenübergreifend.
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